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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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zögerte.
    „Ich glaube, wir warten noch ein bisschen, bis ich mich hier richtig eingelebt habe. Aber du musst dir keine Gedanken um mich machen.“
    Moni lachte.
    „Sieht er so schlimm aus? Hat er O-Beine? Ach, jetzt weiß ich, das ist so einer, der fast keine Haare mehr hat. Weißt du, der sich die paar Reststrähnen dreimal um den Kopf wickelt, damit es nach mehr aussieht. Und wahrscheinlich läuft er in ausgebeulten Trainingshosen rum.“
    Sie wollte sich ausschütten vor Lachen. Leni wurde es heiß. Das war ja geradezu unheimlich.
    „Ist doch egal, wie er aussieht. Er ist ganz in Ordnung, als Mensch, meine ich.“
    „Ist er dein Typ?“
    „Sag mal, spinnst du? Er ist mein Vermieter, das ist alles.“
    Auf was für Ideen dieses Kind kam!
    „Hast du was von deinem Vater gehört?“
    „Ja, er hat sich einmal gemeldet, seit du weg bist.“
    „Und?“
    „Ich hab ihm die Meinung gegeigt. Wie übel er dich behandelt. Das hat ihm wohl nicht gepasst. Jedenfalls war es ein sehr kurzes Gespräch.“
    „Halt dich da besser raus.“
    Leni war es wichtig, dass das gute Verhältnis zwischen Vater und Tochter bestehen blieb.
    „Kiki heißt sie übrigens. Ist das nicht irre? Kein normaler Mensch heißt Kiki.“
    In Lenis Kopf entstand sofort das Bild einer Frau, die so heißen konnte. Sie schüttelte sich.
    „Wie bist du denn drauf?“ blockte sie aber tapfer ab. „Heutzutage gibt es doch viele verrückte Namen.“
    „Du bist einfach zu gutmütig. Vermutlich würdest du dieser Kiki noch eine Gebrauchsanleitung für Thomas geben.“
    „Na, das denn doch nicht“, wehrte Leni ab.
    „Ich verstehe Ihre Aufregung nicht, Frau Matzke. Wir haben Sie doch schon vor geraumer Zeit über die bevorstehende Renovierung informiert.“
    Barbara Matzke rang nach Luft und widerstand dem heftigen Drang, den Telefonhörer einfach aufzuknallen.
    „Das ist keine Renovierung, das ist ja schon fast ein Abriss. Ausgerechnet jetzt, wo es auf den Winter zugeht, die Heizung auszubauen, wer denkt sich denn so etwas aus? Die Wohnungen kühlen aus. Als nächstes kriegen wir Schimmel. Das können Sie überall nachlesen.“
    Aber der Hausverwaltung war mit logischen Argumenten nicht beizukommen.
    „Warum geben Sie denn nicht einfach zu, dass Sie mich hier raus haben wollen? Ich sehe doch, was hier gespielt wird“, krächzte Barbara. Als Antwort wurde einfach aufgelegt.
    Keuchend ließ sich Barbara auf einen Küchenstuhl plumpsen. Ein heftiger Hustenanfall trieb ihr die Tränen in die Augen, und sie wartete eine Weile, bis sie wieder Luft bekam. Dann stellte sie den Wasserkocher an und griff nach dem Kräutertee. Etwas Heißes würde ihr gut tun. Sie stellte die Tasse auf den Couchtisch und schlüpfte wieder unter ihr Federbett. Fröstelnd zog sie die den Reißverschluss ihrer Strickjacke bis oben hin zu.
    Nach einer schlecht verbrachten Nacht stand Barbara schon früh auf. Sie setzte sich an ihren kleinen Küchentisch, biss lustlos in ein Wurstbrot und schaute mit fieberglänzenden Augen aus dem Fenster auf das Grau der Dämmerung. Die feuchte Kälte des Nebels schien durch die Wände zu streichen. Sie zog die Wolldecke, in die sie sich eingewickelt hatte, enger um sich. In der Wohnung war es entschieden zu kalt. Da half auch warme Kleidung wenig. Nachdem sie den letzten Bissen heruntergewürgt hatte, blieb sie im Halbdunkel sitzen. Sie fühlte sich nicht in der Lage, etwas zu tun.
    Früher wäre sie jetzt aufgestanden und hätte sich im Bad zurecht gemacht. Dann hätte sie ihren Mantel angezogen, nach Tasche und Schlüssel gegriffen und wäre ins Büro gefahren.
    Die spitzen Bemerkungen der jüngeren Kolleginnen würde sie ganz sicher nicht vermissen. Aber das Gefühl, gebraucht zu werden, war ihr wichtig gewesen. Jetzt schien jeder Tag wie ein Zwilling des gestrigen, nutzlos vertan und leer.
    Der Druck auf der Brust und die Gliederschmerzen waren nicht besser geworden. Sie sollte zum Arzt gehen, aber selbst dazu konnte sie sich nicht aufraffen.
    Bis zum Briefkasten unten im Hausflur schaffte sie es immerhin. Mit der Zeitung unter dem Arm kämpfte sie sich langsam die Stufen wieder nach oben.
    Die Wohnungsanzeigen gab es immer samstags. Heute überflog sie nur ein paar Überschriften. Sie war zu schlapp, um sich auf etwas konzentrieren zu können. Bei der letzten Seite angekommen griff sie zu einem Stift. In Windeseile hatte sie das Kreuzworträtsel gelöst. Zufrieden lehnte sie sich zurück. Rätsel, Preisausschreiben, Lotto und die

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