Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
war Arthurs ältester Sohn.
„Das ist aber schade. Arthur ist nicht da im Moment.“
Es stockte einen Moment in der Leitung.
„Dann sind Sie bestimmt die Haushälterin. Gut, dass wir uns endlich einmal kennen lernen, zumindest am Telefon“, sagte Max freundlich.
„Ich bin sehr froh, dass mein Vater jemand so Tüchtigen wie Sie gefunden hat. Er schwärmt ja in den höchsten Tönen von Ihnen.“
Leni war sprachlos.
„Sind Sie noch da?“ meldete sich jetzt Max wieder.
„Ja. Entschuldigen Sie bitte.“
Wieso hatte Arthur sie als seine Haushälterin ausgegeben? Schämte er sich für sie?
„Wo ist denn mein Vater?“
„Der ist spazieren, mit seiner Freundin.“
Leni gab sich Mühe, nicht allzu schadenfroh zu klingen.
„Er hat eine Freundin?“, kam es verblüfft.
„Oh, vielleicht hätte ich das nicht erzählen sollen.“
„Nein, ist schon in Ordnung.“
Sie konnte förmlich hören, wie es in seinem Kopf arbeitete.
„Vielleicht rufen Sie in einer Stunde noch mal an, dann ist er bestimmt wieder zurück“, schlug sie vor.
„Das werde ich tun. Ihnen noch einen schönen Tag.“
Das war weitaus spannender als ihr Krimi, fand Leni. Kaum waren Arthur und Barbara zurück, platzte sie auch schon heraus.
„Max hat vorhin angerufen.“
Arthur schwante nichts Gutes.
„Als tüchtige Haushälterin habe ich ihm erzählt, dass du mit deiner Freundin spazieren bist. Er meldet sich nachher noch einmal“, verkündete sie triumphierend.
Arthur schnappte nach Luft. Aber Leni war unbarmherzig.
„Das wird sicher interessant, wenn er sich wieder meldet. Darf ich zuhören?“
Barbara verstand kein Wort.
„Kann mich mal jemand aufklären, um was es eigentlich geht?“
„Äh. Hm.“
Arthur wand sich verlegen.
„Ich kann dir das genau erklären“, mischte sich Leni ein.
„Offenbar schämt sich Arthur wegen uns. Also habe ich seinen Sohn mal ins Bild gesetzt. Ich bin seine Haushälterin, und du bist seine Freundin. Alles klar?“
Arthur musste sich setzen.
„Hast du wirklich ‚Freundin’ gesagt?“
„Ist sie das etwa nicht?“ fragte Leni ganz harmlos.
„Du weißt genau, was ich meine. Wie du das so sagst, hört sich das seltsam an.“
„Na, dann hast du doch jede Menge Gesprächsstoff. Nachher. Wenn er wieder anruft.“
Verwirrt schaute Barbara zwischen den beiden hin und her und rieb sich die kalten Hände.
„Komm, ich mach dir einen Tee, damit dir wieder warm wird“, schlug Leni vor und verschwand mit ihr in der Küche.
Leni klopfte kurz an und betrat Barbaras Zimmer. Sie bekam gerade noch mit, wie die hastig etwas unter einem Kissen versteckte. Leni schaute sich argwöhnisch um, aber es war nichts Ungewöhnliches zu sehen. Barbara saß mit Unschuldsmiene auf dem kleinen Sofa und tat – offensichtlich nichts, weil sie das, was sie getan hatte, so schnell unterbrechen musste.
„Störe ich?“, fragte Leni.
„Nö.“ Barbara war ungewöhnlich einsilbig.
„Hast du was für die 30 Grad-Wäsche? Es ist noch Platz in der Maschine.“
„Das ist nett, aber ich hab gerade erst alles gebügelt und weggeräumt. Hast du Arthur schon gefragt?“
Leni wandte sich zum Gehen.
„Ach übrigens“, hielt Barbara sie zurück.
„Ich wollte mich noch mal bedanken, dass du mit mir zum Anwalt gegangen bist.“
„Das war doch selbstverständlich“, winkte Leni ab.
„Du wirst doch diesem Köhler nicht noch weiter Miete zahlen für diesen Trümmerhaufen von Wohnung. Der wird schlagartig munter werden, wenn er den Brief von deinem Anwalt kriegt.“
Sie warf Barbara noch einen aufmunternden Blick zu und ging. Kaum war die Tür wieder geschlossen, holte Barbara unter dem Kissen ihr Strickzeug hervor. Wenn die zwei kein Weihnachten haben wollten, war das ihre Sache. Aber sie hatte viel Spaß dabei, kleine Geschenke für sie zu machen. Das würde sie sich nicht nehmen lassen. Sie warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Preisrätsel, das auf dem Tisch lag. Das würde noch eine Weile warten müssen. Die Strickerei war wichtiger.
In ihrem Zimmer fühlte sie sich am wohlsten. Unten herrschte dicke Luft. Leni und Arthur konnten sich über Nichtigkeiten an den Hals gehen, das machte sie ganz krank. Seit dem Anruf von Max war es ganz schlimm geworden zwischen den beiden. Da war es hier oben entschieden friedlicher. Sie steckte sich einen Zimtstern in den Mund und konzentrierte sich wieder auf ihre Handarbeit.
Diese Traumtänzerin, dachte Leni liebevoll. Sie beneidete Barbara um die Fähigkeit,
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