René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
zeigen, dass er der Beste ist.« Geduldig darauf zu warten, bis mit den richtigen Karten auch der Gewinn komme, das könne er nicht. »René«, sagt Poki, »kann andere besser analysieren als sich selbst.«
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Verschuldet trifft Steinreich: Schnitzler in einem Kasino in Monaco mit dem bekannten amerikanischen Rapper Nelly
Nach der Rückkehr aus Wien erspielt sich Schnitzler on-line ein Ticket für ein großes Pokerturnier in San Remo, Übernachtungen im Hotel sind in dem Preis inbegriffen. Mit Sara reist er hin, sie fliegen, für dieses Ereignis überwindet Schnitzler seine Flugangst. Wer Profi sein will, muss sich auf den wichtigen Turnieren zeigen.
San Remo ist der Auftakt für eine Tour durch mehrere europäische Städte. Schnitzler genießt es, mit den besten Spielern am Tisch zu sitzen, in berühmten Kasinos. In Hamburg, wo Sara noch ihr Semester beenden muss, warten unterdessen Gläubiger auf ihn.
Die Erfolge am Pokertisch stellen sich aber nicht in dem Maße ein, wie der ungeduldige Schnitzler sich das vorstellt. In San Remo trifft er auf Florian Langmann, den Deutschen Pokermeister von 2006. Schnitzler leiht sich von ihm das Startgeld für ein Turnier in Monte Carlo, das Ende April stattfindet. Dem Charme des lockeren jungen Fußballspielers und seinen immer neuen Argumenten kann sich mancher Profi nicht entziehen. Auch der Kroate Dragan Galic unterstützt Schnitzler finanziell, genauso wie Marco Neumann, ein professioneller Spieler aus dem Ruhrgebiet.
Von San Remo reisen Schnitzler und Sara weiter nach Monaco. Geplant ist dieser Trip nicht, Sara hat auch schon den Rückflug von Nizza nach Hamburg gebucht. Doch Schnitzler fleht Sara auf den Knien an, erst noch nach Monte Carlo zu fahren. Sie lässt sich überreden, wieder einmal, ärgert sich aber bald, dass sie nachgegeben hat. »Monaco ist so eine schöne Stadt, ich wollte, dass wir uns etwas anschauen. Aber René saß nur im Kasino und war zu nichts anderem zu gebrauchen.«
Sara dämmert inzwischen, dass Schnitzler sich beim Glücksspiel nicht mehr kontrollieren kann. Sie beschließt, in seiner Nähe zu bleiben. Während er im Kasino von Monte Carlo pokert, sitzt sie direkt hinter ihm. Am Nebentisch spielt Boris Becker, wie Schnitzler in Begleitung. So kommt Sara mit Beckers Freundin Lilly Kerssenberg ins Gespräch. Auch der spanische Nationaltorhüter Pepe Reina, die englische Fußballlegende Teddy Sheringham und Formel-1-Pilot Nico Rosberg befinden sich in dieser Nacht unter den Kasinogästen. Sara filmt René, wie er mit Sonnenbrille pokert, wenigstens das Aussehen und die Attitüde des Pokerprofis trifft er perfekt. Das wichtigste Gesetz guter Spieler allerdings befolgt Schnitzler nicht. Ob er gewinnt oder nicht – er kann nicht aufhören.
Am Black-Jack-Tisch verliert Schnitzler jede Selbstbeherrschung. Sara muss ihm Szenen machen, mitten im Kasino, peinlich ist ihr das, aber anders bekommt sie ihren Freund nicht vom Tisch. »Beim Black Jack war der überhaupt nicht mehr zurechnungsfähig. Da bin ich ausgerastet. Er hat nur gezischt : ›Lass mich in Ruhe, ich spiele!‹ Der war wie in Trance. Ich weiß nicht, wie man so viel Geld verbrennen kann.«
Als er am letzten Abend in Monaco im »Sun Casino« am Black-Jack-Tisch sitzt, erkennt er plötzlich Paul Rooij. Der Pate, er steht keine zwei Meter von ihm entfernt. Vor ein paar Monaten noch hat Rooij ausrichten lassen, dass René 400 000 Euro Schulden bei ihm habe.
Reflexartig zieht Schnitzler sein Käppi tief ins Gesicht. »Ich hab Sara gesagt, sie soll mich küssen und umarmen. Sonst würde es großen Ärger geben. Dabei habe ich unauffällig die Jetons vom Tisch geholt, das waren gerade ziemlich viele, ungefähr im Wert von 60 000 Euro. Zum Glück hat Paul mich nicht erkannt.«
Geschockt tauscht Sara das Spielgeld, sie will nur noch weg von diesem Ort. Doch als sie kurz darauf zurück an den Tisch kommt, traut sie ihren Augen nicht: Schnitzler setzt gerade einen 10 000-Euro-Chip. »Den hatte er irgendwo gebunkert, so dass ich es nicht gemerkt habe. Mir schlotterten die Knie, und er konnte nicht aufhören zu spielen, obwohl dieser schreckliche Paul in der Nähe war.«
Die Begegnung mit Paul lässt Sara verstehen, dass der Mann, mit dem sie seit über zwei Jahren liiert ist, ein Doppelleben führt. Von den rund 120 000 Euro Schulden, die ihren Freund inzwischen drücken, ahnt sie aber nichts. »Zinsenleute und Zuhälter bekamen zu dem Zeitpunkt noch ungefähr 40 000 Euro von mir,
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