Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
der Name Köhler gefallen war, war sie wie elektrisiert.
„Papa hat gesagt, dass es sehr schwierig ist, einige Objekte zu kaufen. Aber der Köhler ist ja ein Fuchs, der wird das schon hin kriegen. Übrigens wird das unser Haus ganz erheblich im Wert steigern, wenn das Center erst mal fertig ist. City Center West, genau, so soll es heißen.“
Leni angelte nach einem Stift. Das war ein sehr aufschlussreiches Telefonat. Aber sie konnte sich ein bitteres Lachen nicht verkneifen.
„
Unser
Haus ist gut. Zurzeit wohnt eigentlich überhaupt niemand drin. Ich bin weg, und Thomas kommt wohl nur zum Wäsche wechseln. Irgendwann werden die Wäscheberge so hoch sein, dass man nicht mehr zur Tür rein kommt.“
Moni lachte.
„Typisch! Ich bin froh, dass ich zu einer anderen Generation gehöre. Heutzutage machen die Jungs ihren Kram selbst.“
Wider besseres Wissen lachte Leni mit, sie wollte ihrer Tochter die Illusionen nicht nehmen. Kurz darauf beendete sie das Telefonat. Sie nagte nachdenklich an ihrer Unterlippe.
„Barbara“, rief sie dann. „Meinst du, das Internet-Café hat heute geöffnet?“
Kapitel 8
Der Frühling hatte es dieses Jahr besonders eilig. Die ersten Blumen setzten bunte Farbtupfer in den Garten, und die Luft war schon warm und seidig. Einem Jahrhunderte alten Trieb folgend brachen die weiblichen Bewohner der WG in hektische Betriebsamkeit aus.
Barbara hatte die Couch auseinander genommen und tobte sich auf der Terrasse mit einem Teppichklopfer an den Polstern aus.
„Ist es nicht herrlich?“, rief Leni von ihrem Balkon herunter.
„Mir kommt es vor, als hätte dieser Winter ewig gedauert.“
Sie putzte Fenster und streckte zwischendurch ihr blasses Gesicht in die Sonne.
Arthur hatte sich aus der unmittelbaren Gefahrenzone zurückgezogen. Beim Frühjahrsputz wollte er keinesfalls stören. Immerhin konnte er für Unterhaltung sorgen. Er kramte in seiner umfangreichen CD-Sammlung und drehte die Musik lauter, damit auch Leni etwas davon mit bekam. Vorsichtig spähte er nach draußen. Die Gelegenheit war günstig, seine Damen waren beschäftigt. Er holte ein dickes Notenheft aus dem Schrank, legte es auf den Esstisch und schlug die erste Seite auf. Breitbeinig postierte er sich davor und klopfte auf ein imaginäres Pult. Er gab dem ersten Geiger ein Zeichen und begann, mit weit ausholenden Armbewegungen sein unsichtbares Orchester zu dirigieren. Auf einen kleinen Wink seiner linken Hand setzten die zweiten Geigen ein. Energisch spornte er sein Orchester zum Fortissimo an.
Fast hätte er im Getümmel des dritten Satzes das Schellen an der Haustür überhört. Das anhaltende Klingeln drang nur allmählich in sein Ohr.
„Nie hat man hier seine Ruhe“, knurrt er und drehte die Lautstärke herunter. Wer immer es war, er kam in einem äußerst ungünstigen Moment.
„Mein Gott“, entfuhr es ihm.
Die Frau, die vor ihm stand, war groß und schlank. Lange Haare in verschiedenen Rotschattierungen ringelten sich um ihr Gesicht, aus dem ihn grüne Augen vergnügt musterten.
„Vivaldi“, sagte die Frau, „Mag ich.“
Als er sich nicht rührte, marschierte sie an ihm vorbei, der Musik nach ins Wohnzimmer. Verdutzt starrte er auf ihre eng anliegenden, lilafarbenen Hosen. Dazu trug sie Riemchensandalen in derselben Farbe und ein kurzes, gestreiftes Oberteil. So eine Frau hatte er noch nie gesehen. Aber sie hatte zweifellos etwas Interessantes an sich.
„Frühjahrsputz“, stellte sie fest und betrachtete einen Korb mit Gardinen, die zum Waschen bereit lagen. Sie sah sich interessiert um, betrachtete das Klavier und fing dann an, die Bücher im Regal zu inspizieren.
„Darf ich fragen, was Sie hier wollen?“
Es kamen nicht sehr oft Vertreter an die Haustür. Dieses Exemplar war besonders dreist.
„Entschuldigung!“ Sie drehte sich zu ihm um.
„Ich bin ganz wild auf klassische Musik, das hat mich aus dem Konzept gebracht. Mein Name ist Cornelia Fallenbach. Aber sagen Sie einfach Linse zu mir.“
„Wenn Sie was verkaufen wollen, das können Sie vergessen. Ich habe alles und brauche nichts.“
Arthur verschränkte die Arme und versuchte, ihr den Weg abzuschneiden. Sie marschierte ja in seinem Wohnzimmer herum, als wäre es ihr eigenes. Ihr Lachen klang melodiös.
„Sorry, das können Sie ja nicht wissen. Ich suche Barbara. Ist sie hier?“
Sie reckte ihren Kopf, um über ihn hinweg auf die Terrasse sehen zu können.
„Barbara?“, stammelte Arthur.
Er kam sich wie ein Idiot
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