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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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vorherigen Abend. Aber das hat doch nichts mit Dieter oder Rufus zu tun. Rufus – nun, er hat jemanden erpresst, der sich das vermutlich nicht länger bieten lassen wollte.«
    Anna schüttelte traurig den Kopf. »Eigentlich sollte ich jetzt überrascht sein. Rufus und Dieter waren bald vierzig Jahre befreundet und ich kannte Rufus auch seit zwanzig Jahren. Als einen netten, umgänglichen Mann, dem in jeder Situation noch ein Witz einfiel. Trotzdem ...« Wieder schüttelte sie den Kopf. »Trotzdem wundert es mich nicht. Nicht allzu sehr jedenfalls. Ich meine, dass er ein Erpresser war.«
    »Siehst du. Und Dieter hatte schon einmal einen Herzinfarkt. Vielleicht ist es wieder geschehen. Sicherheit könnte nur eine Autopsie geben. Willst du das?«
    »Dieter aufschneiden lassen? Um Himmels willen, nein! Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, dass er ... nein, auf keinen Fall.«
    Trotzdem erschienen auch Helga die Zufälle seltsam. Doch es gab keinen Zusammenhang. Sobald der Fall Wohlfang geklärt war, würde sie sich mit Ali um Anna kümmern und herausfinden, wer ihr Böses wollte. Das war sie der früheren Kollegin schuldig, insbesondere, nachdem die Polizei so unsensibel reagiert hatte. Es war schon weit nach Mitternacht als Anna Helga bat, noch einmal Tee aufzubrühen. Kräutertee mit viel Hopfen und Baldrian.
     

22
    Den nächsten Vormittag verbrachte Helga mehr schlecht als recht. Sie war todmüde, schlecht gelaunt und reizbar, dass es sogar Elli und Brigitte auffiel. Einen Moment hatte sie überlegt, wenigstens Elli einzuweihen, die kannte Anna ebenfalls noch als Kollegin, während Brigitte erst später an die Schule gekommen war, doch dann hatte sie den Gedanken verworfen. Wahrscheinlich würde Elli genauso reagieren wie sie im ersten Moment und an Halluzinationen glauben. Nachdem sie Anna erlebt hatte, konnte Helga das nicht mehr. Reine Einbildung vermochte eine vernünftige Frau nicht dermaßen aus der Fassung zu bringen. Bestes Beispiel war doch der Vorfall am Samstag. Da war genau das Gleiche geschehen, und Anna hatte, weil unsicher, das Geschehen ins Reich der Phantasie verbannt und sich genauso normal verhalten wie immer. Erst beim zweiten Mal hatte sie ihre Erfahrung als real erkannt und körperlich und psychisch entsprechend reagiert. Also schwieg Helga, ließ sich von Elli, die von ihrer Beziehung zu Klaus wusste, freundlich verspotten und ertrug die Lautstärke ihrer Schüler mit Engelsgeduld, während sie hin und her überlegte, was sie tun konnte, um Anna zu helfen.
    In der Pause ging sie ins Lehrerzimmer hinauf. Schließlich musste sie wissen, ob Thode verhaftet worden war. Er bildete den Mittelpunkt eines aufgeregt schnatternden Kreises. »Meine Anwesenheit hier beweist eindeutig meine Unschuld. Sie haben mich den ganzen Nachmittag verhört und jede Bewegung, die ich am Mordtag gemacht habe, nachgespielt. Sogar die Zeit haben sie gestoppt, die ich brauche, um von meiner Wohnung zur Schule zu fahren. Mein Alibi ist wasserdicht. Meine Frau sah mich wegfahren, und Kollegin Olp beobachtete meine Ankunft hier im Lehrerzimmer. Von da an war ich keine Minute allein hier und besaß demzufolge auch keine Möglichkeit, den Kaffee zu vergiften. Aber wissen möchte ich schon, wer mich denunziert hat. Ich dachte, unser Kollegium würde zusammen halten. So wie ich den Beamten verstanden habe, war es ein Lehrer, der meinen Namen ins Spiel gebracht hat. Ich finde das äußerst unkollegial.«
    Helga unterdrückte mit Mühe ein boshaftes Kichern. Ausgerechnet Thode, der die Schule beklaute und Ali erpresste, erwartete von seinen Kollegen Rückendeckung. Aber wenn er nicht der Täter war, musste es jemand anderer sein. Noch existierte auch der Unbekannte, den Schüler gesehen haben wollten. Offensichtlich hatte die Polizei ihn bis jetzt nicht ermitteln können.
    Thode hielt weiter Hof. Ein bisschen enttäuscht war Helga schon, dass er nicht der Täter war. Sie hätte es ihm und der Schule gegönnt. Zugegeben, Diebstahl von Schuleigentum war nicht so harmlos, wie es im ersten Moment scheinen mochte, aber im Vergleich zu dem, was er Ali angetan hatte, eine Lappalie, zumindest in Helgas Augen. Der Freundin zu drohen, ihr Intimleben an die Öffentlichkeit zu bringen, war eine bodenlose Unverschämtheit, die bestraft gehörte. Nur gingen Opfer von Erpressern selten zur Polizei.
    »An unserer Schule gibt es keinen Mörder!«, hörte sie Thode gerade mit großer Lautstärke in ihre Richtung sagen. »Nun wird die Polizei

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