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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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in den Hagener Norden zu fahren, um eine frühere Kollegin heimzubringen. Sie nutzte die Zeit, um für beide zu bezahlen. So beruhigte sie ihr Gewissen ein wenig. Als Anna zurückkam, sah sie wesentlich besser aus. Auch wenn sie etwas zu viel Farbe genommen hatte.
    »Entschuldige«, bat sie nochmals. »Die ganze Sache ist längst nicht so gut verarbeitet, wie ich dachte. Tut mir leid, wenn ich dir den Vormittag verdorben habe.« Ein Blick zur Uhr. »Ich treffe mich gleich mit Dieter. Er hatte vor, durch die Stadt zu bummeln und nach Büchern zu schauen, für mich wurde das zu beschwerlich, deshalb wollte ich im Café warten. Wir unternehmen jetzt noch mehr gemeinsam als früher und sind dankbar für jeden Tag, den wir genießen dürfen.«
    Sie verabschiedeten sich schnell voneinander, froh, einem verlegenen Schweigen zu entkommen.
     
    Ali räumte derweil notdürftig die Wohnung auf, goss die Blumen, die konnten schließlich nichts für ihre schlechte Laune, und verschob das Staubwischen auf später. Herbert war nicht da und hatte auch keine Nachricht hinterlassen, wann er zurückkommen würde. Franziskas Frühstücksgeschirr stand auf dem Tisch, aus ihrem Zimmer dröhnte Musik. Veronika hielt sich vermutlich noch bei der Freundin auf. Ali ließ ihren Frust an den Kartoffeln aus, die Schalen wurden zu dick, die meisten Augen übersehen. Bei Kartoffelsuppe merkte das sowieso niemand. An diesem Morgen fühlte sie sich wieder einmal als Sklave ihrer Familie.
    Für Helga lag die Schuld an Veronikas schlechten Zensuren eindeutig bei der Mutter, und Franziskas Lehrerein hatte ebenfalls gemosert, nicht nur über ihre Schülerin, sondern auch, weil sie, die Mutter, nicht zu erreichen war, Lena interessierte eh nur das Geldgeschenk, und Herbert amüsierte sich mit Gerlinde. Und sie? Kochte Essen, räumte auf, putzte, wusch die Wäsche. Das war doch kein Leben! Dabei hatte sie gar nichts falsch gemacht. Dass sie mit Theo geschlafen hatte, daran war ihr Ehemann nicht unschuldig, und für ihre fehlenden Gefühle konnte sie nichts. Verdammt! Die Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie wusste nicht, ob das an ihren Gedanken oder an den Zwiebeln lag. Die Küchentür öffnete sich, und ein Schwall überlauter Musik drang herein. »Was gibt es zu essen?«
    »Kartoffelsuppe mit Bockwurst. Die magst du doch. Wo steckt Veronika? Immer noch bei Yvonne?«
    »Hm, ich glaub’ schon.«
    »Dann ruf bitte an. Sie soll zum Essen heimkommen. Was sollen denn Yvonnes Eltern denken, wenn Veronika so oft da ist?«
    »Das ist das Einzige, was euch interessiert! Was die anderen denken. Wie es uns geht, Veronika und mir, ist euch scheißegal!« Franziska knallte die Tür. Oh nein, gerade hatte Ali geglaubt, das Verhältnis zu ihrer Großen repariert zu haben, flippte die wieder aus. Sie lief hinter Franziska her. Doch deren Tür war abgeschlossen und die Musik so laut aufgedreht, dass niemand dagegen anschreien konnte. Resigniert griff Ali selbst zum Telefon, um ihre Jüngste zurückzubeordern.
    Dem Essen war kein Erfolg beschieden. Herbert erschien erst gar nicht, Franziska sagte kein Wort, und Veronika wusste auch nichts zu erzählen. Selbst das Eis zum Nachtisch heiterte die Stimmung nicht auf. Nach dem Essen verschwanden die Mädchen, ohne zu murren auf ihren Zimmern. Ali räumte das Geschirr in die Spülmaschine und kochte Kaffee. Doch sie konnte sich nicht konzentrieren. In ihrem Gehirn herrschte mal wieder das Chaos. Der Aschenbecher quoll über, sie trank die dritte Tasse und wusste noch immer nicht, ob und wie sie mit Franziska reden sollte und ob sie der Kriminalfall überhaupt noch interessierte. Nach einem vergeblichen Versuch zu Franziska durchzudringen, legte sie einen großen Zettel mit ihrer Handynummer auf den Tisch, schaute im Telefonbuch die Adresse der Zils nach und fuhr hin.
    Sie suchte nach einer Möglichkeit, die Frau unauffällig zu treffen, was nicht einfach sein würde, da bei dem Wetter jeder mit dem Auto fuhr. Aber vielleicht existierte ja ein Hund, der ausgeführt werden musste. Überall fand Ali es derzeit besser als daheim. Sie parkte schräg gegenüber dem Eingang. Doch bald wurde es so kalt im Auto, dass sie ausstieg und hin und her lief. Als ihr auch das zu ungemütlich wurde, überlegte sie, zu Helga zu fahren. Wenn ihre Freundschaft auch ein wenig angekratzt war, war sie doch die Einzige, mit der sie derzeit sowohl über ihre Familie als auch über Wohlfang sprechen konnte. Folglich schlenderte sie langsam wieder zum

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