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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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eingelegt, sodass sie sich voll saugen und ein paar Tropfen in das Kaffeepulver«, wiederholte Daniela wie in Trance. »Genau das hat Rufus auch gesagt. Am Sonntag, als er seine Kaffeedose füllte.« Sie starrte Helga an. »Das hatte ich völlig vergessen. Aber das kann nichts mit dem Mord zu tun haben. Wieso sollte der Rufus umbringen? Das gibt doch keinen Sinn.«
    »Von wem reden Sie?«
    »Max. Max Syberg. Julias Bruder.«
    Helga verstand nur Bahnhof. »Wer ist Max Syberg?«
    »Sag’ ich doch, Julias Bruder. Er war am Sonntag hier, um sich bei Rufus zu erkundigen, wie sie gestorben ist.«
    Helga dämmerte es. Selbeckes junge Frau hieß Julia. Beide waren auf Gran Canaria umgekommen. »Jetzt fangen Sie mal ganz von vorn an. Langsam. Der Reihe nach.«
    »Ja, also, das war so. Am Sonntagnachmittag, Rufus war gerade dabei, seine Kaffeemischung fertig zu machen, da klingelte es und Syberg stand vor der Tür. Er stellte sich als Julias Bruder vor und fragte nach den letzten Minuten seiner Schwester. Ob sie sofort tot war oder lange hat leiden müssen und so. Ich ging zwischendurch in die Küche, um Kaffee zu kochen. Und da hörte ich, wie Rufus über seine Spezialmischung sprach. Er legte Zimtstangen, Nelken und Kardamom in Rum ein und manchmal gab er ein paar Tropfen Rum in das Kaffeepulver. Das klebte zwar zusammen, aber es verbesserte den Geschmack, meinte Rufus. Ich fand, da konnte man nichts verbessern. Ein furchtbares Gesöff. Und jetzt hat es ihn sogar das Leben gekostet.«
    Sie unterhielten sich noch eine Weile über Belanglosigkeiten, aber Helga war mit den Gedanken nicht mehr bei der Sache. Mit Max Syberg war eine neue Figur aufgetaucht. Doch welches Interesse sollte er an Wohlfangs Tod haben? Vor allem, wenn er Wohlfang bis zum besagten Sonntag gar nicht kannte!
    Sehr nachdenklich verabschiedete Helga sich und fuhr heim. Ihr Anrufbeantworter enthielt mehrere Anrufe von Anna. Sie klangen immer dringlicher. Schweren Herzens beschloss sie, auf das Konzert zu verzichten und Anna zu besuchen.
    Hastig schmierte sie sich eine Schnitte, trank im Stehen ein Glas Mineralwasser und machte sich wieder auf den Weg. Was sie für Anna tat, konnte niemand würdigen, der nicht wusste, wie sehr sie Wasser zum Brot verabscheute. Doch die Zubereitung eines guten Tees nahm zuviel Zeit in Anspruch. Auf nach Hengstey. Es dunkelte bereits, als sie losfuhr. Dann begann es auch noch zu nieseln. Helga verfluchte ihr Gewissen. Weshalb konnte sie nicht einfach absagen und den Abend verbringen wie geplant?
    Das Haus war dunkel. Durch die geschlossenen Jalousien drang kein Lichtschimmer. Es dauerte lange, bis die Tür einen winzigen Spalt geöffnet wurde, wobei Anna sich so dahinter verbarg, dass von ihr nichts zu sehen war.
    »Mein Gott, Anna, was ist denn los?«, fragte Helga aufgebracht.
    »Du bist es wirklich. Moment.« Sie schloss die Tür, entfernte hörbar die Sicherheitskette und öffnete erneut. Helga bemerkte ihr rotgeweintes Gesicht. »Komm schnell rein. Ich bin so froh, dich zu sehen. Du ahnst nicht, was heute Nachmittag passiert ist.« Damit schob sie Helga ins Wohnzimmer, was diese sich verblüfft gefallen ließ. »Jetzt musst du mir glauben.« Sie goss sich mit zitternden Händen ein Glas Kümmel ein. Es schien nicht der Erste zu sein. »Ich kann nicht mehr. Und die Polizei hält mich für eine Spinnerin, die mit dem Tod ihres Mannes nicht zurechtkommt.« Sie ließ sich schwer ins Sofa fallen.
    Helga überlegte, ob sie sich auch einen genehmigen sollte, ließ es aber sein. Sie brauche einen klaren Kopf, nicht nur, weil sie noch Auto fahren musste. »Also, was ist los? Berichte langsam und der Reihe nach.« Ihre Schulstimme, wie sie amüsiert vermerkte. Langsam, deutlich, befehlend.
    »Alfons ist tot.« Anna brach in hilfloses Schluchzen aus. Helga schenkte ein weiteres Glas voll und schob es Anna rüber. »Genauer!«
    »Alfons lag im Krankenhaus. Mit einem Oberschenkelbruch und den üblichen Kleinigkeiten, Abschürfungen, Quetschungen, Blutergüssen. – Davon stirbt man nicht!« Anna lachte hysterisch. »Das klingt wie ein Witz. Todesursache: Beinbruch.«
    Helga schloss aus dem Gesagten, dass Alfons zu dem Freundeskreis gehörte und auf Gran Canaria dabei gewesen war. In diesem Zustand war mit Anna nicht zu reden. Was tun? Anna brauchte eine Ohrfeige. Aber die mochte Helga ihr als Freundin nicht versetzen, wenigstens nicht körperlich. Eisig sagte sie: »Wenn du nicht sofort ruhig und vernünftig mit mir sprichst, gehe ich.

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