Rendezvous um Mitternacht
heißmacht.«
»Womit nur noch ein winzig kleines Problem übrig bleibt«, sagte Gilley.
»Steven junior.«
»Bingo.«
Ich seufzte und schob den Teller weg. »Damit wissen wir aber immer noch nicht, warum diese gottverlassene Ecke hier Steven senior so wichtig ist. Es ist unerschlossener Wald. Was bringt ihm das?«
»Kann ich noch nicht sagen, M.J.«, sagte Gilley. »Aber ich versuche es rauszufinden.«
Da kam aus der Diele eine Stimme. »Bist du bereit?«
Ich sah auf, und Gilley drehte sich um. Es war Steven.
»Wohin?«, wollte ich wissen.
»Zurück zum Jagdhaus. Ich will, dass du noch einmal Kontakt mit meinem Großvater aufnimmst. Ich muss beweisen können, dass mein Vater diesen Mord begangen hat, um zu verhindern, dass er Annalise und Shanah Leid zufügt.«
In diesem Moment kam Helen mit dem Telefon in der Hand aus der Küche geeilt. »Steven!«, rief sie aufgelöst. »Ihr Haussitter ist dran. Er sagt, bei Ihnen sei eingebrochen worden!«
Steven nahm den Hörer, und Gilley und ich lauschten, während er einige Minuten lang scharfe, knappe Fragen stellte wie: »Wann?« und »Wo waren Sie in der Zeit?« und schließlich: »Was wurde gestohlen?« Danach beendete er das Gespräch recht schnell. Wir sahen ihn fragend an.
»Jemand ist heute Nacht bei mir eingebrochen und hat mein Badezimmer in ein Chaos verwandelt.«
»Was will jemand in deinem Badezimmer?«, fragte ich.
»Vielleicht Medikamente. Der Dieb wusste vielleicht, dass ich Arzt bin.«
»Und warum informiert der Typ dich erst jetzt?«
»Mein Haussitter hatte von gestern auf heute Nachtdienst. Sobald er nach Hause kam, hat er mein Handy angerufen.«
Ich legte verwirrt den Kopf schief.
»Das, das ich im Pool dabeihatte«, fügte Steven hinzu.
Ich sah Gilley an. Der kam ebenfalls nicht ganz mit. »Du bist mit deinem Handy schwimmen gegangen?«
»Das ist eine lange Geschichte«, sprang ich eilig in die Bresche. »Komm, Steven, wir sollten langsam los.« Im Aufstehen gab ich Doc einen Kuss aufs Köpfchen. »Ruf mich an, wenn du was herausfindest, Gil«, bat ich, schon auf dem Weg zur Tür.
Er grinste. »Hab schon verstanden. Viel Glück, ihr zwei.«
Auf dem Weg zum Aston bemerkte ich jene ominöse graue Limousine, die langsam am B&B vorbeifuhr. Ich versuchte zu erspähen, wer am Steuer saß, aber durch die getönten Scheiben ließ sich nichts erkennen.
»Was ist?«, fragte Steven.
Ich schielte zu ihm hinüber. »Ach nichts«, sagte ich achselzuckend. Aber der Gedanke an das Auto verursachte mir ein mulmiges Gefühl in der Magengrube, das mir gar nicht gefiel.
In Grabesstille fuhren Steven und ich zurück zum Spukschloss. Seine düstere Laune hatte sich nicht gebessert, und mir war klar, dass es seiner geistigen Verfassung nicht gerade gutgetan hatte zu hören, dass ein zweites Mal bei ihm eingebrochen worden war. Also ließ ich ihn mit seinen Gedanken allein, statt ein Gespräch anzufangen.
Am Jagdhaus angekommen, parkte Steven das Auto direkt vor dem Eingang. Kaum standen wir, da wandte er sich mir zu. »Entschuldige, dass ich ärgerlich war. Ich mache mir Sorgen darüber, wie sich die Dinge entwickeln.«
»Willst du die Polizei in Cambridge anrufen und dich von ihr genau ins Bild setzen lassen?«
»Nicht jetzt. Ich fürchte, ich mache sonst kawumm.«
Ich lächelte leicht und öffnete die Tür. »Verstehe. Hauptsache, du denkst daran, dass ich zu den Guten gehöre, okay?«
»Ich nehme es zur Kenntnis.« Er folgte mir die Stufen hinauf. Drinnen horchten wir, ob Andrew oder Maureen aktiv waren. Alles war ruhig. Steven sah mich erwartungsvoll an.
Ich nickte, schloss die Augen und sammelte mich. Dann schaltete ich jenen Kanal in meinem Gehirn ein, den außer mir nur wenige Menschen empfangen konnten. Andrew?, sandte ich einen geistigen Ruf aus. Maureen? Ich wartete ein paar Herzschläge lang, dann öffnete ich die Augen und winkte Steven. Aus dem zweiten Stock hatte ich einen winzigen Zug gespürt.
Schweigend stiegen wir die Treppe hoch, immer wieder innehaltend, um zu lauschen. Auf dem Treppenabsatz im ersten Stock hörten wir beide einen dumpfen Schlag von oben. »Was war das?«, flüsterte Steven.
»Ich denke, Maureen«, sagte ich und ging weiter. »Komm, vielleicht ist sie bereit, mit mir zu reden.«
Im zweiten Stock schlichen wir leise den Flur entlang und spitzten die Ohren, damit uns nicht der kleinste Laut entging. Als wir zu dem Schlafzimmer kamen, wo das Bild von Maureen stand, hörten wir einen noch lauteren Schlag, dann
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