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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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zieht
belustigt eine Augenbraue hoch, während ich mir eine Hand auf den Mund drücke,
um nicht zu kichern. Sobald die Wachen verschwunden sind, arbeiten wir uns umso
schneller zum Wohnsektor vor. Auf dem Weg dorthin müssen wir uns noch ein paar
Mal verstecken und abwarten, bis die Wachen verschwunden sind, aber ich bemerke
keine einzige Vollstreckerin. Wo sind sie alle? Etwas so Wichtiges wie die
Suche nach uns würde Mutter nicht allein den Wachen anvertrauen.
    Und dann steht der
Verlust unseres wichtigsten Schutzes bevor: die Schatten. Wir müssen eine
Straße überqueren, die hell erleuchtet und voller Menschen ist. Gehen wir das
Risiko ein und laufen los, werden wir sicherlich bemerkt. Doch je länger wir
hier warten, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass uns jemand – eine
Vollstreckerin? – entdeckt. Allein beim Gedanken daran läuft mir ein kalter
Schauer über den Rücken. Schnell sehe ich zu Gavin, der die Straße ebenso
konzentriert beobachtet wie ich. Als er den Blick auf den Boden richtet,
lächelt er plötzlich. Er hockt sich hin und zieht vorsichtig einen losen Ziegelstein
aus der Mauer. Dann schleudert er ihn mit voller Kraft in ein Schaufenster
schräg gegenüber. Die Scheibe zerbricht in tausend Stücke. Gleichzeitig schiebt
Gavin mich vorwärts, aber meine Füße sind bereits in Bewegung, und ich stürme
über die Straße. Ich höre hinter uns zwar laute Schreie und hastige Schritte,
sehe mich aber nicht um, sondern renne immer weiter, bis wir eine dunkle Nische
an der nächsten Ecke erreichen.
    Wieder hetzen Wachen
an uns vorbei.
    Â»Gute Idee«,
flüstere ich Gavin zu, dann drehe ich mich um und bemerke, dass ich diese
Sackgasse kenne. Es ist dieselbe, in der ich haltgemacht habe, als ich in
Begleitung des jungen Wachmanns zu Macie ins Labor ging. Wieder überkommt mich
dieses Gefühl von Vertrautheit und die flüchtige Erinnerung an einen Platz, der
aussieht wie eine exakte Kopie von Sektor Zwei. Außer dass in meinem Kopf die
Fenster der Geschäfte und Restaurants mit Brettern vernagelt sind und alles
leer und verlassen wirkt. Als ich intuitiv mein Amulett berühre, wird die
Erinnerung konkreter, und plötzlich verstehe ich. »Oh.«
    Â»Was ist?«
    Â»Ich glaube … ich
glaube, ich habe jetzt doch einen Plan. Hier ist etwas, genau hinter dieser
Mauer.«
    Skeptisch mustert
Gavin die Wand. »Sicher?«
    Â»Nein, aber ich glaube es.«
    Â»Wir können es uns
nicht leisten, das auszuprobieren, nur weil du eine vage Ahnung hast.«
    Â»Wir können es uns
nicht leisten, es nicht auszuprobieren. Es ist das
Risiko wert, vertrau mir. Bitte.«
    Gavin zögert kurz,
nickt aber dann. »Ich vertraue dir.«
    Dankbar wende ich
mich der Mauer hinter uns zu und versuche mich zu erinnern, während sich in meinem
Gehirn immer dickerer Nebel ausbreitet. Diesen Ort kannte ich schon, bevor ich
in den Palast kam, da bin ich mir sicher. Ein Ort, an dem ich nicht sein
durfte. Doch all die Anstrengung bringt mir nur Kopfschmerzen ein – einen
scharfen Stich in der Schläfe, der so durchdringend ist, dass ich hörbar
aufkeuche.
    Â»Alles okay?« Gavin
streicht sanft über meine Wange.
    Â»Ja, bestens.«
Sorgfältig lasse ich meine Finger über jeden Stein und jede Ritze gleiten,
während Gavin Wache hält. Ich weiß zwar nicht, wie er mich ohne Waffen vor den
Wachen oder den Vollstreckerinnen beschützen will, doch bei seiner Körperkraft
würde es mich nicht wundern, wenn er sie mit bloßen Händen angreift … und
gewinnt.
    Es muss einen Weg
durch diese Wand geben. Irgendetwas Einfaches. Mutter mag schließlich keine komplizierten
Dinge. Falls hier überhaupt etwas ist.
    Endlich landen meine
Finger auf einem kleinen, kaum sichtbaren Knopf. Sobald ich ihn drücke, ertönt
ein Klicken, und die Mauer vor mir gerät in Bewegung. Durch den schmalen Spalt
quillt eine dicke Staubwolke, die in meinen Mund eindringt, sodass ich ein
Husten unterdrücken muss. Ich ziehe die Tür ein Stück weit auf, und sie öffnet
sich widerwillig mit einem lauten Quietschen. In diesem Moment höre ich
hektische Schritte, die sich in unsere Richtung bewegen.
    Schnell schiebe ich
mich durch die schmale Öffnung. Gavin kriecht hinter mir her und drückt die
Mauer wieder zu, bis sie hörbar einrastet.
    Â»Knappe Sache,
was?«, fragt er noch, mustert aber

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