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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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mich nicht verpaaren will,
ganz im Gegenteil. Ich spüre dieses Ziehen wie jeder andere auch. Ich will mich
nur nicht mit diesem Wachmann verpaaren. Oder mit einem der anderen Verehrer,
an die ich mich kaum erinnern kann. Ich möchte jemanden finden, mit dem ich
glücklich sein kann. Jemanden, mit dem ich reden kann. Jemanden mit Humor.
Jemanden, der etwas in mir auslöst.
    Jemanden wie …
Gavin, gestehe ich mir selbst ein, während ich mich umdrehe und langsam zu der
Treppe gehe, die mich zu meinem Garten bringt. Jemand, den ich nicht haben
kann. Und das nur, weil er keiner von uns ist.

Kontrollierte
Verpaarungen garantieren, dass
in Elysium nur die Besten geboren werden. Mutter gewährt nur den
Verdienstvollsten dieses
Geschenk, und es ist eine Ehre und ein
Privileg, dieser Pflicht nachzukommen.
    Handbuch
für Erzeuger –
    Als ich
aufwache, ruht meine Wange an einer der kalten Glaswände in meinem Garten. Die
Sonnenlampen und die Außenbeleuchtung sind wieder eingeschaltet, es muss also
Tag sein. Benommen stehe ich auf und gehe in mein Quartier. Nach einem leichten
Frühstück, das die Dienstmädchen für mich bereithalten, ziehe ich mich an.
    Angestrengt starre
ich in den Spiegel. Äußerlich bin ich unverändert, aber ich fühle mich anders.
Vollkommen anders. Wie kann eine kleine Ankündigung alles verändern? Ich habe
schließlich immer gewusst, dass ich mich verpaaren muss, und zwar in absehbarer
Zeit. Und ich hatte auch nicht gerade viele Wahlmöglichkeiten, wenn es darum
ging, wer der Glückliche sein soll.
    Doch jetzt ängstigt
mich eine einfache Frage: Wie viele Sitzungen mit Dr. Friar werden wohl nötig
sein, um mich vergessen zu lassen, dass ich den Wachmann nicht will? Um mich
vergessen zu lassen, dass ich konditioniert werde? Um die Begegnung mit Gavin
aus meiner Erinnerung zu löschen? Werde ich eines Tages in den Spiegel blicken
und mich nicht weiter zurückerinnern können als bis zum letzten Frühstück?
    Es klopft und ein
Dienstmädchen tritt ein. »Deine Mutter wünscht, dass du zu ihr in den Salon
kommst, Miss Evelyn.«
    Natürlich tut sie
das. »Ich komme gleich.« Gavins Warnung hallt durch meine Gedanken: Lass dir bloß nicht anmerken, dass sich etwas geändert hat. Also setze ich ein Lächeln auf, überprüfe im Spiegel, ob es normal genug
aussieht, und nehme die Handtasche mit dem Essensvorrat an mich. Dann mache ich
mich auf den Weg zu Mutter.
    Mutter sitzt auf dem
Sofa, umgeben von einem Haufen Stickarbeiten, und lässt sich von ihrer Kosmetikerin
Haare und Make-up richten. Dabei wirft sie der Frau hinter ihr durch den
Spiegel einen Blick zu, der mich an Kassiopeia denken lässt; die Königin aus
der griechischen Mythologie, die Poseidons Zorn auf sich gezogen hat, indem sie
behauptete, schöner zu sein als seine Töchter. Als sie mich entdeckt, wedelt
sie mit der Hand, und die Kosmetikerin zieht sich zurück. Mutter starrt jedoch
weiter in ihren Handspiegel. Ich bleibe vor ihr stehen, halte den Kopf leicht
gesenkt und verschränke die Hände vor dem Körper.
    Â»Wie geht es dir
heute?«, fragt sie mich.
    Die Antwort ist
leicht. Ich muss nur den einprogrammierten Standard aus mir herausfließen
lassen. »Mein Leben ist absolut perfekt.«
    Lächelnd sieht
Mutter mich an. »Sehr schön. Konntest du dem Oberflächenbewohner gestern noch
weitere Informationen entlocken?«
    Das ist schon
schwieriger, doch ich versuche es: »Kaum etwas Hilfreiches.«
    Mutter kräuselt die
Lippen. »Du musst dir mehr Mühe geben, Evelyn. Wir können es uns nicht leisten,
Zeit zu verschwenden.«
    Â»Ja, Mutter.«
    Zufrieden
konzentriert sie sich wieder auf ihr Spiegelbild und streicht sich über die
Wange. »Hervorragend. Dann können wir uns ja wieder schöneren Angelegenheiten
zuwenden. Sag mir, was hältst du von dem jungen Wachmann? Ist er nicht eine
ideale Partie?«
    Sehr, sehr
vorsichtig formuliere ich meine nächste Antwort. Der kleinste Fehltritt könnte
fatale Folgen haben. »Ich bin mir noch nicht sicher, was ich empfinde. Es gibt
noch so vieles, was ich nicht über ihn weiß.«
    Irritiert schnalzt
sie mit der Zunge. »Was gibt es da zu wissen? Er hat gute Gene, er ist stark
und sieht wirklich gut aus, nicht wahr?«
    Â»Ja, Mutter. Er ist
sehr attraktiv, aber ich weiß doch nichts über seinen Charakter.« Abgesehen
davon,

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