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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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für deinen Großvater gilt das Gleiche.«
    Steven kratzte sich am Kopf. »Ich bin verwirrt. Was meinst du mit verausgaben?«
    Ich seufzte. »Es ist für einen Geist nicht sonderlich anstrengend, sich ungesehen zwischen uns zu bewegen, ohne dass wir ihn wahrnehmen. Aber sobald er versucht, eine andere Gestalt anzunehmen, strapaziert er sozusagen seinen Akku.«
    »Aha?«
    Ich versuchte es weiter. »Wenn sich ein Geist sichtbarmachen will, hat er drei Möglichkeiten: Sphäre, Schatten oder volle Gestalt. Wie schon gesagt, bleiben die meisten Geister über längere Zeit unbemerkt, aber irgendwann reift in ihnen der Wunsch, Kontakt aufzunehmen. Die meisten versuchen es zuerst mit solchen Lichtkugeln, die wir oben gesehen haben.«
    »Ja, verstehe.«
    »Wenn sie stark genug sind, können sie auch als dunkler Schatten erscheinen. Oft sehen diese Schatten nicht sehr menschlich aus, nur wie lange schwarze Flecke an der Wand. Manchmal können sie aber auch aussehen, wie der Schatten eines Menschen, nur dass der Mensch und die Lichtquelle fehlen.«
    »Unheimlich.«
    »Ja, das sind sie. Wofür sie am meisten Energie benötigen, ist die volle physische Gestalt. Die meisten Geister können sie nur ein paar Augenblicke lang aufrechterhalten, bevor sie müde werden und verschwinden. So wie Andrew vorhin.«
    »Also hat er seine Energie verausgabt, um nach draußen zu gehen und auf uns zu zeigen?«
    »Auf jeden Fall. Er dürfte sich jetzt einige Stunden lang still verhalten.«
    »Aber Maureen hat sich nur in Sphären verwandelt. Sie kann noch in der Nähe sein.«
    »Möglich, aber es erfordert auch extrem viel Energie, physische Objekte zu bewegen. Mit dem Schaukelstuhl ist sie quasi Achterbahn gefahren. Und falls sie auch Gilley geschubst hat … na, das muss sie auch ziemlich geschlaucht haben.«
    »Und was heißt das für uns?«
    »Dass wir eine Zeit lang unbehelligt Triggerobjekte und Bewegungsdetektoren aufstellen können.«
    Steven erhob sich. »Gut. Fangen wir an.«
    Die nächste Stunde verbrachten wir damit, alle Räume, die ich als vielversprechend markiert hatte, sowie ein paar andere, wo sich Steven zufolge sein Großvater gerne aufgehalten hatte, sorgfältig zu präparieren. Schließlich war nur noch der Weinkeller übrig.
    Wir öffneten die Tür zur Kellertreppe, und Steven schaltete das Licht ein. Auf der Treppe kam uns ein eisiger Luftzug entgegen. Steven hielt mich zurück. »Stopp. Fühlst du das?«
    »Ja.« Ich spürte der Kälte nach. »Hm, komisch«, meinte ich dann.
    »Was?«
    »Dass mein Radar nicht anspringt. Normalerweise spüre ich einen Geist sofort, wenn ich einen Raum betrete. Aber hier nicht.«
    Steven zog den Arm zurück. »Sollen wir es untersuchen?«
    »Ja, natürlich«, sagte ich und drängte mich an ihm vorbei.
    Am Fuß der Treppe ließ ich den Blick durch den Raum gleiten, während ich mit meiner Intuition weiter nach der Ursache des Temperaturwechsels suchte. Doch nichts »klopfte« an mein Energiefeld.
    Steven trat neben mich. »Ich glaube, ich weiß, warum du nichts spürst.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Schau, dort.«
    Ich gehorchte – und überrascht sah ich, dass die Tür, die weiter nach unten führte, weit offen stand. Ich hielt die Hand in die Richtung. »Ach so. Daher der kalte Luftzug.«
    »Die Frage ist, wer hat sie geöffnet?«
    »Ich ganz bestimmt nicht«, sagte ich schnell.
    »Ich weiß. Ich war der Letzte, der hochging, nachdem wir die Fernseher heruntergebracht hatten, und ich erinnere mich, dass die Tür zu war, als ich mich umdrehte.«
    »Tja«, sagte ich bedauernd, »Geister lieben offene Türen.«
    »Warum das?«, fragte er. »Können sie nicht einfach durch Wände gehen?«
    »Oh, das machen sie auch. Ich würde darauf tippen, dass es ihnen ein Gefühl von Macht gibt, Türen zu öffnen oder zu schließen. Etwas Materielles manipulieren zu können, stellt eine Verbindung zwischen ihnen und dem Raum her, in dem sie sich aufhalten.«
    »Also haben mein Großvater oder Maureen diese Tür geöffnet?«
    »Sieht so aus.«
    »Komm«, sagte er. »Schauen wir hinein.«
    Wir traten zu der Tür und spähten ins Dunkle. Erstaunt sah ich, dass es kein Raum war, sondern ein langer Gang. »Hui. Hattest du nicht gesagt, das sei ein Vorratsraum?«
    Steven wirkte nicht weniger erstaunt als ich. »Das dachte ich zumindest.«
    »Weißt du, wohin er führen könnte?«
    Er überlegte. »Nein.«
    »Nun.« Ich machte einen Schritt vorwärts. »Es gibt nur einen Weg, um das rauszufinden.«
    »Das habe ich

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