Replay - Das zweite Spiel
ich.«
»Du wirst mir fehlen … Das weißt du.«
Sie küsste ihn, lange und leidenschaftlich. »Du mir auch, Lieber, du mir auch. Aber das Warten wird sich mehr als lohnen.«
14
P amela rückte die Quaste an ihrem Barett zurecht, blickte ins überfüllte Auditorium und entdeckte Jeff, der neben ihren Eltern saß. Ihre Mutter strahlte vor Stolz. Pamela fing Jeffs Blick auf, zwinkerte ihm zu und bekam ein schiefes Lächeln zurück. Sie waren sich beide der Komik der Zeremonie bewusst: Ihr, einer Frau, die praktizierende Ärztin, erfolgreiche Künstlerin und gefeierte Filmproduzentin gewesen war, wurde endlich das High-School-Diplom verliehen. Zum dritten Mal.
Es hatte ein erhebliches Maß an Zähigkeit erfordert, und sie war froh, dass Jeff Verständnis dafür gehabt hatte, wie zermürbend die vergangenen drei Jahre für sie gewesen waren.
Während seiner zweiten Wiederholung hatte auch er - auf College-Niveau - die Erfahrung des Wiedereintritts in die akademische Welt gemacht; aber erneut die High School zu durchlaufen, immer und immer wieder, das war die Hölle.
Ihre Beharrlichkeit hatte sich jedoch ausgezahlt, wie sie es sich gedacht hatte. Ihre Familie war etwas nachgiebiger geworden, als sie sechzehn wurde, eine wohlerzogene Musterschülerin, die kein Interesse zeigte, mit den Jungen ihrer eigenen Altersklasse auszugehen, und es wurde ihr erlaubt, Jeff zweimal die Woche zu treffen. Er mietete ein Apartment in Bridgeport und achtete peinlich genau darauf, sie jeden Freitag- und Samstagabend vor Mitternacht wieder nach Hause zu bringen. Was ihre Eltern betraf, sah das junge Paar eine Menge Filme; und wenn einmal irgendwelche Fragen gestellt wurden, konnten sie die Handlung von Morgan!, Georgy Girl oder Ein Mann für alle Jahreszeiten mühelos nacherzählen, da sie sie in den vergangenen Jahren mindestens zweimal gesehen hatten.
Als der restriktive elterliche Druck etwas nachließ, hatte das Arrangement auf eine seltsame Art sogar Spaß gemacht. Die zeitlichen Einschränkungen und die sich daraus ergebende Flüchtigkeit ihrer Leidenschaft hatten eine prickelnde erotische Spannung zur Folge gehabt. Sie hatten sich mit ihren neuen jungen Körpern geliebt, als wären sie nie zuvor miteinander intim gewesen, als hätten sie eine solche Sinnenlust nie zuvor miteinander - oder mit jemand anderem - geteilt.
Wenn ihre Eltern jemals wegen ihrer sexuellen Beziehung mit Jeff Verdacht schöpften - und das taten sie bestimmt -, dann hatten sie darüber ein bewundernswertes Schweigen bewahrt. Ihre anfängliche vorsichtige Duldung Jeffs hatte erst Akzeptanz, dann Zustimmung und schließlich einer regelrechten Zuneigung Platz gemacht. Die vier Jahre Altersunterschied, die in den Augen ihrer Eltern so befremdlich ausgesehen hatten, als sie achtzehn und vierzehn gewesen waren, hatten ganz normal gewirkt, als sie zweiundzwanzig und achtzehn waren. Außerdem waren ihre Eltern im Zeitalter von LSD und des promiskuitiven Nonkonformismus offensichtlich erleichtert darüber, dass Pamela eine feste Beziehung zu einem so anständigen, wohlerzogenen und wohlhabenden jungen Mann hatte.
Die letzten Zeugnisse waren ausgeteilt, und die frischgebackenen Schulabgänger rannten unter ausgelassenem Gelächter von der Bühne. Pamela bahnte sich ruhig einen Weg zu Jeff, der sie mit ihren Eltern erwartete.
»Oh, Pam«, sagte ihre Mutter, »du hast großartig dort oben ausgesehen. Neben dir sind alle anderen verblasst.«
»Meinen Glückwunsch, Schatz«, sagte ihr Vater und umarmte sie.
»Ich muss den Hut und den Talar zurückgeben«, wandte sich Pamela Jeff zu. »Dann können wir los.«
»Müsst ihr wirklich schon aufbrechen?«, fragte ihre Mutter gekränkt. »Ihr könntet zum Dinner bleiben und morgen früh losfahren.«
»Jeffs Familie erwartet uns Dienstagabend, Mom - wir sollten heute noch wenigstens bis Washington kommen. Hier, halt das«, sagte sie zu Jeff und reichte ihm das zusammengerollte Zeugnis. »Ich bin gleich wieder da.«
Im Umkleideraum der Mädchen legte sie die schwarze Baumwollrobe ab und zog einen blauen Rock und eine weiße Bluse an. Ein paar der anderen Mädchen gratulierten ihr schüchtern und sie ihnen, dennoch war sie von der allgemeinen Kameradschaft, den aufgeregten Gesprächen über Freunde, die Pläne für den Sommer und die unterschiedlichen Colleges, die sie im Herbst besuchen würden, auf subtile Weise ausgeschlossen. Diese Mädchen waren in ihrem ersten Leben ihre Freundinnen gewesen; sie hatte ihre
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