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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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konnte das.
    Als das Telefon klingelte, wollte sie erst gar nicht abnehmen. Das war bestimmt wieder jemand von einer Zeitung. Aber es klingelte hartnäckig weiter, und widerwillig griff sie zum Hörer. Erst hörte sie nur ein Rauschen, dann ganz schwach eine Männerstimme.
    „Hallo, hier ist Peter Winkler. Ist mein Vater da?“
    Peter, das war doch der jüngste Sohn, der ausgewandert war.
    „Rufen Sie aus Kanada an?“ fragte sie verblüfft.
    „Ja. Können Sie bitte meinen Vater ans Telefon holen?“
    Hektisch sah sie sich um. Sie hatte keine Ahnung, wo alle waren. „Er ist nicht da. Ich weiß nicht, wo er steckt“, gab sie Auskunft. Sie hörte ihn leise murmeln, aber dann wurde seine Stimme deutlicher.
    „Was ist eigentlich los bei Ihnen? Ich habe im Internet gelesen, dass da so etwas wie eine Protestaktion läuft, an der anscheinend auch mein Vater beteiligt ist.“
    Einen Moment war Leni wie vor dem Kopf geschlagen. Es konnte doch nicht sein, dass Berichte über die Vorfälle in Niederrad bis nach Kanada gedrungen waren.
    „Sind Sie Leni?“ fragte Peter jetzt. „Mein Vater hat mir von Ihnen geschrieben. Allerdings habe ich in letzter Zeit keine Post mehr von ihm bekommen. Deshalb rufe ich an. Ich bin etwas besorgt. Geht es ihm gut?“
    „Ja, ja, Arthur ist okay. Und diese Protestaktion, das ist eine lange Geschichte. Es geht unter anderem darum, dass man Ihrem Vater sein Haus abkaufen will.“
    Peter lachte. „Na, das ist ein guter Witz. Das ist das letzte, wovon er sich trennen würde.“
    Leni lachte mit. „Da haben Sie allerdings Recht.“ Es war nur gut, dass er nicht die ganze Wahrheit wusste. Er würde sich Gedanken machen, und helfen konnte er ohnehin nicht.
    „Ich lese regelmäßig die Frankfurter Zeitung, online. Es interessiert mich ja schließlich, was zu Hause los ist. In den letzten Tagen habe ich mehrere Artikel über diese Aktion gefunden. Ihr Name wurde auch erwähnt. Deshalb dachte ich, ich rufe mal an.“
    „Sie brauchen sich keine Sorgen um Arthur zu machen. Es geht ihm wirklich gut.“ Leni hatte sich wieder gefangen.
    „Sie haben eine sehr nette Stimme“, hörte sie ihn sagen. Sie wurde verlegen, wusste nicht, was sie antworten sollte.
    „Schade, dass er nicht mal ein Foto von Ihnen geschickt hat. Ich würde gerne wissen, wie Sie aussehen.“
    Foto – irgendwie drückte das Wort einen Knopf in ihrem Gehirn.
    „Wenn Sie Internet haben, dann haben Sie vielleicht auch dieses Dings, dieses – mir fällt gerade der Name nicht ein. Also, so eine Kamera, mit der man aufgenommen wird, während man telefoniert.“
    „Meinen Sie Skype?“
    „Ja, genau das“, bestätigte sie eifrig.
    „Nein, habe ich nicht. Aber es ist kein Problem, das zu besorgen. Aber mein Vater hat mit Computern nichts am Hut.“
    „Er nicht, aber ich.“
    Vielleicht war das eine Möglichkeit, Arthur ein bisschen von dem zurückzugeben, was er für sie getan hatte.
    „Passen Sie auf, das wird zu teuer. Geben Sie mir Ihre Mailadresse. Dann kann ich Ihnen gleich mal schreiben. Ich hab da so eine Idee.“
    Sie würde eine Gelegenheit abpassen, wo sie diesen Freund von Rick einmal erwischte, ohne dass Arthur in der Nähe war. Sein Vater arbeitete in einem Computergeschäft, daran erinnerte sie sich genau. Begeistert schenkte sie sich noch eine Tasse Kaffee ein und überlegte. Bestimmt würde sich Arthur riesig freuen, wenn er Peter auf dem Bildschirm sehen könnte.
    Ganz plötzlich fingen ihre Beine an zu zittern, und ihr wurde schwindlig. Schnell setzte sie sich auf die Couch und stellte die Kaffeetasse ab. Noch nie im Leben war sie ohnmächtig geworden, aber jetzt schien sie kurz davor zu sein. Hilfesuchend sah sie sich um, aber da war niemand. Wie durch Watte hörte sie jemand klingeln, aber sie war nicht in der Lage, sich bemerkbar zu machen. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Das Drehen und Kreiseln in ihrem Kopf wurde immer schlimmer. Wie aus weiter Ferne hörte sie, wie jemand die Haustür aufmachte, und dann die Stimme von Charly.
    „Ich habe interessante Neuigkeiten. Wo sind denn alle? Wir müssen sofort einen Kriegsrat einberufen.“

Kapitel 13
    Charly war nicht der Typ, der vergossener Milch nachweint. Das Problem mit Köhler hatte sich erledigt. Der hatte ihm sowieso im Genick gehangen wie ein toll gewordener Terrier. Wenigstens musste er nun kein schlechtes Gewissen mehr haben, wenn er Arthur und die anderen besuchte. Es fühlte sich gut an, Freunde zu haben und willkommen zu sein.

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