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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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Sie liebte den würzigen Duft der Pinien. Luis bog in eine schmale Straße ein, die sich in Serpentinen einen Berg hinauf schlängelte.
    „Hierher kommt kein Bus“, meinte er zufrieden.
    Sein Ziel war ein Parkplatz, von dem einige Wanderwege abgingen. Er holte einen großen Rucksack aus dem Kofferraum.
    „Haben Sie Wasser dabei? In der Caldera kann es sehr heiß werden.“
    Leni und Barbara waren gut versorgt. Mit den langen, gleichmäßigen Schritten eines geübten Wanderers ging er voran. Der Boden war mit einem dicken Polster von Piniennadeln bedeckt, das jedes Geräusch dämpfte. Fast lautlos bewegten sie sich zwischen den hohen Bäumen. Durch die Kronen blitzte vereinzelt ein Sonnenstrahl bis auf den Boden, sonst war alles in weichen Halbschatten getaucht.
    „Das ist ja nicht zu fassen. Wir sind doch nur eine knappe Stunde von der Küste entfernt. So eine Landschaft hätte ich nicht erwartet.“
    Barbara war stehen geblieben, um ein Foto zu machen.
    „Stellt euch mal da drüben vor den Felsen“, bat sie.
    Luis legte seinen Arm um Lenis Schultern. Bei seiner Berührung zuckte sie leicht zusammen. Warum stellte sie sich nur so an?
    Schweigend gingen sie weiter. Dieser Wald strömte eine eigentümliche Atmosphäre aus, die sie fast ehrfürchtig verstummen ließ.
    Es ging stetig aufwärts. Leni kam ins Schwitzen und band sich den Anorak um die Taille. Aber sie hielt Schritt, genau wie Barbara, die hinter ihr lief. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, war ganz auf den Rhythmus des Laufens konzentriert, als Luis plötzlich stehen blieb. Der Weg gab den Blick frei auf einen Talkessel. Sprachlos standen sie vor dem riesigen Vulkankrater. Die steilen Hänge waren mit dichtem Buschwerk bewachsen. Bis auf das Zwitschern einiger Vögel war kein Laut zu hören. Vom Meer her zogen weiße Quellwolken über das Tal.
    „Habe ich Ihnen zu viel versprochen?“
    Man merkte Luis an, wie begeistert er von seiner Heimat war.
    „Und nun einige Erfrischungen“, verkündete er und zog den Rucksack von seinen Schultern.
    „Puh, ich bin pappsatt, das war sehr lecker“, verkündete Barbara eine Weile später. Luis hatte sich entschuldigt und war in den Büschen verschwunden. Die Damen nutzten den Augenblick für einen kleinen Meinungsaustausch.
    „Ich weiß jetzt so ziemlich alles über Bananen, was man nur wissen kann. Aber es ist sehr interessant.“
    Leni nahm noch einen Schluck von dem leichten Rotwein, den Luis zusammen mit kaltem Hähnchen und Obst aus seinem Rucksack gezaubert hatte.
    „Ja, das hab ich bemerkt. Du hast ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen. Er dich übrigens auch nicht.“
    Barbara lachte genüsslich. Es machte ihr großen Spaß zu beobachten, wie die beiden sich immer wieder Blicke zuwarfen. Leni wiegelte ab.
    „Keine Ahnung, was du gesehen hast. Er kann interessant erzählen, das stimmt. Aber was soll ich mit einem Bananenbaron?“
    Luis schien allerdings ziemlich genaue Vorstellungen davon zu haben, was er vorhatte. Nachdem sie zurückgekehrt waren, hielt er Leni, die mit Barbara im Hotel verschwinden wollte, zurück.
    „Hat sich Ihr Misstrauen mir gegenüber etwas gelegt?“
    Seine weißen Zähne blitzten. Leni wand sich.
    „Sie dürfen das nicht persönlich nehmen, ich bin nun mal so, wenn ich jemand nicht kenne.“
    An seinem Benehmen gab es nichts auszusetzen. Er war höflich und rücksichtsvoll und dazu ein interessanter Erzähler.
    „No, Senora Leni, ich nehme das bestimmt nicht übel. Vorsicht ist immer gut. Sie wissen nichts von mir. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich nur die besten Absichten habe.“
    Was er wohl damit meinte, überlegte Leni. In ein paar Tagen war sie wieder zurück in Deutschland, und er würde sich weiter um seine Bananen kümmern.
    „Würden Sie mir die Freude machen, heute das Abendessen mit mir zu teilen? Nur wir beide. Als kleines Zeichen Ihres Vertrauens.“
    „Ich weiß nicht so recht.“
    Leni runzelte die Stirn. Was war mit Barbara? Sie wollte sie nicht allein lassen.
    „Sie brauchen sich keine Gedanken um Ihre Freundin zu machen“, sagte Luis, der genau zu wissen schien, was ihr durch den Kopf ging.
    „Heute Abend ist hier im Hotel Musik und Tanz. Da wird sie sich bestimmt auch allein gut amüsieren. Aber Sie möchte ich heute in ein schönes Restaurant entführen. Es ist nicht weit, gleich unten in der Altstadt. Wir können laufen, wenn Sie wollen.“
    Leni fielen keine weiteren Einwände ein. Mitten in der Stadt konnte ihr kaum etwas

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