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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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konnte, dass der Gang überhaupt an die Oberfläche führte, aber mein Instinkt sagte mir, dass er das tat. Das Problem war, dass Steven und ich gerade mal den Anfang des Ganges erkundet hatten. Er konnte noch alle möglichen Windungen und Kurven haben. Und wie lang er war, wusste ich auch nicht, aber irgendwie ahnte ich, dass ich hier richtig war.
    Während ich über den Rasen in Richtung Wald schlenderte, hatte ich plötzlich das untrügliche Gefühl, beobachtet zu werden. Ich hielt an und sah mich um, weil ich dachte, dass Steven vielleicht vom Haus aus herüberschaute. Aber durchs Küchenfenster sah ich, dass er gerade eine Nummer ins Telefon tippte.
    Ich drehte mich um mich selbst, um herauszubekommen, wo das Gefühl herkam. Mein Blick wurde immer wieder vom Haus angezogen. Nochmals schaute ich zur Küche – und mir stockte der Atem. Genau hinter Steven stand im Durchgang zum Esszimmer die schattenhafte Gestalt eines alten Mannes. Steven sprach gerade vollkommen ahnungslos mit dem Pizzaservice. Wild fuchtelnd rannte ich auf die Küche zu. Aber er sah mich nicht. Als ich noch sechs, sieben Meter entfernt war, hob Steven den Kopf, und unsere Blicke trafen sich. Ich bremste und zeigte auf die Gestalt, während ich die Worte Hinter dir! mit den Lippen formte. Er schien nicht zu begreifen, also legte ich die Hände als Trichter um den Mund und schrie: »Hinter dir!«
    Steven drehte sich um, gab einen markerschütternden Schrei von sich und ließ das Telefon fallen. Im nächsten Augenblick war Andrew Sables Geist verschwunden.

8
     
     
    »Bist du wirklich sicher, dass du ihn nicht fassen kannst?«, fragte Steven.
    »Andrew Sable ist ein verdammt schlüpfriger Geist«, erklärte ich ihm. Wir hatten mittlerweile das ganze Erdgeschoss abgesucht und kehrten nun in die Küche zurück. »Ich rufe und rufe und versuche, ihn zum Sprechen zu bewegen, aber er meldet sich einfach nicht.«
    Steven betrachtete kritisch meine Kluft aus Jeans, Pullover und Wanderstiefeln. »Vielleicht liegt’s daran, was du trägst. Mein Großvater mochte Damen. Du solltest das Kleid anziehen, das du für mich getragen hast.«
    Ich starrte ihn finster an. »Erstens: Was ich anhabe, ist für eine Geisterjagd genau das richtige Outfit. Zweitens: Ich hab das Kleid nicht für dich getragen.«
    »Du hattest es auch an, als du mit anderen Männern ausgegangen bist?« Sein selbstsicheres Grinsen zeigte mir, dass er die Antwort kannte.
    »Vielleicht liegt es ja nicht an mir, dass er sich nicht meldet. Vielleicht kommt er nicht darüber hinweg, dass sein Enkel vor Angst kreischt wie ein kleines Mädchen.«
    Steven presste sich die Hand aufs Herz. »Autsch. Ich bin getroffen.« Doch sein Grinsen blieb.
    Mir tat der Kommentar ohnehin schon leid. »Entschuldige. Wenn mein Blutzucker unten ist, kann ich ganz schön zickig sein. Wie lange braucht die Pizza?«
    Steven lachte leise. »Ich hoffe, sie kommt überhaupt. Ich glaube, der Mann am Telefon war etwas ungehalten, als ich ihm ins Ohr gebrüllt habe.«
    »Gibt’s hier was zum Knabbern?«, fragte ich in leiser Hoffnung.
    »In der Vorratskammer sind ein paar Cracker. Du kannst dich gern bedienen.« Er deutete auf eine kleine Doppeltür neben dem Kühlschrank.
    Ich folgte dem Rat und öffnete sie. Verblüfft holte ich Luft. Steven wurde aufmerksam. »Was ist? Meldet sich mein Großvater?«
    »Gewissermaßen ja«, sagte ich. »Schau.«
    Steven kam zu mir herüber und sah hinein. Ihm fiel buchstäblich die Kinnlade herunter. »Ich glaub, mich tritt ein Strohsack!«
    Mein Blick schnellte zu ihm. »Bitte jetzt keine Slang-Versuche.«
    Steven ignorierte mich. Er starrte weiter in die Vorratskammer. »Hast du so was schon mal gesehen?«
    »Nein«, gab ich zu. »Wir sollten auf jeden Fall ein Foto machen. Ich halte das für ziemlich einzigartig. Gilley und ich sammeln solche Sachen auf unserer Website.«
    Drinnen herrschte nicht gerade eine Riesenauswahl an Nahrungsmitteln – es gab ein paar haltbare Sachen wie Mehl, Zucker und Nudeln, dazu ein paar Dosen Gemüse und Suppe. Doch nicht der Inhalt der Vorratskammer war ungewöhnlich. Sondern die Anordnung.
    Jede einzelne Packung stand auf dem Kopf – außer einer. Genau in der Mitte, als Blickfang zwischen all den umgedrehten Dosen und Tüten, stand einsam und aufrecht eine Packung Haferflocken.
    »Was hab ich dir gesagt?« Steven hob die Packung in die Höhe. »Mein Großvater wollte gesund leben. Nicht sterben. Diese Botschaft aus dem Jenseits ist der

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