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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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erspart geblieben.«
    »Ich weiß, aber zeitweilig wirkte Ali auf mich wie ein rotes Tuch und meine Wirkung auf sie war wohl ähnlich. Wären bloß die Thodes niemals unsere Nachbarn geworden, dann wäre das alles nicht passiert.«
    »Wie bitte?« Helga fiel aus allen Wolken: »Wie heißen die Nachbarn?«
    »Theo und Gerlinde Thode. Er ist Lehrer am CKG. Sie haben vor zwei Jahren das Haus neben dem unseren gekauft. Warum?«
    Er sah, wie sein Gegenüber plötzlich alle Farbe verlor, dann knallrot wurde und mühsam um Fassung rang.
    Helga kochte. Da kannte Ali den Hauptverdächtigen nicht nur als Nachbarn sondern sogar intim und sagte kein Wort. Warum hatte Helga denn ihre Kollegen bespitzelt? Doch nur, weil Ali Abwechselung brauchte, um auf andere Gedanken zu kommen. Gut, sie hatte sich gern überreden lassen, wäre es ihr doch ein Genuss, wenn auch im Kollegium eines Gymnasiums ein paar faule Äpfel existierten, aber den Anstoß hatte Ali gegeben. Und dann verheimlichte sie diese love affair, oder wie immer man es nennen wollte. Dafür fehlte Helga jegliches Verständnis. Wie konnte ihre Freundin etwas so eminent Wichtiges verschweigen? Sie spürte Herberts neugierige Blicke. Was er wohl dachte? Egal. Verraten würde sie nichts. Klaus’ Bemerkungen über weibliche Neugier reichten ihr. Sie war überzeugt, dass Herbert keinen Deut verständnisvoller reagieren würde. Sie versprach ihm, mit Ali zu reden, damit diese sich endlich einmal ruhig und vorurteilsfrei mit ihrem Mann aussprach, und komplimentierte diesen dann so schnell wie möglich hinaus. Natürlich hatte er gemerkt, dass etwas nicht stimmte, war aber viel zu wohl erzogen, um zu fragen. Wofür Helga ihm im Stillen dankte.
    Wieder allein sank sie auf ihr Sofa. Was tun? Im ersten Moment hätte Helga Ali am liebsten angerufen und die Freundschaft gekündigt. Sie empfand deren Verhalten als Verrat. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, sie hatte inzwischen gelernt, ihren impulsiven Wünschen nicht sofort nachzugeben, stellte sie fest, dass ihr die Freundschaft mit Ali wichtig geworden war. Es waren nicht nur die gemeinsamen Erlebnisse, die verbanden, sie konnten auch über ganz private Angelegenheiten miteinander reden. Und bei all ihrer Extrovertiertheit und ihrer Vorliebe für Klatsch und Tratsch konnte Ali im richtigen Moment schweigen. Noch nie hatte sie Helgas Vertrauen missbraucht, sodass diese nicht befürchten musste, dass etwas, was sie Ali erzählte, auch andere erfuhren. Als Lehrerin war sie häufig Gegenstand diverser Unterhaltungen, daran konnte man nichts ändern, aber dass dann wenigstens eine Mutter ihrer Klasse auf ihrer Seite stand, bedeutete Helga viel. Außerdem betrachtete Ali die schulischen Probleme von einer anderen Warte und konnte manchmal objektiver urteilen. So wie bei der Sache mit Verenas Mutter. Obendrein musste Helga sich ehrlicherweise eingestehen, besaß sie nicht so viele Freundinnen, dass sie problemlos auf eine verzichten konnte. Und meistens mochte sie Ali doch recht gern. Ihre Ideen, ihre Überredungskünste, ihre Beschwichtigungen, wenn in der Schule mal wieder alles schief gelaufen war, ihre ganze mitreißende Art.
    Kommentarlos tolerieren wollte sie die Geschichte aber auch nicht. Ali sollte wissen, dass sie wusste ... Doch heute Abend rief sie besser nicht mehr an. Falls Ali daheim war, wollte sie nicht stören. Womöglich fand gerade eine Aussprache zwischen den Eheleuten statt. Sie selbst wollte sich auch noch etwas abreagieren. Folglich stand sie auf, zog ihren Mantel an und lief hinaus. Mit langen Schritten eilte sie über die Straße. Es war längst dunkel, und niemand begegnete ihr. Vereinzelt gab es noch Weihnachtsbeleuchtung in den Fenstern. Dann begann es zu nieseln. Die kühle feuchte Luft tat gut. Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf sei um einiges klarer, als sie die Runde beendete und vollkommen durchnässt wieder vor ihrer Wohnungstür stand.
     

19
    Am nächsten Morgen rief sie noch vor der Schule bei Ali an, um ihr mitzuteilen, dass sie gleich am Nachmittag käme und Ali gefälligst zuhause zu sein habe. Auf deren verwunderte Nachfrage gab sie keine Antwort. Sollte Ali ruhig ein bisschen schmoren.
    Gegen 14.00 Uhr stand Helga vor Merklins Haus. Immer noch oder schon wieder angespannt, wütend, enttäuscht.
    »Mensch Helga, was ist denn los? Hast du unseren Fall etwa gelöst?«
    »Es ist nicht unser Fall und gelöst wäre er vielleicht, wenn du mir von Anfang an die Wahrheit gesagt hättest. Ali, das hätte

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