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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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Thema Dienstaufsichtsbeschwerde und deren Aussichten auf Erfolg. Ali fuhr fort: »Und last not least, ein Giftmord ist hinterhältig und heimtückisch, der passt nicht zu einem impulsiven Italiener. Ich vermute, er hätte den Kerl eher verprügelt, als ihm Gift in den Kaffee zu schütten. Folglich können wir ihn vergessen! Trotzdem war der Verdacht eine super Idee.«
    »Eh?«
    »Ich war schon ewig nicht mehr auswärts zum Essen!«
     

11
    Am nächsten Morgen erschien Helga besonders früh in der Schule und eilte sofort in den Verwaltungstrakt. Sie hoffte, am schwarzen Brett einen Aufsichtsplan für die Pausen zu finden. Thodes Bemerkung gestern Morgen hatte ihr zu denken gegeben. Sie erinnerte sich nicht, den Wohlfang jemals in der Pause auf dem Schulhof gesehen zu haben. Aber auch im Gymnasium gab es Aufsichtspflichten, die nicht versäumt werden durften. Der Unterricht begann um acht. Jetzt, um 7.15 Uhr, wirkten die langen Flure wie verwaist. Wenn der Täter auch so früh gekommen war ... Sie ging zur Anschlagtafel hinüber. Tatsächlich, die Aufsichten schienen ihr ziemlich gerecht verteilt, anscheinend kam jeder einmal an die Reihe. Zwei Schulhöfe sowie mehrere Innenbereiche mussten überwacht werden.
    Sie überlegte, wen sie draußen gesehen hatte. Die Meeren, die kleine Blonde im Sportdress, den Thode ziemlich oft, den Dicken, der Physik und Chemie unterrichtete, mehr fielen ihr im Moment nicht ein. Wieder schaute sie auf den Plan. Eigentlich hätte Thode nur dienstags in der ersten Pause auf dem unteren Schulhof sein müssen, der Wohlfang montags in der ersten und donnerstags in der zweiten Pause. Aber da hatte sie auch den Thode gesehen. Hatte der etwa Aufsichten für Wohlfang übernommen? Wenn sie Aufgaben getauscht hatten, warum stand das dann nicht im Plan? Falls einmal ein Lehrer ausfiel, mussten solche Änderungen unbedingt bekannt sein. Wäre es ehrlich zugegangen, hätte sich der Thode gestern auch nicht so aufregen brauchen. Irgendetwas stimmte da nicht. Die meisten Kollegen saßen lieber im Lehrerzimmer und genossen ihre Pause als bei Wind und Wetter Aufsicht zu führen. Weshalb also war Thode so oft draußen gewesen?
    Im Lehrerzimmer sah sie Frau Olp in ihrer Ecke sitzen, die einzeln verpackte Brote vor sich auf den Tisch stapelte. Helga dachte an Alinas Beschreibung. Die junge Dame besaß eine bemerkenswerte Beobachtungsgabe. Frau Olp machte tatsächlich keinen selbstbewussten Eindruck. Klein, mit hängenden Schultern wirkte sie wie eine graue Maus. Auf Helgas fröhlichen Guten-Morgen-Gruß antwortete sie kaum verständlich und bückte sich sofort, um in ihrer Tasche zu kramen. So wie sie auf andere wirkte, schienen Probleme mit Schülern vorprogrammiert. Helga suchte einen Anknüpfungspunkt. »Ich brauche demnächst eine Deutschlandkarte. Können Sie mir sagen, wo ich die finde?«
    Frau Olp schüttelte den Kopf. »Im Kartenraum, erster Stock. Fragen Sie Herrn Hayda, der ist zuständig. Tut mir leid«, fügte sie nach kurzem Nachdenken noch hinzu. Was, hätte Helga am liebsten gefragt. Was tut Ihnen leid? In dem Moment strömten mehrere Kollegen gleichzeitig herein und Frau Olp schien noch kleiner zu werden. Für Helga wurde es Zeit, ihre Schüler zu beaufsichtigen.
    Auf dem Weg nach draußen traf sie die Sekretärin, die ihr zuwinkte. »Für Sie ist Post gekommen. Ich konnte Sie gestern nicht mehr erreichen und ein Fach haben Sie ja nicht. Wenn Sie eben mitkommen würden?«
    »Sicher, was will das Schulamt denn von mir?«
    Im Sekretariat angekommen, schloss Frau Jürgens ihren Schreibtisch auf, um in der Dienstpost nach dem Brief zu suchen. Erst dann legte sie Hut und Mantel ab. Helga überflog das Schreiben, während die Sekretärin ihre Haare kämmte und dabei die Lehrerin neugierig im Spiegel beobachtete. Deren Kopf wurde rot und röter.
    »Schlimme Nachrichten?«, fragte Frau Jürgens halb neugierig, halb teilnahmsvoll.
    Noch während Helga sich umdrehte, beschloss sie, ihre Wut herauszulassen. Sie zu verbergen würde mehr Energie kosten, als sie aufzubringen bereit war. Nicht dafür. Es war ihr in diesem Moment auch völlig egal, wenn das gesamte Gymnasialkollegium von ihrem Ärger erfuhr. »Eine Unverschämtheit sondergleichen!«, schimpfte sie. »Der Lebensabschnittsgefährte einer Mutter kennt derzeit keine andere Beschäftigung als mir das Leben schwer zu machen. Was ich in dieser Sache bereits an Briefen und Berichten geschrieben habe, geht auf keine Kuhhaut. Die Tochter seiner

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