Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
zeigte ihm, dass sie schon reichlich Champagner getrunken hatte. Mit einem gequälten Lächeln beugte er sich zu ihr hinunter.
„Du bist zu laut“, raunte er ihr ins Ohr.
Kiki verzog das Gesicht.
„Oller Spaßverderber“, protestierte sie mit erhobener Stimme.
„Ich unterhalte mich hier so gut mit diesen Herren, mit Bernd und mit...“
Fragend sah sie den interessant aussehenden Mann an.
„Sagen Sie einfach Charly zu mir“, sagte der rasch.
Amüsiert beobachtete Bernd, dass Thomas die Szene äußerst peinlich war.
„Komm, geh dir mal die Nase pudern“, schlug der vor.
Das kannte Kiki schon, und es hing ihr zum Hals heraus. Jedes Mal, wenn sie anfing, sich so richtig zu amüsieren, kam so ein blöder Satz von Thomas. Er konnte ein furchtbarer Spießer sein. Wütend zog sie ihre Schuhe aus und warf sie unter die Couch.
„Jawohl Chef, Nase pudern.“
Sie salutierte und schwankte barfuß in Richtung Bad.
Da die Hauptattraktion verschwunden war, gruppierten sich die Herren neu. Ein Serviermädchen bot Cognac an. Bernd machte Thomas und Charly miteinander bekannt.
„Das ist Charly Duffner, meine Geheimwaffe im Kampf gegen säumige Zahler.“
„Und ich bin die Gans, die deine goldenen Eier vermehrt“, bemerkte Thomas mit leicht aggressivem Unterton.
Er war immer noch sauer auf Kiki. Und Köhler nahm er übel, dass er die Situation ausgenutzt und sich an Kiki herangemacht hatte.
„Goldene Eier ist gut“, amüsierte sich Köhler und wieherte lautstark. Thomas streckte dem Anwalt die Hand hin. Charly musterte ihn interessiert. Das war also Thomas Brandner, der die Sparkasse leitete. Und dessen Frau Haare auf den Zähnen hatte. Kein Wunder, dass sie so biestig ist, dachte er. Mit einem Vollweib wie Kiki als Konkurrenz hatte sie ganz schlechte Karten.
Die beiden Herren nippten an ihrem Cognac und verzogen das Gesicht. Irgendwie schmeckte die Sternemarke heute grauenvoll. Charly entsorgte den Inhalt seines Glases unauffällig in einen Blumentopf. Kein Zweifel, das war billiger Fusel. Den gleichen hatte er zu Hause stehen.
In einem der Räume war Platz zum Tanzen frei geräumt worden, Der DJ drehte die Lautstärke hoch.
„Meine Damen und Herren, noch eine halbe Stunde bis zum Neuen Jahr. Wenn Sie also in diesem Jahr noch etwas zu erledigen haben, fangen Sie am besten gleich damit an.“
Kiki beschloss, das sofort in die Tat umzusetzen. Thomas hatte sie behandelt wie ein dummes Gör, und das sollte er ihr büßen. Entschlossen marschierte sie zum DJ und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der grinste und nickte.
„Auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame nun Joe Cocker“, verkündete er kurz darauf. Kiki schrie hysterisch auf und hüpfte mit nackten Füßen auf die Tanzfläche. Sie begann, sich hin und her zu wiegen und schob dabei ihr Kleid langsam höher.
„You can leave your hat on“, röhrte es aus den Boxen. Etliche Gäste standen um Kiki herum und klatschten im Takt der Musik. Ein dicklicher Herr wurde krebsrot im Gesicht, als Kiki an ihn heran tanzte und ihm heiße Blicke zuwarf.
Jemand zupfte Thomas am Ärmel, und er drehte sich um.
„Ich glaube, Sie sollten sich mal um Ihre Begleitung kümmern.“
Mit eingefrorenem Lächeln stand Frau Köhler neben ihm. Thomas schaute sich hektisch um. Dann hörte er die Musik.
„Entschuldigen Sie mich“, sagte er und stürzte ins Nebenzimmer. Hoffentlich fand er Kiki noch rechtzeitig.
„Was hast du denn da für Gesocks eingeladen?“
Jupp Köhler zog verächtlich die Mundwinkel nach unten.
„Dieser Brandner, was ist das für einer?“
Bernd griff zum Sektglas, um Zeit zu gewinnen. Die Frage hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt.
„Thomas meist du? Niemand von Bedeutung. Wir ziehen ab und zu zusammen um die Häuser“, erklärte er ruhig.
„Branche?“
„Wie?“
„Ich will wissen, in welcher Branche er ist.“
Wieso interessierte sich sein Vater ausgerechnet für Thomas Brandner?
„Ich weiß gar nicht so genau.“
Bernd mied seinen Blick.
„Einen Banker rieche ich zehn Meilen gegen den Wind. Sei vorsichtig. Was immer du mit dem für Geschäfte machst, du solltest alles zweimal prüfen.“
Bernd lachte nervös.
„Geschäfte? Ich sag doch, wir ziehen um die Häuser.“
„Bleib bei der Wahrheit, Bub!“
Unbemerkt war Gerda herangetreten. Bernd zuckte zusammen.
„Du konntest noch nie gut lügen. Also, was hast du mit dem zu schaffen?“
Er fühlte sich in die Enge getrieben. Was sollte das jetzt, vor allen
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