Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
hast dich toll gehalten. Ist ja nicht zu glauben, welche Tricks du drauf hast.“
Charly grinste. Er hatte selbst nicht geahnt, wie viel Spaß ihm das Fußballspielen immer noch machte.
„Wenn die Jungs besser werden sollen, müssen wir ein richtiges Training aufziehen. Rick hat wirklich Talent, und seine Kumpels auch. Da lässt sich was draus machen.“
„Kinder, es gibt was zu trinken“, rief Leni von der Terrasse.
„Meint sie uns auch damit?“
Charly hielt die Hand über die Augen, um Leni gegen die tief stehende Sonne sehen zu können.
„Logisch. Limo für die Kids, und für uns ein kühles Helles.“
Charly bedankte sich freundlich, als Leni ihm eine Flasche hinhielt. Er warf einen interessierten Blick auf ihre wohl geformten Beine, die unter einer Shorts sichtbar waren. Sie wurde rot und stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen.
„Bist du bald fertig mit deiner Fleischbeschau?“
„So sind Jungs nun mal.“ Ohne eine Spur von Schuldbewusstsein grinste er sie an.
„Fußball und Frauen, das sind die Spielzeuge, die Männer am meisten mögen.“
„Spielzeuge?“
Sie drohte ihm lachend mit der Faust und verschwand dann wieder im Haus. Schon lange hatte sie festgestellt, dass er eigentlich ein netter Kerl war. Sie freute sich, dass Arthur in ihm einen ebenbürtigen Schachpartner gefunden hatte. Dass er sich jetzt auch noch um die Kinder kümmerte, hätte sie nie von ihm erwartet. Irgendwie sah er in letzter Zeit fitter aus, nicht mehr so aufgedunsen wie früher. Die Besuche bei ihnen schienen ihm gut zu tun. Allerdings, ein Rest von Misstrauen blieb. Das Thema Köhler und ihre Aktivitäten gegen das Bauprojekt waren ein absolutes Tabu, wenn er im Hause war.
Mit leichtem Neid hörte Rick zu, wie der rothaarige Klausi von seinem Internetfreund berichtete. Bei ihnen zu Hause gab es keinen Computer.
„Er wird Lolo gerufen, wie er richtig heißt, weiß ich gar nicht. Ist ja auch egal, auf jeden Fall hat er eine Autogrammkarte von Ronaldo. Die würde er tauschen gegen eine vom Schweini. Die hab’ ich nämlich doppelt“, erzählte Klausi, und vor Aufregung leuchteten die tausend Sommersprossen in seinem Gesicht.
Leni hatte mit halbem Ohr zugehört.
„Wo wohnt denn dieser Lolo?“ wollte sie jetzt wissen.
„Brasilien.“
„Und wie verständigt ihr euch?“
Klausi wurde verlegen.
„Na ja, das ist nicht so einfach. Mit Englisch so ein bisschen. Ich habe immer mein dickes Wörterbuch daneben liegen, da suche ich mir dann die Vokabeln raus. Und ansonsten mit Händen und Füßen.“
„Könnt ihr euch denn
sehen
?“ Leni war verblüfft.
„Logisch. Wir skypen. Mein Vater arbeitet in einem Elektronikladen, da gibt’s das ganze Zeugs. Ich kenne mich auch schon ganz gut damit aus“, erklärte Klausi.
Leni sah Barbara an. „Weißt du, was das ist?“
Barbara schüttelte den Kopf. Klausi seufzte ungeduldig.
„Man montiert einfach eine kleine Kamera am PC, und dann wählt man sich ein. Ist so ähnlich wie telefonieren.“
Leni war baff. Das eröffnete ja ungeahnte Möglichkeiten.
„Denkst du, was ich denke?“
„Du meinst…“
Barbara runzelte die Stirn.
„Gib mir doch mal eure Telefonnummer. Ich glaube, mit deinem Vater muss ich mich mal ausführlich unterhalten.“
„Was gibt’s Neues?“
Übel gelaunt lümmelte Köhler in seinem Schreibtischstuhl und spielte mit einem Stift.
„Leider nicht viel. Dieser Kerl ist zäh.“
„Sie enttäuschen mich.“
Charly zuckte mit den Schultern und machte ein betretenes Gesicht.
„Er ist ein älterer Herr, man muss Geduld mit ihm haben.“
Ansatzlos sprang Köhler auf und stützte die Hände auf den Schreibtisch.
„Geduld! Verdammt, es geht um ein Millionenprojekt, und Sie faseln hier was von Geduld!“
Charly krallte seine Hände um die Stuhllehnen. Mit äußerster Selbstbeherrschung versuchte er, ruhig zu bleiben.
„Es kann nicht sein, dass so ein verdammter Rentner mein ganzes Projekt blockiert. Ich habe einen engen Zeitplan. Haben Sie eine Vorstellung davon, was mich diese Verzögerung jetzt schon kostet?“
Wütend tigerte er hinter seinem Schreibtisch hin und her.
„Man soll sich eben nicht mit Stümpern abgeben.“
Charly fuhr hoch.
„Bei allem Verständnis…“
„Sie halten den Mund! Jetzt rede ich. Stümper hab ich gesagt. Ihr seid austauschbar, einer wie der andere. Ich könnte euch zerquetschen, wenn ich wollte. Keine Fuß würdet ihr mehr in eine Tür kriegen. Aber so ist das, wenn man mit kleinen Nummern
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