Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Grimwood
Vom Netzwerk:
reichen vom Atlantik bis hierher. Wir stehen genau über der Heizung, die Europa davor bewahrt, eine neue Eiszeit zu bekommen.«
    Pamela hob das Gesicht in die Sonne, schloss die Augen und sog die frische salzige Luft ein. Ein plötzliches Geräusch riss sie aus ihren Träumereien, und als sie aufsah, erblickte sie einen großen weißen Reiher, der elegant auf das Boot herabstieß und dann, die langen Beine und den spitz zulaufenden Schnabel in aerodynamischer Symmetrie abgespreizt, in Richtung des namenlosen Riffs verschwand, an dem sie diesen Morgen geankert hatten.
    »Mein Gott.« Sie seufzte. »Ich möchte diesen Ort niemals verlassen.«
    Jeff lächelte und hob in stillem Einverständnis die Flasche Dos Equis.
    Pamela ging zur Seite des Bootes, lehnte sich an die Reling und blickte auf das funkelnde blaugrüne Meer hinaus, aus dem sie gerade aufgetaucht war. In der Ferne, nach Westen zu, schäumte das ruhige Wasser von den verspielten Neckereien einer vorbeiziehenden Delphinschule. Sie schaute ihnen eine Weile zu, dann drehte sie sich wieder zu Jeff um.
    »Es gibt etwas, dem wir bisher ausgewichen sind«, sagte sie. »Etwas, worüber wir hätten sprechen sollen, aber nicht gesprochen haben.«
    »Was denn?«
    »Warum ich diesmal so lange gebraucht habe, um mit der Wiederholung anzufangen. Warum ich anderthalb Jahre verloren habe. Wir haben das alles zu lange ignoriert.«
    Es stimmte. Sie hatten die lästige Abweichung von dem zyklischen Muster, das ihnen beiden so vertraut geworden war, nie erwähnt. Jeff war einfach dankbar gewesen, sie wieder zurückzuhaben; und sie hatte ihre eigenen Besorgnisse verdrängt, solange sie damit beschäftigt gewesen war, die Schule zu beenden und ihre Eltern mit heikler Diplomatie dazu zu bringen, ihre Beziehung zu Jeff zu akzeptieren.
    »Warum gerade jetzt darüber reden?«, fragte er. Seine sonnengebräunte Stirn legte sich in Falten.
    Sie zuckte mit den Achseln. »Wir müssen, früher oder später.«
    Er sah sie flehentlich an. »Aber für die nächsten zwanzig Jahre brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Können wir bis dahin nicht einfach Spaß haben? Die Gegenwart genießen?«
    »Wir könnten es nicht ignorieren«, sagte sie sanft, »jedenfalls nicht vollständig. Das weißt du.«
    »Wie kommst du darauf, wir könnten ausgerechnet dieses Phänomen erklären, nachdem wir über die Replays nicht das Geringste herausbekommen haben? Ich dachte, das Thema hätten wir erledigt.«
    »Ich meine nicht unbedingt, warum es passierte oder wie. Aber ich habe darüber nachgedacht, und ich glaube, es ist vielleicht Teil eines allgemeinen Musters, nicht nur eine einmalige Abweichung.«
    »Wieso? Ich weiß, ich bin selbst drei Monate später zurückgekommen als üblich, aber das ist vorher noch nie passiert, weder dir noch mir.«
    »Ich bin mir nicht so sicher. Bestimmt noch nie in diesem Ausmaß, aber es hat in den Replays eine … Asymmetrie gegeben, beinahe von Anfang an. Jetzt hat sie sich bloß beschleunigt.«
    »Eine Asymmetrie?«
    Sie nickte. »Denk mal darüber nach. Am Anfang deiner zweiten Wiederholung warst du nicht in deinem Zimmer im Wohnheim - du warst in einem Kino, zusammen mit Judy.«
    »Es war aber am gleichen Tag.«
    »Ja, nur … wie viel Zeit war verstrichen? Acht oder neun Stunden? Beim ersten Mal, als ich zurückkam, war es früher Nachmittag, beim darauf folgenden Mal aber war es mitten in der Nacht. Ich würde sagen, das war zwölf Stunden später.«
    Jeff wurde nachdenklich. »Beim dritten Mal - zu Beginn der vorletzten Wiederholung, als ich mit Judy zusammen in Martins Wagen saß …«
    »Ja?«
    »Ich nahm einfach an, es wäre am gleichen Abend, dass wir von einem Konzert der Birds nach Hause fuhren. Ich war so außer mir über den Verlust meiner Tochter Gretchen, dass ich meiner Umgebung nicht besonders viel Beachtung schenkte. Ich ließ mich einfach volllaufen und blieb ein paar Tage lang betrunken. Aber das Kentucky-Derby rückte diesmal irgendwie viel schneller näher. Ich brachte meine Wette durch Frank Maddock erst am Tag vorher unter. Ich erinnere mich, dass ich in meinem lädierten Zustand erleichtert war, wenigstens diese Gelegenheit nicht verpasst zu haben. Ich glaubte, ich hätte wegen des Saufgelages mein Zeitgefühl verloren, aber es könnte sein, dass ich die Wiederholung mit zwei oder drei Tagen Verspätung begonnen habe. Ich könnte an einem ganz anderen Abend mit Judy nach Hause gefahren sein.«
    Pamela nickte. »Ich habe damals auch nicht auf das

Weitere Kostenlose Bücher