Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
Leuten?
„Was wollt Ihr eigentlich von mir?“, fragte er scharf.
Vielleicht war Angriff die beste Verteidigung.
„Du erzählst uns doch alles, was du so machst?“
Die Stimme seines Vaters hatte einen gefährlichen Unterton. Bernd wurde es heiß. Das war ja geradezu unheimlich, als ob sie etwas ahnten.
„Nicht hier. Geht nach nebenan!“, zischte seine Mutter.
Sie hatte bemerkt, dass sich einige Leute interessiert umdrehten. Jupp Köhler schnappte seinen Sohn am Ärmel und zog ihn in einen leeren Nebenraum. Was lief hier eigentlich? Bernd wurde allmählich wütend. So eine Behandlung ließ er sich auch von seinen Eltern nicht gefallen. Er riss sich los.
„Ich bin erwachsen. Und ich mache, was ich will.“
„Aber nicht mit meinem Geld. Vergiss nie, wer dir deine kleine Spielfirma eingerichtet hat.“
„Es dauert nicht mehr lang, da lach ich über dein Geld!“
Der Satz war ihm einfach herausgerutscht. Aber nun war es sowieso schon egal.
„Zwergenaufstand“, kommentierte sein Vater trocken.
„Oh nein, Wachablösung! Du, der große Zampano, das war einmal. Jetzt bist du alt und zahnlos geworden. Es ist höchste Zeit, dass ich endlich ans Ruder komme.“
Mit kräftiger Hand packte ihn Jupp Köhler am Revers und holte mit der anderen aus. Bernd duckte sich.
„Schlag zu, Alter! Bringen wir es hinter uns.“
Hasserfüllt schaute er seinen Vater an.
„Nein, an dir mach ich mir nicht die Finger dreckig. Geh zu deiner Mutter und lass dir den Rotz abwischen.“
Der Alte ließ ihn so abrupt los, dass er stolperte. Blind vor Zorn stürmte Bernd davon.
Charly folgte Thomas neugierig und beobachtete interessiert, wie der das offene Kleid von Kiki gerade noch festhielt, bevor es von ihren Kurven heruntergleiten konnte.
„Der hat aber alle Hände voll zu tun, um die Kleine in Schach zu halten“, meinte ein Mann neben ihm mit süffisantem Lächeln.
„Im wahrsten Sinn des Wortes“, stimmte Charly zu.
„Fünf, Vier, Drei, Zwei, Eins – Prosit Neujahr“, schallte es in diesem Moment durch die Räume. Dann lag man sich in den Armen. Auch Thomas und Kiki versanken in einem langen Kuss.
„Alles wieder gut, Baby?“, fragte er und sie nickte strahlend.
Im Hause Winkler verbrachte man den Silvesterabend mit Kartenspielen. Um Mitternacht stießen alle mit einem Glas Sekt an, wobei Leni ein paar Tränen wegwischen musste und Arthur für ein paar Minuten auf der Terrasse verschwand. Als die ersten Raketen zischten, kam er wieder zurück.
„Vom Vorgarten aus sieht man mehr vom Feuerwerk. Aber zieht euch warm an, es ist lausekalt.“
Während Barbara und Leni noch mit Mützen und Mänteln kämpften, ging er schon hinaus und stellte ein Tablett mit dem Sekt und drei Gläsern auf die Treppenstufen. Als er sich umdrehte, sah er im Licht der Feuerwerksraketen die Schrift an der Hauswand.
„Das gibt’s doch nicht.“
Barbara und Leni kamen lachend heraus.
„Arthur, was ist los mit dir? Du musst dich umdrehen, sonst siehst du nichts vom Feuerwerk“, meinte Leni.
Dann sahen sie es auch.
‚HURENHAUS’ hatte jemand mit schwarzer Farbe auf die Hauswand geschrieben. Leni griff nach einem Sektglas und trank es in einem Zug aus.
„Jetzt reicht es“, verkündete sie kämpferisch. „Denen werden wir’s zeigen.“
Sie griff nach der Flasche und schenkte sich nach.
„Aber wer macht denn so was? Wer kommt denn auf so eine Gemeinheit?“
Barbara schüttelte fassungslos den Kopf. Leni wies mit einer Armbewegung auf die umstehenden Häuser.
„Die liebe Nachbarschaft! Das ganze Viertel!“, verkündete sie laut und marschierte mitten auf die Straße. Auch vor den Nachbarhäusern hatten sich die Leute versammelt, um ein gutes Neues Jahr zu wünschen und das Feuerwerk zu genießen. Einer von denen war es, da war sich Leni sicher. Im Halbdunkel konnte sie nicht viel erkennen. Sie stellte sich unter die nächste Straßenlaterne und hob ihr Glas.
„Ein gutes Neues Jahr wünscht das Hurenhaus“, brüllte sie aus vollem Hals. Arthur zerrte sie weg.
„Sei doch ruhig, damit machst du es nur noch schlimmer“,
Aber Leni war nicht zu stoppen.
„Diese Schweine werden wir anzeigen“, schrie sie über das Krachen der Böller hinweg. Dann schaffte es Arthur endlich, sie wieder zum Haus zu bugsieren.
Barbara hatte sich in den Hauseingang verkrochen. Ihr war ganz schlecht. Dass Menschen so gemein sein konnten! Aber ob Lenis Schreierei der richtige Weg war, den Schwätzern das Maul zu stopfen? Sicher nicht,
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