Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
Sie rechnete jeden Moment damit, dass der Firmenwagen von Thomas um die Ecke bog. Und sie bei ihrem Auszug erwischte, der eher einer Flucht glich. Sie hastete zurück ins Haus, um weitere Taschen und Tüten zu holen. Mit hektischen Flecken im Gesicht drückte und quetschte sie. Endlich gelang es ihr, den verflixten Kofferraumdeckel zuzuschlagen. Aufatmend lehnte sie sich dagegen. Alles, was sie in den nächsten Wochen benötigte, passte haarscharf in ihren Kleinwagen. Sie hatte den Fahrersitz ganz nach vorn geschoben, um mehr Stauraum zu haben. Eingezwängt zwischen Rückenlehne und Lenkrad stopfte sie den Hausschlüssel in ein Fach ihrer Handtasche. Es war geschafft. Jetzt nichts wie weg hier.
Sie wischte sich ein paar Wassertropfen aus dem Gesicht und merkte erst jetzt, dass sie nass war bis auf die Haut von Regen und Schweiß. Der Motor startete mit einem beruhigenden Blubbern. Leni zitterte am ganzen Körper, und ihre Zähne schlugen aufeinander. Sie drehte die Heizung voll auf. Widerwillig setzte sich das Auto in Bewegung. Es war nur eine kurze Fahrt. Leni parkte ihr Auto auf der Straße gleich neben Arthurs Einfahrt und starrte durch den Regen auf das Haus. In der Küche brannte Licht. Es sah nach Wärme und Behaglichkeit aus. Sie suchte den Schlüssel heraus, den Arthur ihr gegeben hatte. Dann sammelte sie die Tüten auf dem Beifahrersitz zusammen und stieg aus.
Nervös ging Arthur im Wohnzimmer auf und ab. Ausgerechnet bei diesem scheußlichen Wetter musste Leni umziehen! Aber sie hatte den heutigen Tag festgelegt und hielt daran fest. Seine Hilfe hatte sie dankend abgelehnt. Er verstand das. Manche Dinge musste man allein durchziehen. Aber das Warten und Herumsitzen machte ihn ganz kribbelig. Die ganze Situation war ihm nicht geheuer. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie ab heute hier wohnte.
Den ganzen Nachmittag hatte er damit zugebracht, im Haus herumzuwerkeln. Den kleinen Fernseher, ein Überbleibsel von Max, hatte er in Lenis zukünftigem Wohnzimmer aufgestellt. Er hatte auch daran gedacht, eine Flasche Sekt kalt zu stellen. Ein Gläschen zum Einzug, vermutlich erwartete sie das. Den letzten Sekt hatte er mit Maria getrunken. Wie ihr wohl Leni als Untermieterin gefallen hätte? Sofort verbot er sich jeden weiteren Gedanken. Er durfte nicht in Trübsinn verfallen. Heute brauchte Leni seine Hilfe.
Gegen Abend fing er an, nach ihrem kleinen, roten Auto Ausschau zu halten. Ruhelos pendelte er zwischen Wohnzimmer und Küchenfenster hin und her. Gerade als er wieder in die Küche kam, bog das Auto um die Ecke. Eine schmale Gestalt mit hängenden Schultern kletterte heraus, sie schaute aus wie eine nasse Katze. Er riss die Haustür auf, noch ehe sie am Haus angekommen war.
„Schnell, komm rein. Du bist ja ganz durchgeweicht.“
Sie sagte keinen Ton, sah ihn nur mit großen Augen an. Er nahm ihr die Taschen ab und holte das restliche Gepäck aus dem Auto. Leni stand immer noch im Flur. Ihr Gesicht war blass, und sie zitterte.
„Zieh das nasse Zeug aus!“
Teilnahmslos ließ sie es zu, dass er ihr den Mantel auszog und betrachtete die größer werdende Wasserpfütze um sich herum. Arthur war besorgt. Sie musste schnellstens wieder warm werden.
„Hast du einen Wischlappen?“
Endlich regten sich ihre Lebensgeister wieder. Sie war schon halb auf dem Weg in die Küche.
„Lass das jetzt.“
Energisch hielt er sie fest und schob sie in Richtung Treppe.
„Das hat Zeit. Du musst sofort in die Badewanne.“
Es ging ihr wohl wirklich schlecht, denn ohne Widerspruch drehte sie sich zur Treppe um. Er schnappte sich einen Koffer und folgte ihr.
„Auspacken kannst du später. Sieh zu, dass du ins Bad kommst. Ich bring deine Sachen hoch.“
Leni stellte den Koffer auf die Couch und öffnete ihn. Planlos wühlte sie darin herum. Arthur kam schnaufend mit dem nächsten Koffer an.
„Hast du alles? Brauchst du vielleicht ein Erkältungsbad? Handtücher sind im Bad.“
Leni war erschüttert.
„Du bist ja so fürsorglich!“
„Purer Egoismus. Ich hab keine Lust, mich bei dir anzustecken, wenn du tagelang niest und hustest.“
Er nickte ihr zu.
„Ich bin unten, wenn du was brauchst.“
Dankbar stellte Leni fest, dass Arthur die Heizung angedreht hatte. Das Zimmer war angenehm temperiert. Endlich fand sie ihren warmen Hausanzug. Sie griff nach ihrem Waschbeutel und ging ins Bad.
Heißes Wasser strömte in die Wanne, und die Dampfschwaden beschlugen den Spiegel. Leni ließ die nasse Kleidung auf
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