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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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wieder«,
sagt Gavin schließlich mit seltsam ausdrucksloser Stimme. »Und der andere Arm
ist wirklich ausgerenkt. Ich kann ihn wieder einrenken, aber das wird höllisch
wehtun.«
    Oh,
wie haben sich die Rollen doch vertauscht , denke ich, als ich mich daran erinnere, dass ich
noch vor wenigen Tagen fast genau dasselbe zu ihm gesagt habe. Schließlich
öffne ich die Augen und sehe ihn an. »Tu es.«
    Er schluckt schwer,
nimmt meinen Arm, stützt sich mit Beinen und Rücken an den Wänden ab und zieht
mit voller Kraft. Überwältigende Schmerzen schießen in meinen Arm, sofort wird
mir wieder schwindelig, und am Rande meines Gesichtsfeldes tauchen schwarze
Flecken auf. Eine Zeit lang sehe ich alles verschwommen und kämpfe darum, nicht
das Bewusstsein zu verlieren, während Gavin die Schusswunde neu verbindet. Das
nächste, woran ich mich erinnere, ist seine Frage, ob ich stark genug bin, um
weiterzugehen.
    Â»Glaube schon, aber
nur im Schneckentempo.«
    Â»Das ist okay«,
versichert mir Gavin. »Wir haben es ja nicht eilig. Geh einfach so schnell, wie
du kannst. Ich bin direkt hinter dir.«
    Der Weg zur Leiter,
die uns in Macies Quartier bringt, scheint eine halbe Ewigkeit zu dauern, aber
schließlich haben wir es geschafft. Doch ich weiß, dass ich da niemals ohne
Hilfe runterklettern kann. Frustriert starre ich in den Schacht hinunter, den
auch die roten Lämpchen nicht ausreichend beleuchten können. »Ich glaube nicht,
dass ich da alleine runterkomme.« Als hinter mir alles still bleibt, werfe ich
einen Blick über die Schulter und bemerke, dass Gavin mich abschätzend mustert.
Einen Moment später nickt er befriedigt. »Alles klar. Dann werden wir wohl
huckepack spielen müssen.«
    Â»Was?«
    Â»Ich werde dich
tragen, halt dich einfach an mir fest.«
    Einerseits fürchte
ich, dass unser gemeinsames Gewicht auf der Leiter vielleicht zu viel für ihn
sein könnte, andererseits bleibt mir keine andere Wahl. Er kriecht an mir
vorbei und steigt die ersten Sprossen hinunter, sodass ich vorsichtig auf
seinen Rücken klettern kann. Dort schlinge ich die Beine um seinen Bauch und
verlagere mein Gewicht so, dass die Oberschenkel den Großteil davon halten
müssen. Ganz langsam bringt Gavin uns hinunter. Als wir den Boden erreichen,
zittern meine Beine vor Anstrengung, und ich falle unkontrolliert hin.
    Gavin lässt sich
neben mir nieder. »Alles okay?« Ich nicke. »Und du bist sicher, dass wir deiner
Freundin trauen können?«, fragt er weiter.
    Â»Das hast du mich
schon einmal gefragt, und meine Antwort ist immer noch dieselbe.« Ich will
aufstehen, doch er hält mich zurück.
    Â»Aber sie hat doch
selbst gesagt, dass sie uns nicht helfen wird.«
    Â»Weil sie beim
letzten Mal bestraft wurde. Aber sie ist weder zu den Wachen noch zu Mutter
gerannt, um uns zu verraten. Wir können ihr vertrauen.« Ich schiebe ihn von
mir, und diesmal lässt er es zu.
    Â»Es könnte eine
Falle sein, um dich in den Palast zurückzulocken.«
    Â»Ist es aber nicht.«
    Â»Aber … «
    Â»Es ist keine Falle,
Gavin. Ich kenne Macie ebenso gut, wie ich mich selbst kenne. Das ist keine
Falle.«
    In seinem Gesicht
spiegeln sich so viele, verwirrende Emotionen, dass ich sie nicht voneinander
unterscheiden kann. »Aber wie gut kennst du denn dich selbst? Ganz ehrlich?« Da
hat er nicht unrecht, aber uns bleibt nichts anderes mehr übrig. So wie ihm
nichts anderes übrig geblieben war, als mir zu vertrauen.
    Â»Vielleicht hast du
recht«, gebe ich zögernd zu, »aber es ist doch besser, etwas zu unternehmen,
als einfach nur rumzusitzen und darauf zu warten, dass Mutter uns findet. Denn
das ist nur eine Frage der Zeit; im Moment haben wir immerhin noch das
Überraschungsmoment auf unserer Seite. Sie hat keine Ahnung, was wir alles
wissen. Oder was wir tun.«
    Gavin wirft mir
einen prüfenden Blick zu. »In Ordnung. Und wie sieht unser Plan aus, nachdem du
uns wieder ins System eingeschleust hast?«
    Â»Ich muss zwei Dinge
prüfen. Zum einen ist Mutter die Einzige, die eine korrekte Karte der Stadt
besitzen könnte. Die brauchen wir zwar nicht mehr unbedingt, weil wir dank des
Tagebuchs ja wissen, wie wir zu den Booten kommen, aber vielleicht gibt es ja
auch einen Ausgang hier in der Nähe, der uns helfen könnte. Je schneller wir
verschwinden, umso besser. Zum anderen könnte es

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