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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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»Was ist los? Warum sind wir
stehen geblieben?«
    Seufzend erklärt er
mir: »Du hattest einen kleinen Rückfall.«
    Ich stöhne.
»Wirklich?« Dann werde ich panisch. »Was ist passiert? Habe ich etwa versucht,
dich anzugreifen?« Besorgt taste ich seinen Körper ab, doch er fängt meine
Hände ein und hält sie fest. »Es geht mir gut. Ich mache mir nur Sorgen um
dich. Du wirkst verängstigt und … verletzt.«
    Ich entziehe ihm
eine Hand und drücke sie mir an die Stirn. Es fühlt sich an, als würde sich
jemand durch meinen Schädel graben. »Ich bin okay. Ich erinnere mich nur nicht
daran, was eben passiert ist.«
    Gavin mustert mich
prüfend. »Gut, dann gehen wir lieber schnell weiter, ja? Laut der Karte müssten
wir die U-Boote bald erreichen.«
    Ich nicke brav und
marschiere wieder hinter ihm her. Als wir um die nächste Ecke biegen, bemerke
ich, dass ein metallischer Geruch in der Luft liegt. Sofort legt sich der
Schalter in meinem Gehirn um, und meine Muskeln spannen sich an – kampfbereit.
Gavin wirkt ebenfalls steif, also bilde ich mir das nicht nur ein. Vorsichtig
gehen wir weiter. Wir nehmen jedes Geräusch wahr, jeden Schatten.
    Plötzlich flackert
das Licht, dann wird der gesamte Komplex in Dunkelheit getaucht. Die rote
Notbeleuchtung bleibt, doch der Korridor ist trotzdem finster. Sofort greife
ich in meinen Rucksack, auf der Suche nach meiner Taschenlampe. Ich schalte sie
ein, und der feine Lichtkegel durchdringt die Finsternis. Er ist sogar heller
als die normale Beleuchtung, allerdings nicht groß genug, um die Dunkelheit
vollständig zu vertreiben. Gavin und ich sind noch wachsamer und bleiben dicht
zusammen. So dicht, dass unsere Ellbogen sich berühren.
    Im ersten Moment
will ich meinen Arm fortreißen, beiße mir stattdessen auf die Zunge und hoffe,
dass der Schmerz meine mörderischen Gedanken vertreibt. Doch als Gavin meine
Hand nimmt – eine schlichte Verdeutlichung seines Versprechens, mich zu beschützen –, gelingt es mir, diese destruktiven Gefühle zu verdrängen. Lange werde ich
nicht mehr gegen sie ankämpfen können. Hoffentlich erreichen wir bald die
Boote.
    Als er mich nach ein
paar Minuten wieder loslässt, würde ich mir seine Hand am liebsten zurückholen.
Sie ist das Einzige, was mich davon abhält, durchzudrehen. Aber es ist zu
riskant, in dieser Situation Händchen zu halten. Schließlich wissen wir nicht,
welche Gefahren uns noch erwarten.
    Plötzlich rutsche
ich auf etwas Nassem aus und wäre fast gestürzt, hätte ich mich nicht
reflexartig an der Wand abgestützt. Als ich den linken Fuß anhebe, löst er sich
schmatzend vom Boden. Ich tippe Gavin auf die Schulter und zeige nach unten.
»Das will ich untersuchen«, erkläre ich ihm.
    Er nickt und stellt
sich wachsam vor mich, während ich in die Knie gehe und die Taschenlampe auf
den Boden richte, immer darauf bedacht, nicht mit dem Knie in das klebrige Zeug
zu geraten. Es ist eine Pfütze, dunkelrot, fast schon lila. Vorsichtig stecke
ich den Finger hinein und sehe mir die Flüssigkeit genauer an. Sie ist
zähflüssig wie nasser Kleber oder trocknende Farbe. Ich rieche daran –
metallisch wie Rost. Und dann begreife ich. Ich weiß sehr gut, was das ist. Und
es beunruhigt mich, dass es so lange gedauert hat, bis ich es erkenne. Als ich
mich zu Gavin umdrehe, starrt er bereits entsetzt auf die Pfütze. »Blut?«,
fragt er.
    Â»Ich denke schon.«
    Â»Wessen Blut?« Er
holt ein antiseptisches Tuch aus dem Erste-Hilfe-Set in seinem Rucksack und
wischt damit meinen gesamten Arm ab. Dann zieht er mich auf die Füße und so
weit wie möglich von der Pfütze weg.
    Â»Weiß ich nicht.
Aber es ist eine Menge.«
    Gleichzeitig lassen
wir den Blick durch den dunklen Korridor wandern. Ich beginne zu zittern,
während Gavin wortlos seine Waffe zieht und prüft, ob sie geladen ist. Ein
lautes Klicken verrät mir, dass er die Sicherung löst.
    Eigentlich sollte
ich seinem Beispiel folgen, doch was ist, wenn ich wieder einen Rückfall
bekomme und ihn erschieße? Also lasse ich meine Waffen stecken. Kurz überlege
ich sogar, ob ich die Munition rausnehmen soll, will es aber im Moment nicht
riskieren, überhaupt eine Waffe in die Hand zu nehmen.
    Wir gehen weiter,
und es dauert nicht lange, bis wir wieder auf Blut stoßen. Diesmal in Form

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