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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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zuhause rauswerfen oder versuchen, ihn ins Internat zu stecken. Sein alter Herr möchte ihn am liebsten als Arzt oder Juristen sehen. Und unserem Freund steht der Sinn nicht nach lernen, der will Kohle machen. So schnell und so viel wie möglich.«
    »Das gibt’s doch nicht. So etwas müssen die Eltern doch mitkriegen?«
    »Man sieht, dass du nur mit Kleinen zu tun hast. Da er volljährig ist, darf die Schule die Eltern gar nicht informieren. Außerdem hat er natürlich sein eigenes Handy und sein eigenes Auto. Entweder lagert er das ganze Zeug im Kofferraum oder bei Freunden. Wenn der morgens pünktlich aus dem Haus geht, um die Märkte der Umgebung abzuklappern, dann merkt niemand, dass er nicht in der Schule ist.«
    »Ja, aber ...«
    »Kein aber! Sicher, irgendwann kommt das große Erwachen der Eltern, aber noch kann er es hinausschieben und bis dahin sahnt er ab.«
    Das erklärte einiges. Damit blieben als Verdächtige noch die Ehefrau und Thode, mit einem dicken Fragezeichen versehen auch Loden – und der große Unbekannte, den Schüler an besagtem Morgen beobachtet haben wollten. Keine große Auswahl.
    Helga goss die Tassen wieder voll. Sie zögerte kurz, dann stand sie auf und holte zwei Gläser und Kirsch aus dem Schrank. Sie trank ungern allein, und nach dem Vormittag konnte sie eine Aufmunterung gut gebrauchen.
    Ali wechselte das Thema. »Eine Bekannte, Katja Filser, hat mir ein bisschen über Wohlfang erzählt. Der scheint des Öfteren Ärger wegen seiner Frauengeschichten gehabt zu haben. Vielleicht sollten wir da mal nachhaken.«
    »Ich weiß. Eine frühere Kollegin gehörte auch zu der Clique und hat mir das Gleiche berichtet. Wie gut kennst du Filsers eigentlich? «
    »Wenn du so fragst, nicht gut genug. Mit Katja bin ich zur Schule gegangen. Wir haben losen Kontakt gehalten, der wieder etwas enger wurde, als die Kinder kamen. Katjas Sohn ist ein Jahr älter als Franziska. Werner kenne ich flüchtig von diversen Veranstaltungen her, ebenso die meisten anderen aus der Gruppe. Nur den Selbecke habe ich nie getroffen. Der verkehrte in höheren Kreisen«, ergänzte sie spöttisch amüsiert. Was sie dann erzählte, deckte sich in etwa mit dem, was Helga bereits von Anna erfahren hatte. Doch Ali, wie ein Schweißhund auf der Fährte, hörte nicht auf, jeden Verdächtigen immer wieder von neuem durchzuhecheln.
    So sehr Helga sich anfangs über Alis Besuch gefreut hatte, weil der sie ablenkte, so sehr wünschte sie jetzt, die Freundin möge gehen. Sie fühlte sich unfähig, neuen Gedankenlinien zu folgen, denn immer wieder drängten sich die Erlebnisse des heutigen Morgens dazwischen. Selbst jetzt noch war sie fassungslos angesichts der Unverschämtheit der Mutter. Gut, sie brüllte häufiger los im Unterricht. Aber schließlich sollten die Kinder etwas lernen und wenn daheim nicht auf Disziplin geachtet wurde und jeder ganz selbstverständlich tat, wozu er gerade Lust hatte – reden, zanken, Stifte werfen, prügeln, den Nachbarn würgen, auf den Tisch steigen – und nicht bereit war, auf Zeichen der Lehrerin zu reagieren, blieb manchmal nur lautes Schimpfen übrig. Dass das nicht in Ordnung war, wusste sie auch.
    »Hörst du überhaupt zu? Wenn dich das nicht interessiert, sag’ es und ich gehe.«
    »Entschuldige, du hast ja recht. Aber ich muss immer wieder an Verenas Mutter denken. Was will die mit der Strichliste?«
    »Genau das, was sie bereits erreicht hat. Dir Ärger und Kopfschmerzen bereiten. Vergiss das Ganze endlich.«
    Leichter gesagt als getan. Nach einem prüfenden Blick in Helgas Leidensmiene meinte Ali: »Ich glaube, ich lasse dich besser zufrieden. Wir können uns morgen Nachmittag irgendwo treffen und weiterreden. Versuch, den Scheiß zu vergessen. Ich meine es ernst. Du machst dir nur selbst das Leben schwer, wenn du über die Tusse immer wieder nachdenkst. Die Alte ist keinen Schuss Pulver wert, geschweige denn einen Gedanken. Befrei dich endlich davon.«
    Ali hatte gut reden. Aber Gedanken lassen sich nicht einfach so befehlen. Je mehr sie versuchte, die Geschehnisse aus ihrem Hirn zu vertreiben, umso öfter kamen sie zurück.
    Erst nachdem Ali gegangen war und Helga das Kaffeegeschirr beiseite räumte, fiel ihr auf, dass sie gar nicht über Alis private Probleme gesprochen hatten. Ob die kriminalistischen Abenteuer Ali so ablenkten, dass sie derzeit nicht darüber nachdachte? Helga griff nach einem Buch, einem uralten Krimi und vertiefte sich in eine Fantasiewelt, in der die Täter

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