Renegade
wozu braucht ihr überhaupt solche Killâ¦
Vollstrecker?«, will er von mir wissen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass
wir sonderlich oft zu einer Bedrohung für euch werden. Vor allem dann nicht,
wenn man dazu erst von einer verdammten Klippe fallen muss.«
Ich will seinen
Gedanken nicht zu Ende denken, also konzentriere ich mich ganz auf meine
Arbeit. »Das ist der Preis des Friedens.
Jeder muss das Gesetz befolgen. Wer dies
nicht tut, ist ein Verräter und wird entsprechend behandelt.«
»Also bringt ihr
Leute um, wenn sie das Gesetz brechen?« Er klingt angewidert.
Nun sehe ich ihn
direkt an. »Wenn es nötig ist.«
Er erschauert,
runzelt dann aber fragend die Stirn. »Inwieweit hilft dir dein Status als
Tochter des Volkes dabei, meine Wunden zu behandeln?«
»Du hast mir neun
Fragen gestellt, seit du mir das letzte Mal eine Antwort gegeben hast.«
Aus seiner Kehle
dringt ein leises Knurren. »Na schön«, faucht er dann. »Frag mich.«
Ich zerreibe die
Blüten und Blätter und gebe ein paar Tropfen Wasser in den Mörser. »Du sagtest,
du seist auf der Jagd gewesen. Warum?«
Ungläubig starrt
Gavin mich an. »Wir brauchen Nahrung. Und aus SpaÃ. Wie soll man denn sonst an
Fleisch kommen?«
»Indem man es anbaut , natürlich.« Er lacht laut auf. Es freut mich zu
sehen, dass sein Unmut sich nicht auf mich bezieht. »Was denn?«
Immer noch grinsend
sagt er: »Man kann Fleisch nicht anbauen. Es ist doch keine Pflanze.«
Ich schmunzele.
»Stimmt, der korrekte Begriff ist wohl züchten. Man züchtet Kühe, Hühner, Ziegen und Schweine. All diese seltsamen Kreaturen. Zumindest
habe ich das so gelesen. Wir haben hier keine Tiere, unsere Proteine beziehen
wir aus Gemüse wie Soja und aus Fisch.«
Nun wirkt er wieder
angeekelt. »Ihr esst kein richtiges Fleisch?«
»Wir haben einen
ganzen Sektor, der allein der Nahrungsproduktion dient. Wir können fast alles
anbauen: Durch den schlafenden Vulkan, der diesen Graben geschaffen hat, haben
wir den fruchtbarsten Boden der ganzen Welt. Und unsere Wissenschaftler haben
Wege gefunden, um unsere Pflanzen noch nahrhafter zu machen. AuÃerdem gibt es
hier jede Menge Fisch. Nutztiere zu züchten würde zu viel Dreck produzieren und
zu viel Platz in Anspruch nehmen«, erkläre ich ihm. »Unsere Ernährung ist
hervorragend, und unsere Köche sind sehr talentiert.«
Das scheint ihn
nicht zu überzeugen. »Wenn du meinst. Bei uns gibt es jedenfalls Vieh, aber
nicht jeder kann es sich leisten. AuÃerdem verdiene ich mit frischem Wild gutes
Geld. Neulich haben wir zum Beispiel einen Pfau erlegt, dessen Fleisch wir
gegen Mehl, Lampenöl, Früchte und sogar etwas Fleisch vom Metzger eintauschen
konnten. Die Federn haben mir dann noch einen Ballen Stoff für meine Mom eingebracht.«
Ich höre auf, die
Paste zu zerstoÃen, und werfe ihm einen fragenden Blick zu. »Aber wenn du dafür
Fleisch vom Metzger bekommen hast, warum hast du dann nicht gleich den Pfau
gegessen?«
»Weil ich für ein
halbes Pfund Pfauenfleisch so viel Fleisch bekommen habe, dass meine Familie
einen Monat davon leben kann, wenn wir gut haushalten.«
Ich begreife es
immer noch nicht. Das scheint alles furchtbar kompliziert zu sein. »Aber warum
hast du es dann nicht einfach gekauft? Gibt es bei euch denn keine Bezüge? Habt
ihr keine Berufungen? Werdet ihr von der Regierung nicht für euren Beitrag
entlohnt?«
Gavin lacht trocken,
lehnt sich gegen die Wand und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. »Welche Regierung?
Wir haben einen Sheriff, der dafür sorgt, dass wir uns nicht gegenseitig
umbringen, und einen Bürgermeister, der aus der Stadt zu uns geschickt wurde
und dafür bezahlt wird, dass er faul in seinem Büro hockt und gut aussieht.
Ansonsten gibt es niemanden mehr, der uns Geld geben könnte. Was wir brauchen,
bekommen wir durch Handel und Tausch. Meine Mom näht zum Beispiel Kleidung und
tauscht sie im Laden gegen alles, was wir von dort brauchen.« Er unterbricht
sich kurz. »Bei euch bekommt man also Geld?«
»Abhängig von
unserer Berufung werden uns Credits gutgeschrieben â¦Â«
»Berufung?«
»Unsere
Beschäftigungen. Basierend auf unseren Genen werden uns Aufgaben in der
Gemeinschaft zugeteilt.«
Gavin zieht verwirrt
eine Augenbraue hoch. »Dann könnt ihr euch also nicht
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