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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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hat, habe ich zwar eine ungefähre Ahnung, doch die konkrete
Erinnerung daran ist verloren. Wieder streiche ich über das Amulett, dann
schließe ich die Finger darum, bis nur noch die Kette zu sehen ist. »Aber wenn
mir bewusst wird, dass ich etwas vergessen habe, kann ich manchmal einen Teil
der Erinnerung zurückholen, wenn ich mich nur lange genug auf das Amulett
konzentriere. So geht es mir manchmal auch mit Gerüchen. Es funktioniert nicht
bei allen Erinnerungen, wahrscheinlich sogar bei den wenigsten. Aber vielleicht
reicht es aus, und wenn ich weiter daran arbeite, kann ich mich eines Tages
wieder an alles erinnern.« Ruckartig nehme ich die Schultern zurück und recke
trotzig das Kinn. Jetzt kommt bestimmt gleich dieser seltsame Blick. Doch
stattdessen umfasst Gavin mit seinen Fingern meine Hand, in der das Amulett
ruht. »Und ich werde alles tun, um dir dabei zu helfen – herauszufinden, wer du
wirklich bist.«
    Wenig später
erreichen wir den Wohnbereich des Sektors. Der Fahrstuhl steht offen, also
betreten wir die Kabine, ziehen das Gitter hinter uns zu und drücken auf den
Knopf für die oberste Etage. Im ersten Moment geschieht gar nichts, doch dann
fährt die Kabine ruckartig in die Höhe. Oben entscheiden wir uns für die
Wohnung, die am weitesten von den Fahrstühlen entfernt ist. Keine der Türen ist
verschlossen, und wieder frage ich mich, ob das etwas mit Mutters Plänen zu tun
hat, demnächst die Flüchtlinge aus Drei hier unterzubringen.
    Die Wohnungen sind
exakte Kopien von denen in Sektor Zwei. Erstaunlicherweise ist nach all den
Jahren noch alles gut erhalten – außer einer Staubschicht und ein paar
Spinnweben gibt es nichts zu bemängeln. Das Sofa ist in einem einwandfreien
Zustand, genau wie das Holz der Beistelltische und der alte Flatscreenfernseher
in der Ecke. Ein seltsamer Anblick, da heutzutage normalerweise nur noch
Holo-Projektoren benutzt werden. Ich würde ihn gerne einschalten, um zu sehen,
ob es eines der 3- D -Modelle ist, die vor den Holos
so beliebt waren, aber dazu haben wir keine Zeit.
    Ich zeige Gavin das
Badezimmer, das komplett in grauem Granit gefliest ist, und drücke uns in
Gedanken die Daumen, während ich den Wasserhahn in der Dusche aufdrehe. Es
dauert ein paar Sekunden, doch dann quillt Wasser aus dem Duschkopf. Es gibt
weder Seife noch Shampoo, und das Wasser ist eiskalt, aber so wird sich Gavin
wenigstens den gröbsten Dreck abspülen können.
    Während er sich
auszieht, durchsuche ich den Kleiderschrank im Schlafzimmer nach passenden
Sachen für uns beide. Ganz in Schwarz gekleidet zu sein, wird mir jetzt nicht
mehr helfen. Genauso wenig sollte ich aussehen wie die Tochter des Volkes. Ich
höre, wie Gavin fluchend unter den Wasserstrahl tritt, und kann mir ein Lachen
nicht verkneifen. Offenbar habe ich Glück, denn anscheinend hat in dieser
Wohnung eine Familie oder zumindest ein Paar gelebt. Eine ganze Reihe von
Kleidungsstücken könnte Gavin passen. Ich entscheide mich für eine graue Hose,
ein weißes Hemd und eine Krawatte, die farblich zur Hose und zur Feierlichkeit
des Freudenfests passt. Dann probiere ich eines der Sommerkleider an. Es ist
ein wenig kurz, doch ansonsten sitzt es wie angegossen. Nachdem ich noch ein
Paar Ledersandalen mit Keilabsatz gefunden habe, in denen ich notfalls auch
rennen kann, und die Gewehre in einer Sporttasche verstaut habe, nehme ich
Gavins Outfit und gehe ins Bad, um es ihm auf dem Waschtisch zurechtzulegen.
    Dank unseres
klassischen, katastrophalen Timings tritt er genau in dem Moment aus der
Dusche, als ich von dem Kleiderstapel aufblicke. Mir entgleist das Gesicht, und
nur mit großer Anstrengung gelingt es mir, den Mund zu schließen. Ich kann
nicht anders, wie von allein wandert mein Blick von seinen muskulösen Schultern
hinunter zu seinem Bauch und wieder zurück – ein wundervoller Anblick. Das
Wasser rinnt über die perfekt definierten Muskeln und lässt sie funkeln. Mir
ist nicht bewusst, wie hemmungslos ich starre, bis Gavin fragt: »Genießt du die
Aussicht?«
    Schlagartig wird mir
heiß, und ich laufe von den Haarspitzen bis zu den Zehen rot an. Hastig konzentriere
ich mich auf die Wand hinter ihm. »Es tut mir schrecklich leid. Ich wollte dir
nur deine Kleidung hinlegen. Ich … äh … ich warte dann draußen … bis du fertig
bist.«
    Mit zittrigen Knien
stürme ich aus dem

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