Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
Vom Netzwerk:
Besucher aus Deutschland brechen auf.
    »Das klingt wahrscheinlich bescheuert, aber wir waren ja in Noordwijk. Ich kannte meinen Freund, die beiden anderen
Typen jedoch überhaupt nicht. Weiß man ja nicht, ob die nicht eine neun Millimeter im Strumpf haben. Ich musste auf jeden Fall jetzt erstmal noch mit denen zurück nach Deutschland, da wollte ich kein Theater.« Erst später sei ihm klar geworden, dass er sich am besten umgehend selbst ein Auto geliehen hätte.
    Die Rückfahrt verlief wie die Hinfahrt, der Fahrer ging am Telefon seinen Geschäften nach, die drei Passagiere schwiegen. Bevor sie die Grenze überquerten, stoppten sie an einer Tankstelle und versorgten sich an einem Automaten mit Frikandeln, der niederländischen Fast-Food-Spezialität aus Fleisch und Mehl. An der Tankstelle, wo sie sich morgens getroffen hatten, trennte sich der Spieler dann von den anderen.
    »Erst als ich wieder in meinem Auto saß, fühlte ich mich besser«, berichtet der Spieler. »Insgesamt war das schon sehr unangenehm, das Gespräch mit diesem Typen erst und dann vor allem die Rückfahrt. Ich hatte ja überhaupt nicht damit gerechnet, dass mich mein Freund in so eine Situation bringen würde. Ich meine, im Grunde sollte ich da ja zu einer Straftat angestiftet werden.« Er habe überlegt, warum sein Freund ihn überhaupt in so etwas hineingezogen habe. Vielleicht habe der unter finanziellem oder anderem Druck gestanden. »Die Freundschaft habe ich natürlich gekündigt.«
    Fußballprofis, das zeigt auch das Verhalten des Zweitliga-Spielers, befinden sich häufig in außergewöhnlichen Situationen. Sie hinterfragen sie längst nicht immer. Obwohl er schon ein paar Jahre dabei und durchaus nicht naiv sei, sagt der Spieler, habe er nicht damit gerechnet, dass man ihn in so eine Situation bringen könne. Dann sinniert er noch, was passieren könnte, wenn der Fall nicht nur bekannt,
sondern mit seinem Namen verbunden würde. Er habe nichts Verbotenes getan, natürlich, aber das will er trotzdem vermeiden. »Ich erinnere mich noch gut daran, wie drei Spieler vom VfL Osnabrück in der Zeitung hingehängt wurden. Das war, als der Wettskandal bekannt wurde, im November 2009, nur ein paar Wochen nach unserer Holland-Fahrt. Man hatte denen überhaupt nichts bewiesen, die waren einfach nur in Verdacht. Aber hängen bleibt ja dann immer, dass man etwas mit der Sache zu tun hatte.« Dem Deutschen Fußball-Bund hat der Spieler sich nicht offenbart. »Wo nichts war, gibt es auch nichts zu offenbaren«, sagt er. Dass er von einem Wettmafioso ein Angebot zur Spiele-Manipulation erhielt, scheint ihm für den DFB nicht von Interesse zu sein.
    Leute, die den Handyoberschalenverkäufer kennen, schätzen ihn als durchaus nicht harmlos ein. Der wirke nicht so, unterhalte aber beste Kontakte mit Typen, von denen man lieber keinen Besuch bekomme, heißt es in der Wettszene. Der Spieler sagt, er habe keine Angst. »Ich habe mir bei denen ja nichts zuschulden kommen lassen.« Auch Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizisten scheinen ihn nicht in Verdacht zu haben, sich mit der Wettmafia eingelassen zu haben. Eineinhalb Jahre nach seinem Kontakt mit Paul Rooij hatten die Beamten kein Ermittlungsverfahren gegen den Zweitligaspieler eingeleitet.

7
DER ABSTIEG
    Sara erkennt ihren Freund kaum wieder. Morgens steht er freiwillig auf und trifft sich mit Pedro Gonzalez zum Sondertraining, zwei und manchmal sogar drei Mal pro Woche. Ausgerechnet Schnitzler, der Bewegung gern vermeidet. Im Donnerspark an der Elbchaussee laufen der Fitnesstrainer und der Stürmer im Spätsommer 2008 gemeinsam die Hänge rauf und runter. Gonzalez kommt auch zum Heimtraining in die Hafencity. Dort wohnen Schnitzler und Sara inzwischen in der Straße Am Kaiserkai, die direkt auf die Baustelle der Elbphilharmonie zuführt.
    Die Wohnung im zweiten Stock misst 94 Quadratmeter und ist damit kleiner als das Appartment in Ottensen, jedoch nicht weniger exklusiv ausgestattet. Im Keller des Neubaus mit roter Fassade stehen Fitnessgeräte und Laufbänder, daneben können die Hausbewohner im Pool schwimmen, der vier mal acht Meter groß ist.
    Pedro Gonzalez zeigt Schnitzler Übungen, mit denen der Muskeln an seinem Körper entdeckt, von denen er bislang nichts wusste. Auch Sara trainiert manchmal mit. So richtig kann es Schnitzler heute gar nicht erklären, warum er den Fitnesscoach anheuerte und auch selbst bezahlte. 1 200 Euro im Monat lässt er sich den Aufbau seines Körpers kosten. Wollte

Weitere Kostenlose Bücher