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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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schaute nur kurz hoch und widmete sich dann wieder ihrer Arbeit. In den letzten Tagen war es sehr kalt geworden, das richtige Wetter für einen Glühweinkuchen. Das Backen forderte ihre ganze Konzentration. Die Eieruhr klingelte, und sie schüttete eine dunkelrote, aromatisch duftende Flüssigkeit durch ein Sieb. Dann füllte sie einen Teil davon in einen Messbecher. Der Topf war immer noch halb voll.
    „Magst du einen Glühwein?“, fragte sie. Barbara nickte.
    „Ja, gern.“
    Mit der dampfenden Tasse in der Hand drückte sich Barbara am Fenster weiter die Nase platt.
    „Wenn man hoch schaut, wird einem ganz schwindelig von den Flocken.“
    „Beim Autofahren ist das ziemlich unangenehm.“
    Leni konnte sich nicht für Schnee begeistern, der ganze Winter konnte ihr gestohlen bleiben. Der Garten lag brach, und sie konnte nichts tun außer in Katalogen zu blättern und für den nächsten Sommer zu planen. Nur die Vorbereitungen auf Weihnachten hatten ihr immer durch die kalte Jahreszeit geholfen. Sie seufzte. Weihnachten, das war ein sehr schwieriges Thema dieses Jahr. Wenn man es doch nur ausfallen lassen könnte, dachte sie. Aber irgendwie war es allgegenwärtig. Gut, dass sie wenigstens Monika davon überzeugt hatte, lieber in den Skiurlaub zu fahren als sich mit ihren zerstrittenen Eltern auseinander zu setzen.
    Ein Stockwerk tiefer starrte Arthur missmutig auf eine große Kiste mit der Aufschrift ‚Weihnachtsdekoration’. Sein Haus war das einzige in der ganzen Straße, das noch keine festliche Beleuchtung hatte. Er war nicht in Stimmung, irgend etwas zu schmücken. Missmutig gab er der Kiste einen Tritt. Mit schlechtem Gewissen holte er eine Zigarettenschachtel aus einer Schublade. Leni würde schimpfen, wenn sie ihn erwischte. Egal, wenigstens waren seine Hände beschäftigt.
    Er hörte Schritte auf der Kellertreppe und versteckte hastig die Zigarette hinter seinem Rücken. Aber es war nicht Leni, sondern Barbara. Sie brachte Glühwein für ihn mit. Er rutschte ein Stück beiseite auf der Werkbank, damit sie sich neben ihn setzen konnte.
    „Hast du gesehen? Es schneit!“
    Wie ein aufgeregtes Kind sah sie aus, mit leuchtenden Augen und roten Wangen. Ihre halblangen, neuerdings zu einem modischen Bob geschnittenen Haare fielen ihr ins Gesicht. Die Frisur stand ihr sehr gut, stellte er fest. Leni hatte einen Blick für Frisuren. Er fuhr sich durch seine kurzen Haare.
    „Reicht es schon für einen Schneemann?“, fragte er augenzwinkernd. Barbaras Fröhlichkeit steckte ihn an. Sie schubste ihn mit dem Ellenbogen.
    „Ihr seid gemein, alle beide. Ich kann doch nichts dafür, dass ihr keinen Schnee mögt.“
    „Hier bleibt das sowieso nicht lange liegen. Überall dieser Matsch, das ist einfach nur widerlich.“
    „Ja, das stimmt“, musste Barbara zugeben. Aber so lange die Flocken fielen, waren sie schön. Sie würde jedenfalls nach dem Kaffeetrinken einen langen Spaziergang machen.
    „Leni backt einen Glühweinkuchen“, berichtete sie.
    „Ach deshalb.“
    Er hatte sich schon gewundert, dass Leni am frühen Nachmittag so freigiebig war mit alkoholischen Getränken. Barbara betrachtete die Kiste.
    „Willst du dekorieren?“
    „Irgendwie hab ich keine Lust dazu.“
    Barbara konnte es ihm nachfühlen. Die Weihnachtszeit war sicher besonders schwierig für ihn. Sie war es gewohnt, die Feiertage allein zu verbringen. Weihnachten mit einer eigenen Familie, das war leider ein Traum geblieben. Nun hatte sie zwar Gesellschaft, aber weder Arthur noch Leni war nach Kerzen und Lichterglanz zumute.
    „Kommt eigentlich Peter zu Besuch?“
    „Der feiert mit seinen zukünftigen Schwiegereltern.“
    „Das ist mir auch sehr recht“, fügte Arthur grimmig hinzu. „Je weniger Trubel, desto besser.“
    Er drückte seine Zigarette aus, stand auf und schob die Kiste mit der Weihnachtsdekoration wieder ganz hinten ins Regal. Barbara schaute ihr traurig hinterher.
    „Kommt rauf, Ihr Saufnasen. Hier gibt es Nachschub!“, hörten sie Lenis Stimme von oben. Einträchtig folgten sie dem verlockenden Duft aus der Küche.
    Diese zwei Verrückten waren schon seit einer Stunde weg. Leni konnte darüber nur den Kopf schütteln. Wie konnte man nur bei diesem Wetter freiwillig das Haus verlassen! Gerade hatte sie es sich mit einem Krimi vor dem Kamin gemütlich gemacht, als das Telefon klingelte.
    „Bei Winkler“, meldete sie sich.
    „Hier ist Max Winkler“, hörte sie eine Männerstimme sagen. Leni war sofort im Bilde. Das

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