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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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griff Arthur zu Messer und Schneidbrett. Diese Frau hatte einen Tatendrang, der ihm unheimlich war. Ständig fand sie etwas für ihn zu tun. Sie hatte auch einen siebten Sinn dafür, ihn überall aufzustöbern. Noch nicht einmal vor der Werkstatt, seinem geheiligten Raum im Keller, machte sie Halt.
    Leni war eine gute Köchin, das musste Arthur zugeben. Anfangs war er auch ganz begeistert. Aber nach dem Schweinebraten am ersten Tag gab es nur Gemüse. Dann Salat mit ein paar abgezählten Stückchen Putenbrust. Dann wieder Gemüse, dieses Mal mit Fisch.
    „Man kann auch zu viel Grünzeug essen. Davon wird man hektisch und nervös wie ein Karnickel.“
    „Das mit den Karnickeln sind die Möhren.“
    Leni stellte eine Schüssel vor ihn hin.
    „Einmal klein schneiden, bitte. Es gibt Eintopf.“
    „Mit Speck? Und ganz viel Würstchen?“
    „So ähnlich.“
    Sie holte den Schnellkochtopf aus dem Schrank. Arthur wurde nervös.
    „Der Zischtopf! Muss das sein?“
    „Wenn der Eintopf an der Decke klebt, streichst du halt die Küche neu. Die hätte es sowieso mal nötig.“
    „Mit Überdruck ist nicht zu spaßen“, erklärte er mit bedenklichem Gesicht. Leni lachte nur und schälte weiter Kartoffeln.
    Amüsiert beobachtete Leni, wie Arthur sich bereits den dritten Teller Suppe nahm und dabei möglichst viele Wurstscheiben einsammelte. Er griff nach einer weiteren Scheibe Roggenbrot und biss ein großes Stück ab.
    „Es scheint dir zu schmecken“, stellte Leni fest.
    „Na ja.“
    Das konnte man als Zustimmung auffassen.
    „Aber jeden Tag möchte ich so was nicht“, stellte er klar. Es klang ziemlich undeutlich, weil er den Mund voll hatte.
    „Du musst dringend abnehmen. Das hat dir dein Arzt doch bestimmt schon mal gesagt.“
    „Ich kann ganz gut allein auf mich aufpassen.“
    Leni seufzte. Arthur kratzte mit dem Löffel die letzten Erbsen aus dem Teller und rieb sich behaglich den Bauch.
    „Das war besser als ich dachte“, gab er zu.
    „Wie wäre es mit Kaffee? Ich habe auch noch Yoghurt als Nachtisch.“
    „Und ich leg uns ein bisschen Musik auf.“
    Arthur kramte in seiner umfangreichen CD-Sammlung herum.
    „Magst du auch Klassik? Oder nur die wilden Sachen?“
    „Ich
liebe
Klassik“, rief sie aus der Küche.
    Bei Johann Sebastian Bach konnte man wundervoll ein gutes Essen verdauen. Das war eine neue Erfahrung für Arthur. Er schloss die Augen und genoss die Musik.
    „Habe ich eigentlich schon erzählt, dass ich Klavier spiele?“
    Gerade hatte er sich in die Musik vertieft, da musste sie schon wieder anfangen zu reden!
    „Nur für den Hausgebrauch. Aber es macht mir Spaß.“
    Arthur spitzte die Ohren.
    „Ich habe ein schönes, kleines Zimmerklavier.“
    „Aha.“
    „Ich habe schon überlegt, ob ich es her hole.“
    Jetzt war endlich die Katze aus dem Sack. Aber gegen ein Klavier war nichts einzuwenden. Er hatte sich immer gewünscht, ein Instrument spielen zu können, aber es hatte sich nie ergeben. Einen Hausmusikabend stellte er sich nett vor.
    „Wenn es nicht allzu groß ist, kriegen wir es in die Essecke. Zwischen dem Sideboard und dem Fenster wäre noch Platz.“
    „Ist das dein Ernst? Du hast nichts dagegen?“
    Leni war begeistert.
    „Was spielst du denn so?“
    Bei Leni war Misstrauen angebracht.
    „Zur Zeit gerade Debussy. Kennst du ‚Clair de Lune’?“
    „Ich glaube, das habe ich sogar.“
    Arthur stand auf und wühlte im Schrank. Triumphierend hielt er die CD in die Höhe.
    „Leg mal ein. Da ist so eine verflixte Stelle, die ich nicht gebacken kriege.“
    Leni hörte konzentriert zu. In Gedanken huschten ihre Finger über die Tasten. Arthur befasste sich bereits mit der praktischen Umsetzung.
    „Man müsste die genauen Maße von deinem Klavier haben. Und vermutlich brauchst du für den Umzug eine Spezialfirma.“
    „Dazu muss ich wieder in mein Haus“, meinte Leni kleinlaut.
    Das war allein ihr Problem. Arthur stand auf.
    „Ich geh dann mal in die Werkstatt“, murmelte er und verschwand in den Keller. Seine Leidenschaft war das Restaurieren alter Möbel. Jetzt hatte er endlich Zeit dafür.
    Nach den letzten Tönen von Debussy zückte Leni ihr Handy. Sie wollte sich wieder einmal bei ihrer Tochter zu melden.
    „Hi Mum, wie geht’s denn so? Was macht Arthur? Habt Ihr euch wieder in der Wolle?“
    „Heute lief es ganz gut. Er hat sogar beim Kochen geholfen.“
    „Diesen Typ muss ich unbedingt kennen lernen. Wie wär’s, soll ich am Wochenende mal kommen?“
    Leni

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