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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Kosmonautenteam die Stadt ebenso ausgestorben und ohne Anzeichen von Leben gefunden wie das restliche Rama auch. Handelte es sich bei diesem gewaltigen neungeteilten Komplex vielleicht eigentlich um eine ungeheuer komplizierte Maschine, wie die Erstbesucher vermutet hatten, oder war das lange schmale Eiland (zehn mal drei Kilometer) doch wahrhaftig eine Stadt, deren Bewohner vor langer Zeit verschwunden waren?
    Sie stellten das Eismobil am Ufer des gefrorenen Meeres ab und gingen einen Pfad entlang, bis sie auf eine Treppe stießen, die zur Zinne der die Stadt umgebenden Mauer führte. Aufgeregt stapfte Takagishi an die zwanzig Meter vor Wakefield und Sabatini einher. Beim Höhersteigen eröffneten sich ihnen immer mehr Einzelheiten der Stadt.
    Richard war besonders fasziniert von den geometrischen Formen der Bauten. Neben den normalen hohen, schlanken Wolkenkratzern gab es verstreute Kugeln, rechtwinklige feste Blöcke, sogar gelegentlich ein Polyhedron. Und sie waren eindeutig alle zu einer Art Muster geordnet. Ja, sagte er sich, als sein Blick suchend über die faszinierenden Baukomplexe hinglitt, dort drüben liegt ein Dodekahedron und da ein Pentahedron...
    Seine mathematischen Überlegungen wurden jäh unterbrochen, denn auf einmal erloschen alle Lichter, und die ganze ramanische Binnenwelt war in Finsternis getaucht.

24 Geräusche im Dunkel
    Anfangs konnte Takagishi absolut nichts sehen. Ihm war, als sei er plötzlich erblindet. Er blinzelte zweimal und blieb in der Totalfinsternis reglos stehen. Die kurzfristige Stille der Comm-Verbindungen machte einem erbarmungslosen Lärmbrei Platz, als sämtliche Kosmonauten zugleich zu sprechen begannen. Takagishi stemmte sich tapfer gegen die in ihm anwachsende Furcht und versuchte, sich an die letzte Szene zu erinnern, die er visuell aufgenommen hatte, bevor die Lichter ausgingen.
    Er stand da auf der Ringmauer, etwa einen Meter vom gefährlichen Rand entfernt, und schaute über New York hin. Während der letzten Sekunden hatte er weit nach links geblickt und in etwa zweihundert Metern Entfernung gerade noch flüchtig eine Treppe wahrgenommen, die in die Stadt hinabführte. Danach erlosch die Szenerie ...
    »Takagishi?«, hörte er Wakefield rufen, »sind Sie okay?«
    Er wandte sich um und wollte antworten; dabei merkte er, dass erweiche Knie bekommen hatte. In der völligen Finsternis hatte er die Orientierung verloren. Um wie viel Grad hatte er sich gedreht? Hatte er exakt rechtwinklig der Stadt gegenüber gestanden? Wieder rief er sich den letzten Bildeindruck vor Augen. Die Mauerkrone lag zwanzig, dreißig Meter über dem Grundniveau der Stadt. Ein Sturz musste fatale Folgen haben.
    »Hier bin ich«, sagte er zögernd. »Aber ich stehe zu dicht an der Kante.« Er ließ sich auf alle viere nieder. Das Metall fühlte sich unter den Händen kalt an.
    »Wir kommen«, verkündete Francesca. »Ich suche grad nach dem Licht an meiner Videokamera.« Takagishi drehte die Lautstärke seines Comm-Pak herunter
    und horchte auf die Geräusche, die von seinen zwei Gefährten kommen mussten. Sekunden später sah er ein fernes Licht. Die beiden Gestalten konnte er kaum ausmachen.
    »Wo sind Sie, Shigeru?«, fragte Francesca. Der Schein ihrer Kameralampe erhellte nur den Bereich unmittelbar um sie.
    »Hier oben. Hier oben.« Er schwenkte die Arme, ehe ihm bewusst wurde, dass sie ihn ja nicht sehen konnten.
    »Ich wünsche absolute Ruhe!«, brüllte David Brown über das Kommunikationssystem. »Bis klar ist, wo jeder sich befindet.« Nach einigen Sekunden hörte der Gesprächssalat auf. »Also, Francesca«, fuhr Brown fort, »was tut sich dort unten bei euch?«
    »Wir steigen die Walltreppe Richtung New York rauf, David. Etwa hundert Meter von der Stelle, wo wir das Eismobil abgestellt haben. Dr. Takagishi war vor uns, bereits oben. Wir können das Licht meiner Kamera benutzen. Gehen rauf, ihn suchen.«
    »Janos? Wo sind Sie mit Rover Zwei?«, fragte Dr. Brown als Nächstes. »Etwa drei Kilometer vom Lager. Scheinwerfer funktionieren prima. Könnten in zehn Minuten oder so zurück sein.«
    »Fahren Sie dorthin zurück und gehen Sie ans Navigationspult. Wir bleiben in der Luft, bis Sie gecheckt haben, dass die Zielpeilung von dort aus funktioniert... Francesca, seid vorsichtig, aber kommt so schnell wie möglich zum Lager zurück. Und gebt uns alle paar Minuten einen Bericht durch.«
    »Roger, David«, sagte Francesca. Sie schaltete ihr Comm-Pak aus und rief wieder nach Takagishi.

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