Renegade
nicke. »Sieht
ganz so aus.«
»Und, auf welchem
Weg sind sie geflohen?«
»Das geht aus dem
Tagebuch nicht hervor. Doch Eli erwähnt darin die Unterseeboote. Nur habe ich
keine Ahnung, wo sich die befinden sollen.« Bei diesem Gedanken macht mein Herz
einen kleinen Sprung, und ich drücke die Hand an die Brust. Ob das etwas mit
Sektor Drei zu tun hat?
Dann schlage ich die
nächste Seite des Notizbuchs auf und strecke sie Gavin hin, denn ich habe noch
etwas entdeckt: eine Karte. Ein letztes Geschenk des Forschers an den Finder
seines Tagebuchs. Ich tippe auf die Seite. »Aber wir werden eines für dich
finden.«
Bürger,
die nicht zu den halbjährlichen Vorsorgeuntersuchungen erscheinen, könnten
irrtümlich aus dem System gelöscht werden, sodass die Kameras und
Selbstschussanlagen sie
für Oberflächenbewohner halten.
Schild
im Wartebereich des medizinischen Sektors â
»U-Boote?
Ernsthaft? Das ist ja phantastisch! Also, wie lautet dein Plan?« Gavin wirkt so
aufgedreht wie ein Kind, das im SüÃigkeitenladen seine Credits verprassen darf.
Fehlt nur noch, dass er auf- und abhüpft und in die Hände klatscht. Doch dann
sieht er mir in die Augen und wird ernst. »Du sagtest, wir besorgen mir ein Boot. Du willst also immer noch nicht mit mir
kommen«, stellt er fest.
»Nein. Mein Platz
ist hier, Gavin.«
»Glaubst du immer
noch, sie wüsste nicht, dass du etwas mit meiner Flucht zu tun hast? Sie ist
nicht blöd, Evie, und du bist es auch nicht. Sie weiÃ, dass du dahintersteckst,
und das wird sie dir niemals durchgehen lassen. Willst du wirklich all deine
Erinnerungen verlieren? Wieder einmal?«
Bedrückt blicke ich
zu Boden. Er hat recht, das weià ich. Aber wenn er fort ist ⦠gibt es dann
überhaupt noch einen Grund, mich an all das zu erinnern? Anders gefragt: Will ich mich noch daran erinnern, wenn er fort ist?
»Darüber zerbrechen wir uns den Kopf, wenn wir bei den Booten sind«, entscheide
ich schlieÃlich. Ich kann ihm einfach nicht sagen, was ich denke â das würde er
niemals verstehen.
Ich spüre seinen
durchdringenden Blick, weiche ihm aber aus. »Das werden wir wohl müssen«,
erwidert er angespannt, lässt das Thema dann aber ruhen.
Ich konzentriere
mich wieder auf das Tagebuch. »Also, laut Karte ist unser Ziel das andere Ende
der Stadt, Sektor Drei. Mutter hält die Boote garantiert unter Verschluss â das
kann ja heiter werden.« Ich verdrehe die Augen und bin ein bisschen stolz, dass
ich diese undamenhafte Mimik beherrsche. Und dann auch noch den Sarkasmus.
»Doch um überhaupt nach Drei zu gelangen, müssen wir durch die groÃe Röhre â es
gibt keinen anderen Weg. Ich frage mich, wie wir es bis dahin unbemerkt
schaffen wollen, geschweige denn hindurch und bis Sektor Drei.«
»Was für eine
Röhre?«
»Das ist eine â¦Â« Wie
nennt man das? »â¦Â unterirdische Bahn? Ein Zug? Jedenfalls fährt er von hier durch
eine groÃe Röhre zu Sektor Drei.«
Gavin nickt und
zeigt auf das Notizbuch, das aufgeschlagen in meinem Schoà liegt. »Vielleicht
steht darüber ja etwas in dem Tagebuch. Wie wollte der Wissenschaftler das
Problem lösen?«
Schnell überfliege
ich die entsprechenden Einträge. »Nun ja, weil die Zeit drängte, hat er einfach
gehofft, dass niemand â insbesondere nicht Mutter â bemerken würde, dass ein
ganzer Sektor floh.« Diese Hoffnung war allerdings nicht sonderlich groÃ.
Trotzdem frage ich mich, ob sein Plan funktioniert hat. Vielleicht haben alle
Flüchtlinge es ja geschafft, gleichzeitig aufzubrechen und in der Masse zu
verschwinden â immerhin sehen sich alle Menschen in Elysium ziemlich ähnlich.
Auch wir unterscheiden uns nicht so sehr von der Masse:
Ich passe problemlos ins Bild, erst recht, wenn ich mich kleide wie alle
anderen Bürger; dazu muss ich nur die richtigen Klamotten finden. Das Problem
ist Gavin. Seine Haare haben zwar annähernd die richtige Farbe, auch wenn sie
ein wenig zu dunkel und schmutzig sind. Aber dann sind da noch seine Augen. Wir
sitzen ziemlich in der Tinte.
»Deine Augenfarbe
wird uns Probleme bereiten, und ich sehe keine Möglichkeit, wie wir die trotz
Verkleidung verbergen könnten«, stelle ich frustriert fest.
Gavin zuckt gelassen
mit den Schultern, und am liebsten würde ich ihm einen Tritt verpassen. Er
nimmt
Weitere Kostenlose Bücher