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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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ein kalter Schauer über den Rücken. Ob ich alt werde? Damals habe ich mir über die Auswirkungen unserer Suche kaum Gedanken gemacht. Aber jetzt ist mir schon ein bisschen mulmig.«
    Beide schwiegen. Helga hätte zu gern nach dem derzeitigen Stand von Alis Familienproblemen gefragt, traute sich aber nicht. Sie hoffte, Ali würde das Thema von allein anschneiden. Seinerzeit, als sie einander noch vertrauten, litten beide unter Beziehungsproblemen. Helga wurde von Klaus betrogen, Ali liebte Herbert nicht mehr. Jetzt war es anders. Helga fühlte sich wohl in ihrer Beziehung, strahlte ihr Glück förmlich aus, und Ali fühlte sich mit ihren Schwierigkeiten allein. Ob Ali glaubte, Helga besäße kein Verständnis für sie? Zugegeben, als es um Veronika ging, war die Lehrerin ziemlich deutlich geworden. Sie kannte Ali eben nur als Powerfrau, die problemlos Familie und ehrenamtliche Arbeit unter einen Hut bekam und den Haushalt mit links erledigte. Aber offensichtlich benötigte sie dafür das Gefühl der Geborgenheit innerhalb der Familie, sowie finanzielle Sicherheit. Was Helga nicht begreifen konnte ... »Weshalb entsetzt dich der Gedanke an Scheidung so sehr, wenn du Herbert eh nicht mehr liebst?« Bevor sie den Gedanken formuliert hatte, hatte sie ihn ausgesprochen. »Entschuldige, ich wollte nicht impertinent sein. Du musst nicht darüber reden.«
    Doch Ali antwortete als bewege sich ihre Freundschaft wieder in den alten Bahnen. »Ich glaube, da spielen mehrere Gründe eine Rolle.« Sie wirkte nachdenklich, als sie mit ihrer Zigarettenpackung spielte, ohne jedoch eine herauszuholen. Sie kannte Helgas Abneigung gegen Zigarettenrauch in ihrem Wohnzimmer. »Siehst du, als ich wusste, dass die Liebe erloschen war, habe ich mich bewusst entschieden, bei ihm zu bleiben wegen der Kinder. Zumindest bis ein anderer auftaucht, der ... nun, das Feuer wieder entfacht.« Sie lachte verlegen. »Das mag nicht ganz fair sein, aber ich biete Herbert ein gemütliches Heim, wasche seine Wäsche, kümmere mich um sein Essen. Für mich war das ein gerechter Deal. Nun muss ich feststellen, dass er mich auch nicht mehr liebt. Damit könnte ich leben, aber dass er eine andere hat, die ihm wichtiger ist als ich und die Kinder, das macht mich fertig. Ich habe Angst, mit den beiden eines Tages allein in einer kleinen Wohnung zu sitzen und von seinen Unterhaltszahlungen abhängig zu sein.«
    »Ist es nicht vielmehr so, dass du sauer bist, weil das Experiment mit euren Nachbarn schiefgelaufen ist? Zwischen Herbert und der Frau hat es gefunkt, während du und der Mann – wie heißt er übrigens? – nicht harmoniert. Das ist auch eine Form von Eifersucht. Könnte es sein, dass da doch noch Gefühle für Herbert in dir schlummern, die du nicht wahrhaben willst?«
    »Nee, ganz bestimmt nicht. Bei ihm zu bleiben, schien mir nur die einfachste Lösung zu sein. Herbert kenne ich schließlich. Ich weiß, wie er reagiert und was ich zu erwarten habe. Und bisher habe ich keinen gefunden, in den ich mich vergucken könnte. Und glaub’ nicht, dass ich es nicht versucht habe. Seit ich das mit Herbert und Gerlinde weiß, sehe ich die Männer mit ganz anderen Augen.«
    »Mit suchenden oder verachtenden?«
    »Tja, von beidem wohl ein bisschen. Ich möchte mich gern wieder verlieben. Du weißt schon, mit Schmetterlingen im Bauch und so. Aber seit der Sache mit Theo verachte ich Männer auch. Der ist ein Weichei, ein Warmduscher, ordinäres Leitungswasser, das sich selbst für Champagner hält. Nachdem er mich im Bett gehabt hat, wird er bei jedem Treffen rot vor Verlegenheit und guckt mich kaum noch an. Ich ihn auch nicht.«
    »Hast du mal mit Herbert gesprochen, wie ernst es ihm mit der Scheidung ist? Vielleicht könnt ihr euch arrangieren?«
    »Eine ménage à trois? Kommt überhaupt nicht in Frage. Da würde ich mich ja total degradiert fühlen, zuständig fürs Grobe und ins Abseits geschoben. Nee, auf gar keinen Fall! – So, jetzt muss ich aber los. Mich um die Kinder und ums Essen kümmern. Und heute Nachmittag noch zum Patenkind. Lena wird achtzehn. Zum Geldabliefern darf ich kommen. Aber richtig gefeiert wird heute Abend mit der Clique, ohne Eltern und Patentante. Na ja, kann man auch verstehen. Wir waren früher nicht anders.« Ali sprang auf und lief in den Flur. Helga folgte langsamer. »Ich werd’ mich dann mal etwas ausführlicher mit der Zils unterhalten«, meinte Ali, als sie ihren Mantel anzog, grüßend die Hand hob und

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