Rendezvous mit Übermorgen
Geräusch ...«
»Und das zweite Mal, könnte das zufälligerweise aufgetreten sein, als ich im Lager meine kleine Auseinandersetzung mit Dr. Brown hatte? Wenn ja, würde das meine Hypothese wohl unterstützen.«
Kosmonautin des Jardins tippte mehrere Tasten auf der Konsole, und ihre Software führte ein neues Subprogramm ein. Sie besah sich die Daten auf den beiden Hälften des gesplitteten Bildschirms. »Ja«, sagte sie, »das könnte hinkommen. Der zweite Störfall ereignete sich zwanzig Minuten vor der Evakuierung aus Rama - also etwa gegen Ende der Konferenz.« Sie trat von der Konsole zurück. »Aber ich kann das bizarre Verhalten Ihres Herzens nicht einfach damit abtun, dass Sie erregt waren.«
Sie starrten sich gegenseitig ein paar sehr lange Sekunden hindurch an. »Und was versuchen Sie mir damit zu sagen, Doktor?«, fragte Takagishi leise. »Wollen Sie mir Bettruhe in meiner Koje hier auf der Newton verordnen? Jetzt - wo der bedeutsamste Augenblick in meiner ganzen Laufbahn gekommen ist?«
»Ich überlege es mir gerade«, antwortete Nicole unumwunden. »Ihre Gesundheit hat für mich Vorrang vor Ihrer Karriere. Ich habe bereits ein Besatzungsmitglied verloren. Ich glaube nicht, dass ich es mir leicht verzeihen könnte, wenn es ein zweites Opfer gäbe.«
Sie sah das Flehen im Blick des Kollegen. »Mir ist klar, wie kritisch diese Rama-Explorationen für Sie sind - und wie entscheidend. Und ich versuche schon die ganze Zeit, mir irgendeinen rationalen Grund zusammen zu basteln, wie ich es rechtfertigen könnte, die Messdaten von gestern zu ignorieren.« Sie setzte sich ans andere Ende der Pritsche und wandte den Kopf ab. »Aber für mich als Ärztin - nicht für die Newton-Kosmonautin ist das verdammt schwer.«
Sie hörte, wie Takagishi näher rückte, und fühlte die leichte Berührung seiner Hand auf ihrer Schulter. »Ich weiß, wie schwierig es in diesen letzten Tagen für Sie gewesen sein muss«, sagte er. »Aber Sie trifft überhaupt keine Schuld. Wir alle wissen, dass der Tod von General Borzow unvermeidlich war.«
Nicole las in seinem Blick die Achtung und Freundschaft, die Takagishi für sie empfand. »Ich weiß zutiefst zu schätzen, was Sie vor dem Start für mich getan haben«, sprach er weiter. »Aber wenn Sie sich nun verpflichtet sehen, meine Aktivitäten zu beschneiden ... werde ich keinen Einwand erheben.«
»Verdammt!« Nicole erhob sich rasch. »So einfach ist es nicht. Ich habe diese Nacht fast eine Stunde lang über Ihren Werten gesessen. Da, schauen Sie sich das an! Die Diagramm-werte für die letzten zehn Stunden sind vollkommen normal. Nicht der geringste Hinweis auf irgendeine Anomalie. Und Sie hatten wochenlang auch keinerlei Störung. Bis gestern. Was ist das bloß bei Ihnen, Shig? Haben Sie nun einen Defekt im Herzen - oder haben Sie einfach nur ein sonderbares Herz?«
Takagishi lächelte sie an. »Meine Frau hat einmal zu mir gesagt, ich hätte ein seltsames Herz. Aber ich glaube, sie meinte dabei etwas ganz, ganz anderes.«
Nicole aktivierte den Scanner und holte die Realzeitdaten auf den Monitor. »Da, da haben wir es wieder.« Sie schüttelte den Kopf. »Die Signaturen eines völlig gesunden Herzen. Kein Kardiologe der Welt würde meine Diagnose bestreiten.« Sie bewegte sich auf die Tür zu.
»Also, wie lautet das Urteil, Doc?«, fragte Takagishi.
»Ich hab es noch nicht gefallt«, antwortete sie. »Aber Sie konnten mir helfen. Kriegen Sie einfach in den nächsten paar Stunden wieder einen Anfall, dann hab ich's leichter.« Sie winkte ihm mit der Hand zu. »Wir sehen uns beim Frühstück.«
Richard Wakefield trat gerade aus seiner Kabine, als Nicole durch den Gang kam. Sie entschloss sich spontan, mit ihm über die RoSur-Software zu reden.
»Einen schönen guten Morgen, Prinzessin«, sagte er im Näherkommen. »Was treibt Euch wach zu dieser frühen Stunde um? Doch was Aufregendes, möchte ich hoffen.«
»Wie es nun einmal steht«, gab sie im gleichen verspielten Ton zurück, »war ich grad auf der Suche nach Euch ...« - er blieb stehen »um mit Euch zu reden. Schenkt Ihr mir eine Minute?«
»Für Euch, Madame la doctoresse«, antwortete er mit einem übertrieben lüsternen Grinsen, »opfere ich der Minuten zwei! Aber nicht mehr! Begreift mich recht, mich hungert's. Und wenn ich nicht gestillt werd, wenn ich darbe, verwandle ich mich in einen grässlichen menschenfresserischen Ogre .« Nicole lachte. »Also, was haben Sie auf dem Herzen?«, fügte er
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