Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
Worten, und dieses Mal wartete er schweigend.
„Wie soll ich sagen? Es war ein wunderschöner Urlaub. Das mindeste, das ich tun kann, ist, dir etwas von Frankfurt zu zeigen. Du hast uns deine ganze, schöne Insel gezeigt.“
„Du musst dich nicht verpflichtet fühlen.“
Seine Stimme war rau, die Wärme daraus verschwunden. Sein Gesicht sah plötzlich hart und kantig aus. Schweigend tranken sie den Kaffee aus. Luis bezahlte und stand sofort auf.
„Wir wollen zurückgehen. Ich habe genug gesehen.“
Das Begrüßungskomitee saß vollzählig auf der Terrasse.
„Na, war es schön?“ fragte Barbara.
Luis setzte sich neben sie und schwärmte vom Dom und den alten Fachwerkhäusern. Leni entschuldigte sich und ging ins Haus. Arthur sah ihr nach. Schweigend lauschte er den Schilderungen von Luis über den schönen Ausflug. Trotz der begeisterten Worte schien der Ausflug kein richtiger Erfolg gewesen zu sein. Da hat sich dieser Spanier wohl verrechnet, dachte er mit einer gewissen Häme, für die er sich gleich darauf schämte. Er war schließlich sein Gast und hatte ihm nichts getan. Er fand ihn sogar recht sympathisch und konnte ihn sich beim besten Willen nicht als Don Juan vorstellen. Das war ein seriöser Herr in den besten Jahren. Und genau das war das Schlimme daran.
Barbara war in die Küche verschwunden, und Arthur hatte sich in seinem Arbeitskeller verkrümelt. Er wollte mit Rick Bogen und Pfeile basteln und notierte auf einem Zettel, was er dafür einkaufen musste. Ablenkung war genau das, was er jetzt brauchte. In seinem Kopf brummte es, er musste dringend Ordnung in seine Gedanken bringen.
Luis war sich selbst überlassen. Eine Weile betrachtete er die blühenden Büsche und die hübschen Beete, dann schlenderte er zum Pavillon.
„Hola“, begrüßte ihn Linse.
Sie hatte ihre Staffelei vor einem Beet mit Cosmea aufgebaut und pinselte eifrig drauf los. Er besah sich ihr Werk.
„Nicht schlecht, ich mag diese leuchtenden Farben sehr.“
Sie strahlte ihn an.
„Oh danke, es freut mich, dass es dir gefällt.“
Sie bot ihm einen Sessel an und malte weiter. Luis schaute eine Weile schweigend in den Garten, bis Linse den Pinsel in ein Gefäß mit Terpentin warf.
„Fertig für heute“, verkündete sie.
Sie servierte Gin Tonic und setzte sich zu ihn.
„Ich kenne La Palma gut“, begann sie das Gespräch.
„Gefällt es dir?“ fragte er eifrig, und sofort waren sie in ein lebhaftes Gespräch über La Isla Bonita vertieft. Es tat Luis sichtlich gut, über seine Heimat zu reden. Das Thema Leni war zumindest für eine Weile vergessen, und in der Gegenwart dieser unkomplizierten Frau fühlte er sich wohl. Aber nach einer Weile holte ihn seine trübe Stimmung wieder ein. Linse bemerkte seine einsilbigen Antworten.
„Lass den Kopf nicht hängen.“
„Ich verstehe sie nicht. Da ist etwas, ich spüre es genau. Aber es ist, als ob sie eine Mauer zwischen uns gebaut hätte. Sie weicht mir aus. Ich komme nicht an sie heran.“
Linse sah ihn mitleidig an.
„Schon als Leni zurück kam, habe ich gemerkt, dass sie jemand kennen gelernt hat. Ich bin sicher, dass ihr viel an dir liegt. Das Problem ist, dass sie selbst nicht weiß, was sie will. Sie ist noch nie über ihren Schatten gesprungen. Und nach La Palma ist es ein verdammt weiter Sprung.“
Luis lächelte sie an.
„Schade, dass ich mich nicht in dich verliebt habe. Dann wäre es einfacher gewesen.“
Linse lachte.
„Du willst bestimmt nicht so eine Zigeunerin wie mich. Leni und du, ihr passt gut zusammen. Sie muss es nur erst begreifen.“
Er griff nach ihrer Hand und drückte einen Kuss darauf.
„Es wäre schön, wenn wir Freunde werden könnten, du und ich. Man trifft selten jemand, mit dem man so offen reden kann.“
„Das war ausgezeichnet.“
Luis tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab und lehnte sich zurück.
„Du bist eine begnadete Köchin.“
Barbara strahlte und bedankte sich für das Lob. Sie war nicht sicher gewesen, ob er die deutsche Küche mögen würde. Aber der Braten mit Klößen und Rotkraut hatten ihm wohl wirklich gut geschmeckt. Der Apfelwein, den Arthur ihm zum Kosten gab, war nicht nach seinem Geschmack. Zur allgemeinen Erheiterung verzog er das Gesicht.
„Man muss wahrscheinlich in Frankfurt geboren sein, um Äppelwoi zu mögen“, erklärte ihm Arthur und tauschte das Gerippte gegen ein Bierglas aus. Das deutsche Bier war schon eher nach Luis’ Geschmack. Die Stimmung hatte sich etwas entspannt,
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