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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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die Sache nicht ernst. »Meine Augen sind grau. Selbst im Sonnenlicht kann
man auf die Entfernung Grau und Blau nur schwer unterscheiden, und in dem
Halbdunkel, das hier überall herrscht, erst recht nicht. Das wird schon gehen.«
    Nachdenklich starre
ich ihn an. Eigentlich hat er recht. Wenn er den Blick senkt und den Leuten
nicht zu nahe kommt, könnte es funktionieren. Jetzt muss ich nur noch
unauffälligere Kleidung für uns finden, vorzugsweise etwas, das nicht zerfetzt
und blutverklebt ist. Als ich Gavin weiter unverhohlen anstarre, blickt er
nervös an sich herab. »Was ist denn?«
    Â»Um nicht
aufzufallen, müssen wir dich sauber kriegen und neu einkleiden.«
    Â»Und wie sollen wir
das anstellen?«
    Â»Das hier ist ein
Zwilling von Sektor Zwei, also müsste es auf der anderen Seite des Platzes
Wohnquartiere geben. Die Beleuchtung funktioniert schließlich – wir suchen uns
einfach eine Wohnung und finden heraus, ob das Wasser ebenfalls funktioniert.«
    Gavin deutet auf die
Waffen. »Vielleicht sollten wir davon einige mitnehmen. Ich würde ungern einer
Vollstreckerin in die Arme laufen, ohne mich verteidigen zu können.«
    Â»Gute Idee.«
    Ich sehe mir den
Waffenstapel genauer an. Obwohl sie völlig verstaubt sind, scheinen die Waffen
intakt und funktionstüchtig zu sein. Ich nehme zwei von jeder Sorte und lege
sie auf dem Boden aus, um sie auf Schäden zu untersuchen.
    Â»Die werden reichen
müssen. Nimm dir jeweils eine.« Einladend deute ich auf die vier Gewehre.
    Â»Was sind das für
Waffen?«, fragt Gavin, nimmt eine in die Hand und mustert sie gründlich. Dann
streicht er fast zärtlich mit den Fingern über den Lauf. Er zeigt keine Angst,
im Gegenteil. Wie seltsam – offenbar hatte Mutter damit wohl recht, dass die
Oberflächenbewohner ganz vernarrt in ihre Waffen sind.
    Â»Das hier ist eine
Reising M 50, eine Maschinenpistole. Sie wurde
ursprünglich als halbautomatischer Karabiner entworfen, der allerdings auch
vollautomatisch feuern konnte. Dadurch hat sie eine Feuergeschwindigkeit von
vierhundertfünfzig bis sechshundert Schuss pro Minute.« Fassungslos starrt
Gavin mich an. Ich reiche ihm eine kleinere Pistole. »Sie ist ein wenig
veraltet, deshalb wird uns die hier wahrscheinlich nützlicher sein: eine
Plasmapistole. Sie erhitzt die Luft auf mollige achthundertfünfzehn Grad
Celsius und schafft so einen Plasmaball, der alles Leben beendet, das mit ihm
in Kontakt kommt.«
    Nun starrt Gavin
statt mich die Waffe an. »Dann sollte ich sie mir wohl nicht einfach so hinter
den Gürtel schieben.«
    Die Mischung aus
Entsetzen und Faszination in seinem Gesicht bringt mich zum Lachen. »Ganz
ruhig, sie geht nur los, wenn du gleichzeitig den Abzug und die Sicherungshebel
hier hinten drückst. Und im Moment ist sie nicht einmal geladen. Man braucht diese
silbernen Druckzylinder, um sie aufzuladen. Also keine Sorge, die Reising
könnte viel eher aus Versehen losgehen als die Plasmapistole.«
    Dessen scheint sich
Gavin nicht so sicher zu sein, doch er schiebt die kleine Pistole vorsichtig in
seine Tasche. Dann schlingt er sich den Trageriemen der Reising über die
Schulter; mit ihr scheint er sich wesentlich wohler zu fühlen als mit der
Plasmapistole. In der Zwischenzeit entdecke ich in einem Spind einen Rucksack
und fülle ihn mit Munition, Handgranaten und Minen. Nachdem ich alles
verschnürt habe, lade ich mir wieder meinen Evakuierungsrucksack auf und reiche
Gavin den zweiten. Der grunzt ein wenig und sagt erstaunt: »Wow, der ist aber
schwer. Wie zum Teufel hast du es geschafft, den anzuheben?«
    Â»Komm schon, ich
habe doch gesehen, wie du diese Kisten verrückt hast, du solltest diesen
Rucksack also problemlos tragen können. Das sind bestimmt nur ein paar Kilos.«
    Â»Und woher weißt du
das alles?« Demonstrativ zeigt er auf die Reising. »Über die Waffen?«
    Â»Ich …« Perplex sehe
ich erst ihn an, dann die Maschinenpistole in seinen Händen. »Ich weiß es
nicht. Offenbar gehört das auch zu den Dingen, die ich noch herausfinden muss.«
Nicht schon wieder. Reflexartig reibe ich mein Amulett und hoffe, dass mir das
wenigstens eine winzig kleine Erinnerung zurückbringt.
    Gavin beobachtet
mich genau. »Warum tust du das?«
    Â»Keine Ahnung«,
erkläre ich ihm leise. Durch die Szene mit Vater am Brunnen, die das Parfum in
mir geweckt

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