Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
angelte er sich noch ein Kartoffelstäbchen, tunkte es in Ketchup und schob es genießerisch in den Mund.
„Das darf Leni nie erfahren.“
„Ist klar“, nuschelte Linse mit vollem Mund.
„Kommt morgen nicht Charly zum Schach spielen? Dann mache ich uns Olivenhähnchen. Für drei Leute lohnt sich das.“
Arthur nickte. Zweimal pro Woche war Schach angesagt, und beide Männer genossen das ruhige Spiel und die Gespräche miteinander sehr. Jetzt freute er sich aber erst einmal auf seinen Mittagsschlaf. Er packte die leeren Plastikschälchen zusammen.
„Das bring ich besser gleich zur Mülltonne.“
Linse grinste.
„Leni hat dich ganz schön im Griff.“
„Ich weiß überhaupt nicht, was du meinst. Dieses Plastikzeugs schmeiß ich immer gleich raus, damit es nicht so stinkt im Mülleimer.“
„Logisch, was sonst.“ Sie zwinkerte ihm zu.
„Ihr drei seid schon schwer in Ordnung. Und ihr passt irgendwie auch gut zusammen, obwohl ihr total verschieden seid.“
Sie stand auf und streckte sich.
„Heute Abend?“
Er verdrehte die Augen.
„Muss das denn wirklich sein?“
„Du hast es versprochen. So ein Charakterkopf wie deiner muss einfach auf die Leinwand.“
Er sah ihr nach, wie sie über die Terrasse zum Gartenhäuschen ging. Ihr fröhliches Lachen schallte durch den Garten. Da hatte er sich einen Paradiesvogel ins Haus geholt. Wie hatte sie ihn nur dazu gekriegt, dass er ihr Modell stand? Allerdings war er auf das Ergebnis sehr gespannt. Sie wollte das Ungezähmte in ihm auf die Leinwand bringen, hatte sie gesagt. Das klang ziemlich verwegen.
Er warf den Abfall in die Mülltonne und knallte den Deckel zu. Die Spuren waren beseitigt, nun konnte er zur Siesta übergehen.
Abgehetzt kam Charly mit halbstündiger Verspätung bei Arthur an. „Dieser Köhler hat wieder mal kein Ende gefunden“, erklärte er genervt.
„Ging es um dieses Zentrum?“ rutschte es Arthur heraus. Eigentlich vermieden sie das Thema. Charlys Besuche waren streng privat.
„Es gibt seit Wochen nichts anderes. Der ist geradezu besessen davon. So was ohne seine Eltern durchzuziehen - wenn er sich an diesem Brocken mal nicht verschluckt! Übrigens, kennst du eigentlich Lenis Mann, diesen Thomas?“
„Ein paar Mal war er hier, um sie zu sprechen“, antwortete Arthur ebenso beiläufig.
„Unangenehmer Typ. Totaler Choleriker. Passt gar nicht zu ihr, finde ich. Das Ganze nimmt sie sehr mit. Kann man ja verstehen.“
Arthur schüttelte besorgt den Kopf.
„Kennst du ihn denn auch?“ fragte er.
Charly war vorsichtig. Arthur war nicht dumm. Aber bisher hatte er keine Ahnung, dass Lenis Mann eine wichtige Rolle in Köhlers Projekt spielte. Und dabei sollte es auch bleiben.
„Flüchtig“, antwortete er knapp.
„Ich habe ihn mal kennen gelernt auf einer Party. Seine Neue übrigens auch.“
Arthur stand die Neugierde ins Gesicht geschrieben. „Und?“
„Gut aussehen tut sie ja“, meinte Charly gedehnt.
Wie viel sollte er erzählen?
„Spuck’s schon aus“, knurrte Arthur.
„Sie ist was fürs Auge. Sehr jung. Kiki heißt sie.“
Arthur räusperte sich.
„Äppelwoi? Oder lieber ein Bier?“
„Lieber Bier. Du weißt ja, ich bin nicht aus Frankfurt. Mit diesem Apfelwein muss man aufwachsen, um ihn zu mögen.“
Sie wandten sich dem Schachspiel zu. Die Partie, die sie bei Charlys letztem Besuch angefangen hatten, trat in die heiße Phase ein.
„Ich bin wieder da!“
Mit Tüten beladen kam Linse herein.
„Hallo Charly. Ich hoffe, du magst Hähnchen. Ich hab Futter für eine ganze Kompanie eingekauft.“
Charly schaute hoch und lächelte. Das war eine Frau nach seinem Geschmack. Rassig, schlagfertig, und sie sah auch noch verdammt gut aus.“
„Ich liebe Hähnchen“, beteuerte er.
„Du bist am Zug“, knurrte Arthur, den diese Ablenkung nervte.
Linse verschwand in der Küche. Ab und zu hörte man das Klappern von Geschirr und ihren melodischen Gesang. Sie singt so, wie sie malt, dachte Arthur. Chaotisch, aber gar nicht mal schlecht. Seine Laune stieg, denn diese Partie würde er wohl für sich entscheiden können.
Sie stellten gerade die Figuren neu auf, als Linse eine große Pfanne auf den Esstisch stellte.
„Das riecht vielleicht gut!“
Magisch angezogen standen beide Männer auf und verlegten ihren Platz an den Esstisch. Linse legte eine CD mit spanischer Gitarrenmusik auf und zündete ein paar Kerzen an.
„Es sind zwar nicht die Kanaren, aber so ein bisschen Spanien-Feeling kriegen wir
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