Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
mal hinten nach dem Rechten schauen. Eddie, der nächste für Charly geht aufs Haus.“
Sie warf ihm einen tiefen Blick zu und verschwand hinter einer Tür mit der Aufschrift ‚Privat’.
Die Unterhaltung mit Hanna hatte Charly ernüchtert. Etwas war also faul mit diesem Herren, und es waren wohl Schmiergelder geflossen. In Hannas Job war es wichtig, über die Kunden auf dem Laufenden zu sein. Vorlieben in bezug auf Damen und Getränke, aber auch das eine oder andere Detail aus Beruf oder Privatleben, das war gut fürs Geschäft. Sie hatte für so etwas ein Gedächtnis wie eine Registrierkasse.
Charlys Nase juckte, er rieb sie tief in Gedanken versunken. Er hatte einen siebten Sinn dafür, wenn etwas nützlich sein konnte. Und dieser Typ, der inzwischen bereits die dritte Flasche Schampus bestellt hatte, interessierte ihn brennend. Schwankend erhob er sich von seinem Barhocker und ging in Richtung Toilette. Er rempelte ab und zu einen Stuhl an, und wie zufällig führte ihn sein Zickzackkurs direkt am Tisch des Mannes vorbei. Er spitzte die Ohren, um vielleicht etwas von der Unterhaltung aufschnappen zu können.
„Ach Theo, du bist ein ziemlich frecher Bub“, kicherte eine der Damen und schlug dem Mann spielerisch auf die Finger.
Charly überlegte, ob er einen Theo kannte, aber es fiel ihm niemand ein. Sein schwankender Rückweg zur Bar führte wieder an dem umlagerten Tisch vorbei, aber Theo war in diesem Moment zu beschäftigt, um zu reden.
Charly winkte Eddie heran und bestellte einen Espresso. Es wurde Zeit, den Abend zu beenden. Aber einen kleinen Bluff wollte er noch versuchen. Als der Barkeeper die Tasse vor ihn hin stellte, fragte er wie nebenbei:
„Ist das nicht Theo dort drüben?“
Der Barkeeper schaute hoch.
„Ja, klar. Der Steiner lässt heute mal wieder die Schweine fliegen.“
„Ich hab mich dann bald vom Acker gemacht. Der Rest war lächerlich einfach“, beendete Charly seinen Bericht.
Erschöpft lehnte er sich in seinem Sessel zurück. Er war nicht mehr in Form, die durchzechte Nacht machte ihm noch schwer zu schaffen. Vier Augenpaare sahen ihn erwartungsvoll an, und er genoss die Aufmerksamkeit, die ihm seine neuen Freunde schenkten.
„Mach’s nicht so spannend“, knurrte Arthur.
„Wer ist denn nun dieser Steiner?“
„Theo Steiner sitzt im Bauausschuss des Magistrats. Und wenn mich nicht alles täuscht, habe ich seine Unterschrift schon auf einigen Schreiben gesehen, die Köhler in seinem Büro herumliegen hat.“
Es war totenstill im Wohnzimmer. Charly sah Arthur förmlich an, wie die Gedanken hinter seiner Stirn rasten.
„Du meinst doch nicht etwa...“ fing der zögernd an.
Leni holte tief Luft.
„Bestechung?“, vollendete sie den Satz.
Charly nickte.
„Davon gehe ich aus.“
Plötzlich redeten alle durcheinander.
„Das glaube ich nicht“, meinte Barbara, aber Arthur war da ganz anderer Meinung.
„Na klar, das ist es. Nur so kommt der Köhler an die Genehmigungen, die er braucht. Und wenn er Glück hat, kriegt er auch noch ein paar Milliönchen an Fördergeldern in den Hintern geschoben. So funktioniert das heutzutage.“
„Wir haben keine Beweise“, gab Leni zu bedenken.
„Die kriegen wir“, sagte Charly selbstsicher. Wenn er als alter Bluthund erst einmal eine Fährte aufgenommen hatte, dann würde er nicht eher Ruhe geben, bis er am Ziel war. Und er kannte genug Kniffe und Drehs, wie man so etwas durchzog. Nachdenklich betrachtete er Leni. War sie kaltblütig genug für seinen Plan? Am besten ließ man andere die Drecksarbeit machen. Und es musste alles ganz zufällig aussehen.
„Du hast doch in den nächsten Tagen noch ein Gespräch mit einem Zeitungsreporter, wenn ich mich richtig erinnere?“
„Ja, der kommt morgen. Ich weiß den Namen nicht mehr, aber ich hab’s mir irgendwo aufgeschrieben.“
„Na, das ist doch bestens.“
Weiter sagte er nichts. Er griff nach dem Glas Wasser, in dem Barbara ein Aspirin aufgelöst hatte, und trank es in einem Zug leer. Angewidert schüttelte er sich.
„Einfach ekelhaft“, beklagte er sich.
„Vielleicht lässt du endlich mal das Saufen.“ Leni hatte kein Mitleid.
„Lass nur“, mischte sich Arthur ein. „Dieses Mal war es für einen guten Zweck. Manchmal muss man eben Opfer bringen.“
Charly und Arthur tauschten einen Blick unter Männern. Leni fand das gar nicht komisch. Kerle, dachte sie, die halten immer zusammen. Aber dann bereitete sie eigenhändig eine große Pfanne mit Eiern und
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