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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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dass ich mich nicht mit ihm verpaaren will. Eigentlich will ich mich mit
niemandem verpaaren. Na ja … zumindest nicht mit einem Bürger Elysiums.
    Mutter wischt meinen
Einwand mit einer Geste fort und dreht sich zu mir um. »Unsinn. Im Schlafzimmer
ist sein Charakter vollkommen bedeutungslos, Evelyn.« Sanft streicht sie mir
eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ich denke, du wirst mit ihm sehr glücklich
werden. Er ist anders als die anderen und genetisch gesehen eine ideale Partie.
Willst du ihm nicht zumindest eine Chance geben?«
    Â»Ja, Mutter«,
antworte ich brav und starre über ihre Schulter hinweg. Habe
ich denn eine Wahl?
    Fröhlich tätschelt
sie mir die Wange. »Sehr schön. Ich wusste, dass du zur Vernunft kommen
würdest.« Als hinter mir eine Tür geöffnet wird, blickt sie hoch. »Ah,
perfektes Timing.« Ich schaue über die Schulter und muss wieder dieses künstliche
Lächeln aufsetzen, als ich den jungen Wachmann eintreten sehe. Er errötet
sichtbar und strahlt mich an.
    Mutter macht eine
Geste, als wollte sie uns wegscheuchen. »Na los doch, geh und verbring etwas
Zeit mit deinem jungen Mann.« Damit meint sie sicherlich den Wachmann, nicht
Gavin, aber ich beschließe, ihre Aufforderung nach eigenem Gutdünken
auszulegen. Ergeben neige ich den Kopf und mache einen Knicks. »Ja, Mutter.«
    Dicht gefolgt von
dem Wachmann gehe ich hinaus. Auf dem Weg zur Arresteinheit läuft er stumm
neben mir her. Mir ist klar, dass das Ganze nicht seine Schuld ist, aber ich
weigere mich, mit ihm zu reden. Ich weiß einfach noch nicht, wie ich aus dieser
Sache rauskomme.
    Die Wachen lassen
mich ohne jeden Widerspruch und alleine in die Zelle, in der Gavin wie ein
gefangenes Tier auf und ab läuft. Als sich die Tür öffnet, sieht er hoch, und
ich deute wortlos auf den Fußboden. Während wir uns setzen, achte ich
sorgfältig darauf, dass mein Körper den Raum zwischen uns vor den Wachen
abschirmt. Erst dann schiebe ich Gavin meine Handtasche hin. »Darin sind ein
paar Lebensmittel. Ich habe sie gestern beim Abendessen eingesteckt und extra
darauf geachtet, dass nichts Verderbliches dabei ist. Es sollte also alles noch
essbar sein.«
    Doch er lässt meine Tasche
links liegen. Stattdessen mustert er mich sorgenvoll. »Ist alles okay? Du
wirkst etwas … mitgenommen.«
    Auch diesmal ist es
einfacher, die einprogrammierte Antwort abzuspulen: »Mein Leben ist absolut
perfekt.«
    Zweifelnd neigt er
den Kopf zur Seite. »Du hast mir Essen gebracht, was bedeutet, dass du mich
nicht verabscheust. Also haben sie dir nichts verabreicht, und es liegt nicht
an deiner Konditionierung. Was ist los?«
    Ihm alles zu
erklären, würde nichts bringen, deshalb ignoriere ich die Frage. »Es geht mir
gut. Du solltest essen, solange ich hier bin, damit die Wachen es nicht
bemerken.«
    Er seufzt schwer,
greift dann aber in die Tasche und nimmt einen Bissen. »O Gott, das ist ja
widerlich. Was ist das, Seegras?« Als er sich trotzdem mehr davon in den Mund
stopft, muss ich lachen. So schlimm kann es also nicht sein. Gleichzeitig wird
mir bewusst, wie lange seine letzte Mahlzeit her sein muss, und schlagartig
vergeht mir das Lachen. Bedenkt man, in welchem Zustand er sich befand, als wir
ihn erwischt haben …
    Â»Wie kam es
eigentlich zu den Verletzungen, die du bei unserer ersten Begegnung hattest?
Die stammten ja nicht von unseren Wachen.«
    Gavin schluckt einen
großen Bissen hinunter, bevor er antwortet: »Während der Jagd zog ein Sturm
auf. Er wurde so schlimm, dass wir nur noch zum nächsten Unterschlupf flüchten
konnten. Durch den starken Regen bin ich ausgerutscht und im Sturzflug über
einen Abhang gesegelt, bis ich weiter unten auf einem Sims gelandet bin. Mein
Partner ist hinterhergeklettert, aber der Boden war so aufgeweicht, dass es
auch eher eine Rutschpartie wurde. Mit mir als Last konnte er nicht wieder
hochklettern, also musste er mich zu der Höhle schleifen. Da drin haben wir
dann die Sachen von den Leuten gefunden, die vermisst wurden. Wir beschlossen,
tiefer in das Höhlensystem vorzudringen, haben uns dabei aber verirrt. Außerdem
habe ich immer wieder das Bewusstsein verloren. Ich glaube, wir sind tagelang
herumgewandert, bevor wir zu dieser seltsamen Tür kamen. Wir waren halb
verhungert, und mir ging es echt beschissen, also haben wir die Tür geöffnet
und …« Er

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