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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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ihn. Das ist deine Pflicht.
    Ich schließe die
Augen und atme tief durch, um mich zu beruhigen. Nein, das ist nicht wahr. So
ist Gavin nicht.
    Das spielt keine Rolle – er ist ein
Oberflächenbewohner.
    Krampfhaft schiebe
ich diese manipulativen Gedanken beiseite. Ich balle die Fäuste und beiße mir
so fest auf die Unterlippe, dass ich Blut schmecke. Und dann verstummt die
Stimme endlich in meinem Kopf, und ich höre nur noch meinen keuchenden Atem und
das Scheppern von Metall, das auf Metall trifft. Als ich die Augen wieder
aufschlage, kniet Gavin neben mir und wühlt in seinem Rucksack. Sofort werde
ich misstrauisch. »Wonach suchst du da?«, frage ich ihn.
    Er schaut kurz zu
mir hoch. »Munition«, antwortet er nach kurzem Zögern. »Ich will sichergehen,
dass ich ausreichend vorbereitet bin.«
    Â»Die Munition für
die Plasmapistolen befindet sich in den kleinen Druckbehältern.« Ich lege eine
Hand an meine schmerzende Stirn.
    Schnell nimmt er
sich zwei der silbernen Zylinder. Sie sind ungefähr so groß wie seine Hand,
passen aber in seine Hosentasche. Anschließend greift er nach der Reising und
einem Patronengurt und schlingt sich beides über je eine Schulter. Nun sieht er
genauso aus wie die Oberflächenkrieger auf den Bildern, die man uns in der
Ausbildung gezeigt hat – und plötzlich packt mich der Drang, ihn hier und jetzt
zu erschießen. Ihn mit bloßen Händen anzugreifen. Ich würde alles tun, denn
mein Körper ist überzeugt, dass Gavin eine Gefahr darstellt, die um jeden Preis
ausgeschaltet werden muss, bevor sie mir etwas antun kann.
    Â»Meine Plasmapistole
müsste mehr als ausreichend sein«, presse ich zwischen den Zähnen hervor.
    Ohne aufzublicken,
reicht er mir meine Reising, die an meinem Rucksack befestigt war. Ihm ist
überhaupt nicht bewusst, wie gefährlich das für ihn ist. »Vorsicht ist besser
als Nachsicht.«
    Da ich weiß, dass er
recht hat, nehme ich die Waffe und suche in meinem Rucksack nach Munition.
Schließlich fördere ich einen Waffengürtel zutage, schlinge ihn mir um die
Hüften und bestücke ihn mit Munition für beide Waffen. Dann versehe ich die
Reising mit einem frischen Magazin und hänge sie mir über die Schulter.
    Als wir endlich
aufbrechen, bestehe ich darauf, die Führung zu übernehmen. Ich kann Gavin
besser beschützen, wenn ich vorausgehe … und wenn ich ihn nicht sehe, fällt es
mir leichter zu vergessen, dass er ein Oberflächenbewohner ist. Außerdem
brauche ich das Licht der Taschenlampe nicht mehr: Mein innerer Schalter hat
auch dafür gesorgt, dass ich im Dunkeln problemlos sehen kann. Und falls wir
noch weiteren Experimenten von Mutter über den Weg laufen, ist es ohnehin
sicherer, die Lampe nicht zu benutzen.
    Während wir durch
den dunklen Korridor schleichen, nehme ich selbst die leisesten Geräusche wahr.
Vor uns krabbelt etwas, als wären irgendwelche Nager unterwegs, die sich in den
Wänden eingenistet haben. Doch es überrascht mich nicht, als das Geräusch sich
als ein weiteres gescheitertes Experiment entpuppt; dieses ist allein, aber
ebenso blutverschmiert wie die anderen. Der Mann ist in einem sogar noch
erbärmlicheren Zustand, denn er läuft nicht mehr auf zwei Beinen, sondern
kriecht auf allen vieren, und immer wieder schießt seine Zunge zwischen den
Lippen hervor. Als er uns »erschmeckt«, neigt er neugierig den Kopf zur Seite –
Gavin und ich bleiben angespannt stehen.
    Â»Helft mir«,
flüstert der Mann. »Mutter hat es versprochen … sie macht mich klüger …
Schmerzen … solche Schmerzen … bitte.« Als er Gavin sieht, verzerrt sich sein
Gesicht zu einer Fratze. »Oberflächenbewohner … Elysium … schützen …« Er drückt
sich noch dichter an den Boden, dann springt er unvermittelt in die Höhe und
fletscht knurrend die Zähne.
    Ich zögere keine
Sekunde, sondern hole ihn mit einem Plasmaball aus der Luft. Dann laufen wir an
der kreischenden, brennenden Masse vorbei und in Sicherheit.
    Als wir den Schein
der Flammen nicht mehr sehen, fragt Gavin in der Dunkelheit: »Er wollte klüger werden?«
    Â»Was auch immer
Mutter mit ihm getan hat, es hat nicht funktioniert«, bringe ich es auf den
Punkt. »Sie sind alle durchgedreht, weil sie in ihren
Köpfen herumgepfuscht hat.«
    Darauf erwidert er
nichts. Nur an dem

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