Rendezvous
wunderbar. Ich hätte schrecklich gern Geheimtinte.«
»Bei Gelegenheit bereite ich dir mit dem größten Vergnügen einen Vorrat zu.« Harry schien amüsiert zu sein. »Ich sollte dich jedoch gleich warnen — für die normale Korrespondenz ist sie nicht furchtbar zweckmäßig. Der Empfänger muss den chemischen Wirkstoff haben, der die Schrift sichtbar macht.«
»Man könnte sein Tagebuch damit abfassen.« Augusta unterbrach sich. »Aber vielleicht wäre ein Geheimcode noch besser. Ja, diese Vorstellung gefällt mir.«
»Ich würde mir lieber vorstellen, dass meine Frau ihrem Tagebuch keine so großen Geheimnisse anzuvertrauen hat, dass unsichtbare Tinte oder ein Geheimcode erforderlich wären.«
Augusta missachtete die leise Warnung, die aus seinem Tonfall herauszuhören war. »Hast du deshalb während des Kriegs soviel Zeit auf dem Kontinent zugebracht?«
»Leider ja.«
»Es ist allgemein angenommen worden, du würdest deine Forschungen in den alten Sprachen vertiefen.«
»Ich habe soviel geforscht wie möglich, vor allem, als ich in Italien und Griechenland war. Aber einen großen Teil meiner Zeit musste ich für die Krone opfern.« Harry nahm sich einen Treibhauspfirsich aus dem Korb. »Da der Krieg jetzt vorbei ist, kann ich mir jedoch Gedanken darüber machen, zu interessanteren Zwecken wieder auf den Kontinent zurückzukehren. Hättest du Lust mitzukommen, Augusta? Wir werden Meredith natürlich mitnehmen. Reisen sind äußerst bildend.«
Augusta zog eine Augenbraue hoch. »Wer braucht deiner Meinung nach diese Bildung, ich oder deine Tochter?«
»Meredith würde zweifellos von dieser Erfahrung am meisten profitieren. Du dagegen brauchst dich noch nicht einmal aus unserem Schlafzimmer hinauszubegeben, um deine Bildung zu vertiefen. Und ich muss sagen, dass du eine sehr gelehrige Schülerin bist.«
Augusta war gegen ihren Willen schockiert. »Also Harry, manchmal sagst du die anstößigsten Dinge. Du solltest dich schämen.«
»Ich bitte um Verzeihung, meine Liebe. Mir war nicht klar, dass du auf dem Gebiet der Sittsamkeit eine solche Koryphäe bist. Ich beuge mich deinem größeren Wissen in solchen Angelegenheiten.«
»Sei still, Harry, oder ich kippe das, was von unserem Picknick noch übrig ist, über deinem Kopf aus.«
»Wie Sie wünschen, Madam.«
»Und jetzt sag mir lieber, warum du so sicher sein kannst, dass mein Bruder nicht auch im Geheimdienst der Krone gearbeitet hat.«
»Es spricht alles dafür, dass er, wenn es so gewesen wäre, für mich gearbeitet hätte, entweder direkt oder indirekt. Ich habe erklärt, dass der größte Teil meiner Pflichten darin bestanden hat, Aktivitäten anderer zu leiten, die in derselben Branche tätig waren. Diese Leute ihrerseits haben über ihre Kontakte eine gewaltige Menge von Informationen zusammengetragen und mir alle diese Informationen übermittelt. Ich hatte den verfluchten Kram zu sortieren und musste versuchen, die Spreu vom Weizen zu trennen.«
Augusta schüttelte vor Erstaunen den Kopf und brachte es immer noch nicht fertig, sich Harry in einem solchen Arbeitsumfeld vorzustellen. »Aber es müssen doch ungeheuer viele Leute in diese Dinge verwickelt gewesen sein, sowohl hier als auch im Ausland.«
»Manchmal zu viele«, stimmte Harry ihr trocken zu. »Zu Kriegszeiten haben Spione viel von Ameisen bei einem Picknick. Größtenteils sind sie äußerst lästig, aber es ist unmöglich, ohne sie auszukommen.«
»Wenn sie so zahlreich wie Insekten sind, hätte Richard in solche Aktivitäten verwickelt sein können, und du hättest vielleicht doch nichts davon gewusst«, beharrte Augusta.
Harry knabberte einen Moment lang schweigend an seinem Pfirsich. »Diese Möglichkeit habe ich in Betracht gezogen. Daher habe ich einige Nachforschungen angestellt.«
»Nachforschungen? Was für Nachforschungen?«
»Ich habe ein paar von meinen alten Freunden aus der Branche gefragt, um in Erfahrung zu bringen, ob Richard Ballinger zufällig offiziell im Geheimdienst tätig war. Die Antwort hat nein gelautet, Augusta.«
Augusta zog die Knie an und schlang die Arme darum, während sie sich mit der Entschiedenheit seines Tonfalls herumschlug. »Ich glaube immer noch, dass an meiner Theorie etwas dransein könnte.«
Harry schwieg.
»Du musst zugeben, es besteht eine geringe Chance, dass Richard in so etwas hereingeraten ist. Vielleicht ist er zufällig auf etwas gestoßen und wollte die Informationen an die entsprechenden Behörden weiterleiten. «
Harry
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