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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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von Kontakten aufgebaut, die ihm alles zutrugen, was in Niederrad vor sich ging. Gespannt griff er nun zum Telefon.
    „Köhler hier, hallo Herr Schneider“, meldete er sich gut gelaunt. „Haben Ihre großen Lauscher mal wieder was aufgeschnappt?“
    Herr Schneider war geschmeichelt. Er schätzte Köhlers Großzügigkeit und sprudelte eifrig los. Der Jungunternehmer war ganz Ohr.
    „Aha, vor kurzem verwitwet. Da müsste was zu machen sein. Wie groß ist das Grundstück?“
    Köhler schnalzte anerkennend mit der Zunge. Der Tag begann viel versprechend. Er würgte Herrn Schneiders Redeschwall schleunigst ab und drückte die Sprechtaste zum Vorzimmer.
    „Sandi, bring mir noch einen Kaffee, und dann erst mal keine Anrufe“, sagte er und wählte sofort wieder neu.
    Dieser Schneider war sein Geld wert. Als Frührentner lebte er in bescheidenen Verhältnissen und hatte einen Hass auf die „vollgefressenen Hausbesitzer“. Köhler hatte ihn vor einiger Zeit aufgestöbert und sich als Inhaber einer kleinen Firma ausgegeben, die sich gerade so über Wasser hielt. Nach ein paar Bier und Korn hatten sie eine Vereinbarung getroffen, die für beide lukrativ war.
    Köhler arbeitete gern mit kleinen Nummern. Die waren noch hungrig und heiß darauf, Profit zu machen. Die Großen waren meist schon zu satt und träge. Auch der Anwalt, dessen Nummer er jetzt wählte, war so ein Nobody. Charly Duffner brachte eine Menge Erfahrung mit, und er war nicht zimperlich. Damit war er genau der Richtige, um die Drecksarbeit zu machen. Allerdings war er schwer zu erreichen. Auch dieses Mal meldete sich mal wieder der Anrufbeantworter.
    Köhler trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch, während er eine Nachricht aufs Band sprach. Dann ging er zu einem Schränkchen, schloss es auf und nahm vorsichtig ein großes Bord heraus. Seine Augen leuchteten beim Anblick der kleinen, weißen Klötzchen.
    Geduld war nicht seine Stärke. Aber genau die brauchte er, um alles reifen zu lassen. Und er musste den Mund halten. Es war das erste Mal, dass er ohne das Wissen seiner Eltern ein Bauprojekt durchzog. Noch dazu so etwas Gigantisches. Aber die Zeit war reif für eine Wachablösung. Sein Vater verlor allmählich den Biss, wurde alt und quengelig. Und auch die mütterliche Fürsorge ging ihm gehörig auf den Keks.
    Schwungvoll wurde die Bürotür aufgestoßen und Sandi stolperte herein.
    „Chef, ich hab mir einen Fingernagel abgebrochen“, verkündete sie und blieb verblüfft stehen. Ihr Chef kniete auf dem Fußboden und spielte mit weißen Klötzchen.
    Fast unmerklich zuckte Bernd zusammen.
    „Was gibt’s denn?“
    „Was machen
Sie
denn da? Das ist ja niedlich.“
    Sie betrachtete neugierig das Durcheinander auf dem Teppich.
    „Na, du weißt doch, kleine Jungs spielen gern.“
    Sie kicherte.
    „Aber da gibt’s doch bessere Spielsachen als Bauklötze.“
    Sie stützte die Hände auf die Hüften und präsentierte ihren durchaus sehenswerten Ausschnitt.
    „Besonders für so nette Jungen wie Sie.“
    Treuherzig sah sie ihn aus ihren großen Augen an. Aber er winkte lachend ab.
    „Irgendwann muss ich dir mal den Hintern versohlen. Du wirst langsam zu frech.“
    Er stellte die Papiermodule zurück an ihren Platz.
    „Was wolltest du denn?“
    „Ach so, ja, ich hab mir einen Fingernagel abgebrochen. Kann ich kurz mal ins Nagelstudio? Dauert nicht lang.“
    Er sah auf die Uhr.
    „Tut mir leid, aber jetzt grad nicht. Ich muss gleich los, du weißt ja, heute ist Mittwoch. Du musst hier noch eine Weile die Stellung halten.“
    Mit Leidensmiene hielt sie ihren Finger in die Höhe und zog einen dekorativen Schmollmund.
    „Meinetwegen mach heute eine Stunde früher Schluss, okay?“
    „Danke, Chef. Ich hab zwar eine Nagelfeile dabei, aber das reißt bestimmt weiter ein...“
    Ihr Geplapper rauschte an ihm vorbei. Er stellte das Bord zurück und schloss das Schränkchen sorgfältig ab. Es war höchste Zeit. Bei dieser Verabredung musste er unbedingt pünktlich sein.
    Die in die Jahre gekommene, gut bürgerliche Kneipe war nur mäßig besetzt. Gerda Köhler steuerte direkt auf den Ecktisch zu. Sie setzte sich wie immer auf die Bank und stellte ihre Handtasche dicht neben sich. Es war die perfekte Nachahmung eines Gucci-Modells. Warum sollte sie gutes Geld für ein Original ausgeben? Sie richtete den Kragen ihrer Bluse und fuhr sich mit den Fingern durch die dauergewellten Haare.
    Inzwischen war auch Jupp Köhler heran geschlurft und zog einen

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