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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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sein“, erklärte er. Dann lüpfte er kurz den Hut als Gruß und ging. Barbara fächelte sich Luft zu mit dem Prospekt und schaute ihm nach.
    „Da kann einem ganz schön warm werden. Hast du seinen Blick gesehen? Diese braunen Augen! Und auch sonst, er sieht sehr gut aus, findest du nicht?“
    Leni brauchte einen Moment, um sich wieder zu beruhigen. Sie hatte deutlich gesehen, wie er auf ihre Beine gestarrt hatte. Was für ein aufdringlicher Kerl! Aber das konnte ihr schließlich egal sein. Sie hatte kein Interesse an einer Männerbekanntschaft. Ihr lag schon eine scharfe Bemerkung auf der Zunge, als sie Barbaras gerötete Wangen sah.
    „Du wirst dich doch wohl nicht von diesem Möchtegern-Casanova einwickeln lassen.“
    „Also, ich finde ihn sehr sympathisch. Du bist einfach zu misstrauisch.“
    „Und du bist zu gutgläubig. Wie kommt der dazu, uns durch die Gegend zu kutschieren?“
    „Vielleicht, weil er uns nett findet?“
    So leicht gab sich Barbara nicht geschlagen. Leni wollte ihr nicht den Spaß verderben, aber wohl war ihr nicht bei dem Gedanken, in sein Auto zu steigen.
    „Also was ist nun?“ fragte Barbara. Sie betrachtete die Visitenkarte.
    „Wollen wir mit Herrn Tortosa mitfahren oder nicht? Wenn wir den Ausflug buchen wollen, müssen wir gleich noch an der Rezeption Bescheid sagen.“
    Leni nahm ihr die Karte ab. „Ich überlege noch.“
    Barbara stand auf.
    „Ich gehe aufs Zimmer und ziehe mich fürs Essen um.“
    „Ich komme gleich nach.“
    Was sollte schon groß passieren? Sie waren zu zweit. Nach viel Geld sahen sie ganz sicher nicht aus. Und falls er zudringlich werden wollte, würden sie sich schon zu wehren wissen. Trotzdem ging sie auf dem Weg zum Zimmer an der Rezeption vorbei.
    „Senor Tortosa, ja natürlich, den kennt hier jeder. Er hat eine Bananenplantage, gleich hinter Santa Cruz, in Tenagua.“
    Nachdenklich steckte sie die Visitenkarte ein. Es wäre bestimmt interessant, von einem Einheimischen mehr über La Palma zu erfahren.
    Luis strahlte über das ganze Gesicht, als Leni und Barbara morgens um Punkt acht Uhr aus dem Hotel kamen. Beide hatten lange Hosen und feste Schuhe an. Auch an einen leichten Anorak hatten sie gedacht.
    „Guten Morgen, Senoras. Sie sehen wundervoll aus. Ich sehe, Sie sind für unseren kleinen Ausflug bereit.“
    Er begrüßte beide mit einem Handkuss und wies auf seinen Wagen, ein solides Allradfahrzeug. Leni war überrascht. Sie hatte eher mit einem Cabriolet gerechnet.
    „Wenigstens kein Angeberauto“, sagte sie leise zu Barbara. Luis drehte sich zu ihr um. Wieder war da dieses amüsierte Funkeln in seinen Augen.
    „No, Senora Leni, ich brauche den Wagen für die Arbeit. Die Straßen sind hier schmal und steil.“
    Höflich öffnete er Barbara die hintere Wagentür. Für Leni blieb damit der Beifahrersitz übrig. Bevor er ihr helfen konnte, hatte sie schon den Gurt angelegt. Er nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. Sie beobachtete, wie er gelassen durch das Verkehrsgewühl fuhr. Seinen Händen sah man an, dass sie zupacken konnten.
    „Woher können Sie so gut Deutsch?“ wollte sie wissen.
    „Ich habe eine Weile in Deutschland gelebt. Es gibt kein besseres Land, um alles über Weinanbau zu lernen.“
    „Aber Sie haben doch eine Bananenplantage.“
    Er lachte und warf ihr einen kurzen Blick zu.
    „Ah, Sie haben sich über mich erkundigt. Ja, das stimmt, wir bauen Bananen an. Aber der vulkanische Boden hier ist auch ideal für Wein. Ein zweites Standbein, verstehen Sie?“
    Eigentlich hatte sie ihn unauffällig ausfragen wollen. Aber sie ahnte, dass er sie durchschaute und ihr Misstrauen spürte. Verlegen schaute sie aus dem Seitenfenster.
    „Schauen Sie nur, diese Landschaft. Ist es nicht herrlich hier?“
    Seine Stimme klang wie Samt, rau und angenehm zugleich. Nun hatte sie wirklich Mühe, sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren.
    Von der Küste schraubte sich die Straße in engen Windungen an den Hängen hoch. Nach einer Weile bog Luis in einen Parkplatz. Barbara sprang aus dem Auto und zückte ihren Fotoapparat. Zu ihren Füßen breiteten sich riesige Bananenplantagen aus, die einen breiten Streifen zwischen Bergen und Küste einnahmen. Unten brandete das Meer gegen die Steilküste, an der es nur vereinzelt kleine Strände gab.
    „Nun geht es in die Berge. Sie werden staunen.“
    Im Innern der Insel tauchten sie in eine ganz andere Landschaft ein. Das dichte Buschwerk machte einem Nadelwald Platz. Leni schnupperte begeistert.

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