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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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gewonnen. Arthur schien gut drauf zu sein, aber Leni saß stocksteif auf ihrem Platz. Es war gut, dass das Radio angestellt war, denn in den nächsten Minuten sprach keiner ein Wort. Arthur war mit Kauen beschäftigt, Leni schaute konzentriert auf ihren Teller, und Barbara spielte mit ihrem Kaffeelöffel. Endlich hielt es Leni nicht mehr aus.
    „Ich weiß, du hast es wirklich gut gemeint. Und es sieht ja auch alles sehr hübsch aus. Aber es geht einfach nicht. Ich, ach, es ist schrecklich mit Weihnachten dieses Jahr. Ich muss immerzu an Thomas denken und an Moni.“
    Sie knüllte ihre Serviette zusammen, warf sie auf den Teller und stand hastig auf.
    „Es tut mir leid“, brachte sie noch heraus und rannte dann die Treppe hinauf. Auch Arthur war jetzt der Appetit vergangen. Schwer kaute er an seinem letzten Bissen und spülte mit Kaffee nach. Er legte seine Hand auf die von Barbara.
    „Das war wirklich nett“, begann er. Dann wusste er nicht mehr weiter.
    Vorsichtig zog Barbara ihre Hand zurück.
    „Irgendwie kann ich euch ja verstehen.“
    Sie schluckte.
    „Aber das Leben geht weiter. Für mich ist es dieses Jahr auch so etwas wie ein Neuanfang. Ich bin so froh, dass ich euch zwei gefunden habe. Das ist das erste Weihnachten seit vielen Jahren, das ich nicht allein verbringe. Ich habe mich so darauf gefreut. Noch nicht mal zum Glockenläuten auf den Römerberg wolltet ihr. Dabei ist der Weihnachtsmarkt immer so schön. Ach, es ist alles so ungerecht.“
    Jetzt ging es nicht mehr mit dem Reden. Sie stand auf und begann, den Tisch abzuräumen. Arthur wanderte mit der Kaffeetasse zu seiner Zeitung. Aber heute konnte er sich nicht darauf konzentrieren, was er las.
    Wie ein dunkles Loch stand Arthurs Haus in der Reihe der beleuchteten, festlich geschmückten Häuser. Innen drin sah es ähnlich trostlos aus. In einem Anflug von Trotz hatte Barbara Plätzchen gebacken. Auch das Adventsgesteck blieb auf dem Esstisch liegen. Manchmal zündete sie die rote Kerze an, aber meistens traute sie sich das nicht. Das W-Wort war absolut tabu. Man nahm es einfach nicht zur Kenntnis.
    Auch das Radio blieb jetzt oft stumm. Mit jedem Tag wurden häufiger Weihnachtslieder gespielt, und die wirkten auf Leni und Arthur wie Zahnschmerzen. Ein einziges Mal, als Arthur und Leni durch einen glücklichen Zufall für ein paar Stunden nicht da waren, setzte sich Barbara ans Klavier und spielte inbrünstig das gesamte Weihnachtsliederheft durch, das sie gekauft hatte.
    Nun war Heiligabend gekommen, und jeder versuchte auf seine Weise, damit fertig zu werden. Man ging sich aus dem Weg, keiner konnte heute dem anderen in die Augen schauen.
    Arthur hatte sich gleich nach dem Frühstück in seinen Arbeitskeller verzogen und nachdrücklich die Tür hinter sich zugemacht. In ihrem Zimmer schaute Barbara unschlüssig auf ihre liebevoll gewerkelten Geschenke. Dann holte sie Weihnachtspapier und Kräuselband heraus und begann mit dem Einpacken. Sie hatte tagelang gestrickt, nun wollte sie die Sachen auch verschenken. Es war ihr egal, ob Arthur und Leni damit ein Problem hatten.
    Na toll, dachte Leni, verkriecht euch nur in eure Löcher! Eine flügge Tochter und ein verschwundener Ehemann, einerseits war es gut, dass sie ihre Ruhe hatte, andererseits aber auch wieder nicht. Ihre Stimmung wechselte stündlich.
    Moni hatte kurz angerufen, sie war spät dran und musste ihren Zug nach Österreich erwischen. Zusammen mit einer Gruppe junger Leute würden sie dort die Feiertage verbringen.
    Was wohl Thomas gerade machte? Bitter dachte sie daran, dass er bestimmt mit seiner Freundin zusammen war. Sie würden vielleicht schick essen und es sich dann gemütlich machen.
    Die Küche war geputzt, das Wohnzimmer tadellos in Ordnung. Leni wurde immer hektischer, weil sie nichts mehr zu tun fand. Irgendwann regte sich ihr Trotz. Warum sollte sie sich eigentlich schlecht fühlen? Es war ihr gutes Recht, zu feiern und es sich gut gehen zu lassen.
    Es war ein kalter Tag, und seit dem frühen Nachmittag brannte ein Feuer im Kamin. Mittags hatte sie nur ein Käsebrot heruntergekriegt. Der doppelstöckige Whisky, mit dem sie es sich nun vor den leise knisternden Flammen gemütlich machte, tat schnell seine Wirkung.
    Arthur drehte das hölzerne Kästchen in seinen Händen hin und her. Es war erst heute fertig geworden und gut gelungen. Leni konnte ihren Schmuck darin aufbewahren. Für Barbara hatte er einen Engel geschnitzt. Die ganze Zeit über hatte er sich schon auf die

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