Rendezvous
schwierig werden, das mit deinem ausgeprägten Anstandsgefühl zu vereinbaren, stimmt's?«
»Solltest du mich etwa auslachen, Miss Ballinger?«
»Nein, Sir. Ich dächte im Traum nicht daran.« Sie rang darum, das Grinsen zu verbergen, das an ihren Mundwinkeln zog. Sie fragte sich, warum sie sich nach einem derart verblüffenden Vorfall so beschwingt und fröhlich fühlte.
Harry fluchte leise. »Ich fange an zu glauben, dass wenn ich nicht ganz außerordentlich vorsichtig bin, du einen unglaublich schlechten Einfluss auf mich haben wirst, Augusta.«
»Ich werde mich nach Kräften bemühen«, murmelte sie. Dann wurde sie wieder nüchtern. »Aber was die Sondergenehmigung betrifft — ich halte es wirklich nicht für notwendig, etwas derart Drastisches zu unternehmen, Harry.«
»Nein?« Er zog die Augenbrauen hoch. »Nun, ich aber. Und nur darum geht es hier. Ich werde dir morgen den Ort und die Zeit mitteilen. Und ich werde mit deinem Onkel reden und ihm erklären, dass es jetzt keine andere Wahl mehr gibt.«
»Aber genau das ist es ja, Harry. Wir haben eine andere Wahl. Ich habe es nicht besonders eilig. Und eine Heirat ist etwas so Endgültiges, nicht wahr? Ich will, dass du ganz genau weißt, was du tust.«
»Du meinst, du hast immer noch Bedenken.«
Sie biss sich auf die Lippen. »Das habe ich so nicht gesagt.«
»Du brauchst es nicht zu sagen. Du hast von Anfang an versucht, Zeit herauszuschinden, schon seit dem Tag unserer Verlobung. Aber jetzt sind die Dinge zu weit gegangen, und für keinen von uns beiden gibt es eine ehrbare Alternative dazu, die Heirat so schnell wie möglich zu bewerkstelligen.«
Augusta spürte, wie ihr die Furcht einen Stich versetzte. »Ich hoffe, du drängst jetzt nicht darauf, weil du das Gefühl hast, alles wieder gutmachen und das Richtige tun zu müssen. Mir ist klar, dass du sehr heikel bist, wenn es um Fragen von Anstand und Schicklichkeit geht, aber es besteht wirklich keine Notwendigkeit für diese Hast.«
»Sei keine dumme Gans, Augusta. Es besteht die allergrößte Notwendigkeit, diese Heirat vorzuverlegen. Du könntest jetzt schon schwanger sein.«
Ihre Augen wurden groß. »Gütiger Himmel, daran habe ich überhaupt nicht gedacht.« Was nur ein Beweis dafür ist, welches Chaos heute Nacht in meinem Kopf herrscht, dachte sie. Ich könnte schwanger sein. Ein Baby von Harry bekommen. Instinktiv legte sie schützend ihre Hand auf ihren Bauch.
Harrys Blick folgte ihrer Geste. Er lächelte. »Offensichtlich war dir diese Möglichkeit zwischenzeitlich entfallen.«
»Wir könnten doch eine Weile warten und sichergehen«, wagte sie sich vor.
»Wir werden keinen Tag länger als nötig warten.«
Sie hörte den unerbittlichen Tonfall und wusste, dass jeder weitere Einwand zwecklos war. Sie war noch nicht einmal sicher, ob sie weitere Diskussionen wollte. Sie wusste in dem Moment absolut nicht, was sie wollte.
Wie es wohl sein würde, ein Baby von Harry zu bekommen?
Augusta saß angespannt und still da, bis die Kutsche vor Lady Arbuthnotts Haus vorfuhr.
Beim Aussteigen wandte sich Augusta ein letztes Mal an Harry. »Es ist noch nicht zu spät, um es sich anders zu überlegen. Ich bitte dich, triff vor morgen früh keine Entscheidungen. Es könnte gut sein, dass du die Dinge dann anders siehst.«
»Ich werde morgen viel zuviel damit zu tun haben, eine Sondergenehmigung einzuholen und mich gewisser Angelegenheiten anzunehmen, und daher werde ich ohnehin keine Zeit finden, es mir anders zu überlegen«, teilte er ihr mit. »Komm, ich begleite dich durch den Garten zu einer Hintertür. Du kannst dich in einem von Sallys Schlafzimmern umziehen, und dann wird sie dich mit einem Begleiter in ihrer Kutsche nach Hause schicken.«
»Was soll das heißen, du wirst morgen zuviel zu tun haben?« erkundigte sie sich, als er eilig mit ihr auf die Hintertür des Hauses zulief. »Was hast du denn morgen noch vor, außer die Sondergenehmigung einzuholen?«
»Ich habe unter anderem vor, Lovejoy einen Besuch abzustatten. Versuch doch bitte, dich etwas schneller zu bewegen, Augusta. Es bereitet mir großes Unbehagen, mit dir in deinem Aufzug im Freien herumzulaufen.«
Aber Augusta grub plötzlich ihre Fersen, die in Stiefeln steckten, in
den Boden und blieb ganz und gar stehen. » Lovejoy? Was, zum Teufel, soll das heißen — du willst ihm einen Besuch abstatten?« Sie hob die Hände und packte seine Rockschöße. »Harry, du wirst ihn doch nicht zum Duell herausfordern, oder
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