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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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waren, kam Bernd allerdings nicht mehr oft zu Besuch. Er war halt erwachsen.
    Bernd legte das Besteck auf den Teller und lehnte sich zurück. Zufrieden klopfte er auf seinen Bauch.
    „Das war gut. Aber Mudderche, nicht so gut wie bei dir.“
    Gerda lächelte geschmeichelt. Jupp warf seinem Sohn einen schrägen Blick zu. Dieses Honig ums Maul schmieren, von wem er das wohl hatte? Bernd sah auf die Uhr und stand auf.
    „Ich muss mich beeilen.“
    Gerda schaute ihm hinterher und lächelte nachsichtig. Wie immer hing ihm ein Hemdzipfel aus der Hose.
    Jupp pulte mit den Fingern ausgiebig in seinen Zähnen herum. Gerda verkniff sich eine Bemerkung. Er war halt immer noch der einfache Arbeiter von früher, daran änderte auch das viele Geld nichts, das sie jetzt hatten. Sie griff nach ihrer Tasche und zählte aus einem abgewetzten Portemonnaie den Betrag ab.
    „Bedienung!“
    Das Mädchen ließ sich Zeit. Von diesen Gästen hatte sie noch nie mehr als fünfzig Cents Trinkgeld bekommen.
    „Findest du nicht, dass der Bub irgendwie nervös ist?“
    Jupp gab keine Antwort. Er tat so, als müsse er sich aufs Autofahren konzentrieren.
    „Also irgendwas stimmt da nicht. Ich kenn doch meinen Bub.“
    Gerda ließ der Gedanke nicht los, dass da etwas im Busch war. Zu Hause angekommen machte sie es sich mit einer Tasse Kaffee bequem und griff zum Telefon.
    „Firma Köhler, guten Tag!“
    Gerda verzog ungnädig das Gesicht. Sandis Stimme klang immer etwas gelangweilt, das machte keinen guten Eindruck. Aber heute war das nicht ihr Thema.
    „Hier spricht Gerda Köhler.“
    Ihre Stimme war die perfekte Mischung aus mütterlicher Sympathie und strenger Lehrerin.
    „Oh! Hallo!“
    Man konnte förmlich hören, wie die Sekretärin sich aufrecht hin setzte.
    „Na, Kindchen, dann erzählen Sie mal. Was ist denn so los bei Ihnen?“
    Es war eine ihrer leichtesten Übungen, aus diesem unbedarften Mäuschen ein paar Informationen herauszukriegen.
    „Bauklötze? Tatsächlich! Und wie sahen die denn aus?“
    Gerda legte die Füße hoch. Es dauerte eine Weile, aber dann formten sich die ersten Puzzleteile zu einem groben Bild. Und das war äußerst interessant.
    Nur wenn er allein war, erlaubte sich Karl Duffner den Luxus der Nachlässigkeit. Charly, wie er von seinen Freunden genannt wurde, als er noch welche hatte, legte in der Öffentlichkeit großen Wert auf Seriosität. Haare und Fingernägel waren tipptopp gepflegt. Seine Kleidung war stets ordentlich, wenn auch nicht nach der allerneuesten Mode. Und mit seiner Größe von mehr als 1,90 m war er eine stattliche Erscheinung.
    Heute Abend stand kein Termin mehr an, und so hatte er es sich in einem verwaschenen Bademantel auf der Couch gemütlich gemacht. Im Fernsehen liefen die Spätnachrichten, und die Flasche Cognac, die griffbereit auf dem niedrigen Tisch stand, war fast leer. Charly nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. Der billige Fusel schmeckte schlimm, aber er tat seine Wirkung.
    Leicht schwankend machte sich Charly auf den Weg ins Badezimmer. Dabei schrammte er mit dem Knöchel gegen eine Glasvitrine. Er rieb die schmerzende Stelle. Das Zimmer war einfach zu voll. Mühsam humpelte er weiter.
    Er war kein Typ für Selbstmitleid. Sachlich betrachtete er sein Gesicht im Spiegel. Dass er die Fünfzig schon deutlich überschritten hatte, sah man ihm an. Aber noch waren seine Züge markant genug, um als „interessant“ durchzugehen.
    „Tja, Alter, siehst nicht gerade toll aus. Aber wir sind ja unter uns. Ist viel gemütlicher, seit die Schlampe weg ist.“
    Er holte eine Flasche Bier aus der Küche und streckte sich wieder auf der Couch aus. Mal sehen, was es heute noch Langweiliges in der Glotze gab.
    Mit einem bösartigen Zischen lösten sich die Tablette im Wasser auf. Das Geräusch dröhnte in Charlys Ohren, er hatte einen gewaltigen Brummschädel. Ohne abzusetzen trank er das Glas leer und schüttelte sich. Den seifigen Geschmack konnte auch der bittere, schwarze Kaffee nicht ganz vertreiben, mit dem er nachspülte. Aber allmählich nahm er seine Umgebung wieder wahr.
    Die Nacht auf der Couch war wieder unbequem gewesen. Manchmal dachte er noch wehmütig an sein Kingsize-Bett mit der speziell für ihn angefertigten Matratze. Aber es gab Schlimmeres. Wenigstens hörten die Kopfschmerzen auf, und auch sein Magen beruhigte sich. Er schaute auf die Uhr. Halb elf, der Vormittag war schon fast gelaufen. Aber im Grunde war es völlig egal. Er hatte sowieso nichts zu tun

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