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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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erwachte, war ihre Laune noch genauso mies wie am Abend zuvor. Sie besserte sich auch nicht, als die Lehrerin auf dem Schulhof, noch bevor sie ihre Tasche in der Klasse abgesetzt hatte, Niklas von Florian fortreißen musste, weil der gerade dabei war, seinem Mitschüler die Luft abzudrücken. Unbeherrscht brüllte sie los. »Sag’ mal, spinnst du, den Florian so zu würgen! Hast du dir überlegt, was da passieren kann? Wie kommst du nur auf so einen Blödsinn?« Während bei Florian die Tränen rollten, zuckte Niklas die Schultern. »Nur so.« Das war alles, was sie aus dem Jungen herausbekam: »Nur so.«
    »Du kommst sofort mit und bleibst hinter der Tür auf dem Flur stehen. Rührst du dich vom Fleck, gibt es Ärger! Und ihr, Nele und Veronika, tröstet bitte den Florian.« Dessen Hals zeigte rote Flecken, doch seinem Schluchzen nach zu urteilen, hatte die Luftröhre nichts abbekommen. Sie schob Niklas vor sich her auf den Flur. Vor ihrer Klassenzimmertür traf sie Elli.
    »Wenn du schon hier bist, warum machst du keine Aufsicht? Als ich kam, hatte Niklas gerade den Florian im Schwitzkasten.«
    »Du hast vielleicht eine Laune! Denk’ mal über deinen Ton nach. Erstens ist es für Aufsicht viel zu früh, die beginnt nämlich erst fünfzehn Minuten vor Unterrichtsbeginn, zweitens könnte ich dich das Gleiche fragen, warum bist du hier und nicht draußen?«, fauchte ihre Kollegin.
    »Entschuldige, ich bin noch ganz durcheinander. Ein paar Minuten später ... Ich begreife das einfach nicht. Wie kann man so brutal aufeinander losgehen? Einfach so, völlig grundlos. Und genau das erhalte ich bei jeder Prügelei, bei jedem Unsinn als Antwort: Nur so.« Helga spürte, wie sie zitterte. Da Niklas schon einmal eine Klasse wiederholt hatte, war er älter und weitaus kräftiger als die anderen Kinder der Klasse. Wenn sie nicht gerade noch rechtzeitig dazwischen gegangen wäre, hätte er Florian ernste Verletzungen zufügen können, wenn nicht Schlimmeres.
    »Hast du mal mit der Mutter gesprochen?«
    »Einmal? Ich kann die Gespräche kaum noch zählen. Der Junge hat eben so seine besondere Art. Man darf ihn zu nichts zwingen, er braucht seine Freiheit. Soll ich noch weiter zitieren? Die Frau denkt gar nicht daran, Erziehungshilfe in Anspruch zu nehmen, abgesehen davon, dass es dafür vermutlich längst zu spät ist. Du kennst das doch«, endete sie resigniert. Allmählich beruhigte Helga sich. »Entschuldige, wenn ich eben etwas laut war, aber im Moment geht’s mir nicht so gut.«
    »Man merkt’s. Soll ich die Frau mal herzitieren? In meiner Eigenschaft als stellvertretende Schulleitung? Vielleicht wirkt das ja?«
    »Wir können es versuchen. Denn das eben war echt heftig. So, ich gehe jetzt raus. Kommst du mit?«
    Elli nickte. Helga befahl Niklas noch einmal, ja hinter der Glastür stehen zu bleiben. Während sie ihn im Auge behielt, schlenderte Elli langsam über den Hof.
    Die Kinder schienen ihre Verfassung zu spüren, denn sie hielten sich während der ersten Stunde merklich zurück mit ihren Streitereien. Nachdem sie in der zweiten Stunde die Hefte ausgeteilt und ein paar Worte zu den miserabel ausgeführten Hausaufgaben gesagt hatte, entstand in einer normalerweise unauffälligen Mädchengruppe Unruhe. Ein Blatt wurde hin-und hergeschoben, ein lautes »Ich mach’ das!« und ein geworfener Bleistift erregten die Aufmerksamkeit der Lehrerin.
    »Verena, was ist da los?«
    »Eh, das ist so ... meine Mutter meinte ... also ...« Das Mädchen wusste nicht weiter und versuchte, den Zettel unauffällig unter dem Tisch verschwinden zu lassen. Blitzschnell schnappte Helga zu. Mit Mühe entzifferte sie: schrein fon frau Rener.
    »Was soll denn das? Kannst du mir bitte erklären, was das mit mir zu tun hat?«
    »Ja also, meine Mutter will, dass ich aufschreibe, wenn Sie uns anschreien. Weil, das Anschreien von Kindern ist doch verboten.«
    Jetzt wurden alle Kinder aufmerksam. So leise war es in der Klasse schon lange nicht mehr gewesen. In Helga keimte die Wut auf. »Habe ich in dieser Stunde schon geschrieen?«
    »Nö.«
    »Aha, und in der Mathestunde vorher? Habe ich euch da angeschrieen?«
    »Nö, eigentlich nicht.«
    »So, und warum sind hier dann zwei Striche?« Sie brauchte ihre ganze Energie, um nicht loszubrüllen.
    »Also, das war so, meine Mutter meinte ...« Verena wusste nicht weiter, schaute erst nach unten, dann zur Nachbarin. Helga kannte die Reaktion. Jedes Kind liebt seine Mutter und um ihr gefällig zu sein,

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