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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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Mutter kann diese Anlage nicht gebaut
haben.« Hoch konzentriert zieht Gavin die Stirn kraus.
    Â»Natürlich kann sie
das, warum denn nicht?«
    Â»Der Krieg ist seit
über fünfzig Jahren vorbei, Evie. Deine Mutter sieht aber keinen Tag älter aus
als dreißig.«
    Â»Fünfzig Jahre? Das
kann nicht sein. Ich war eines der ersten Kinder, die hier geboren wurden. Und
Mutter hat die Stadt vor zwanzig Jahren gegründet, damals war sie Anfang
zwanzig. Also ist Mutter heute Anfang vierzig.«
    Â»Nein, Evie, das ist
absolut unmöglich. Wenn sie die Stadt während des Krieges gebaut hat, ist sie
weit älter als fünfzig Jahre. Also: Entweder lügt sie, was den Zeitpunkt der Stadtgründung angeht, oder sie lügt bezüglich
des Gründers .«
    Darüber muss ich
erst mal nachdenken. Wenn Gavin die Wahrheit sagt, hat Mutter uns alle seit
langer Zeit belogen. Aber wie konnte sie diejenigen hintergehen, die von Anfang
an hier gewesen sind?
    Plötzlich erwacht
ein Lautsprecher an der Decke zum Leben und Mutters Stimme ertönt. Sofort sind
wir so angespannt wie frisch gestimmte Violinensaiten.
    Â»Achtung, Achtung,
Bürger von Elysium. Dies ist ein Notfall.«
    Gavin und ich sehen
uns hektisch an, und mir wird eiskalt. Jetzt weiß sie, dass wir verschwunden
sind. Eigentlich hatte ich gehofft, mir einen neuen Plan überlegt zu haben,
bevor das passiert.
    Â»Der
Oberflächenbewohner ist aus unserer Arresteinheit ausgebrochen, und anscheinend
ist es ihm gelungen, die Tochter des Volkes zu entführen. Zu eurer eigenen
Sicherheit und um der Sicherheit meiner Tochter willen, bitte ich euch, sofort
bei einer Wache oder einer Vollstreckerin Meldung zu machen, wenn ihr die
beiden seht. Versucht nicht, mit ihnen Kontakt aufzunehmen! Ich wiederhole,
stellt keinen Kontakt zu ihnen her! Der Oberflächenbewohner ist wahrscheinlich
bewaffnet und höchst gefährlich. Vielen Dank für eure Mithilfe, die natürlich
belohnt werden wird.« Anschließend verliest Mutter noch eine Personenbeschreibung
von Gavin – die grauen Augen werden explizit erwähnt –, dann wird die ganze
Durchsage wiederholt.
    Mir gefriert fast
das Blut in den Adern. Jetzt haben wir keine Chance mehr, uns unerkannt durch
die Stadt zu bewegen. Ich bin zu bekannt, und Gavins graue Augen stechen zu
stark hervor. Wir werden da draußen keine Minute überstehen.

Mutters
Wort ist Gesetz. Jeder muss das
Gesetz befolgen. Wer dies nicht tut, ist ein Verräter
und wird entsprechend behandelt.
    Bürgerlicher
Verhaltenskodex, Band III –
    Â»Was sollen
wir jetzt tun?«, fragt Gavin und springt auf. Unter dem engen Shirt ist jeder
Muskel zu sehen, er ist offenbar so angespannt, als wollte er sofort losrennen.
Gleichzeitig sieht er mich ruhig an.
    Ich
weiß es nicht ,
möchte ich schreien, sage aber ganz vernünftig: »Wir müssen einen neuen
Fluchttunnel finden. Und wir müssen uns von den Wachen und den
Vollstreckerinnen fernhalten.«
    Â»Wie viel Zeit
bleibt uns hier noch? Ich meine, so wie es aussieht, war seit Ewigkeiten
niemand mehr hier unten.« Er streicht mit dem Finger über eine Kiste und zeigt
mir den dicken Staubfleck an der Fingerspitze.
    Â»Diese Karte habe
ich von Mutter erhalten. Sie wird wissen, dass ich sie benutze. Deshalb werden
sie an den Evakuierungspunkten als Erstes nach uns suchen. Vielleicht nicht
direkt an diesem, aber wir müssen schnell von hier weg und einen sicheren Ort
finden – an dem es keine Menschen gibt und der nicht auf dieser Karte markiert
ist. Am besten irgendwo in den Wohnvierteln, dort gibt es leer stehende
Wohnungen. Wenn wir so eine finden, verschafft uns das etwas Zeit, und wir
können einen Plan entwickeln.«
    Gavin denkt kurz
nach und starrt blicklos an die Decke. Dann stößt er den Atem aus und
verschränkt die Arme vor der Brust. »Das muss dann wohl klappen.«
    Ich knie mich hin
und zeichne eine Skizze in den Staub. »Also, pass auf: Falls wir getrennt
werden, musst du wissen, wie du dort hinkommst. Ich weiß nicht, wie viel Mutter
von ihrer eigenen Durchsage glaubt, aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass
sie ernsthaft meint, du hättest mich entführt … dann ist es sicherer für dich,
wenn ich freiwillig mitgehe, falls man uns erwischt.« Bisher hat er beobachtet,
wie ich zeichne, aber nun wandert sein Blick ruckartig zu meinem Gesicht.
Offenbar will er protestieren, doch

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