Replay - Das zweite Spiel
- in diesen paar Jahren hatte es seine weibliche Rundlichkeit verloren, war fast so eckig geworden wie Jeffs. Er fasste sie bei der Hand und zog sie auf die Beine. »Wir machen einen Spaziergang«, teilte er Hedges mit.
»Ich habe noch ein paar weitere Fragen.«
»Stecken Sie sich Ihre Fragen sonst wohin. Mir sind die Antworten ausgegangen.«
Hedges saugte am Life Saver und musterte Jeff mit seinen kalten blauen Augen. »Also schön«, sagte er. »Wir unterhalten uns nach dem Dinner weiter.«
Jeff setzte an, ihm ein weiteres Mal zu erklären, dass es nichts nützen werde, da die Welt jetzt eine unbekannte und ungewisse neue Bahn eingeschlagen habe und dass weder er noch Pamela irgendwelche Ratschläge parat hätten, doch er wusste, dass jeder Protest zwecklos war. Hedges glaubte immer noch, sie verfügten über eine Art von Psi-Begabung und könnten die zukünftigen Ereignisse auf der Grundlage jeder beliebigen Gegenwartskonstellation Vorhersagen. Als sich ihr Vorauswissen angesichts des drastisch veränderten Weltgeschehens zu verflüchtigen begann, hatte er ihnen den stillschweigenden, aber deutlich spürbaren Vorwurf gemacht, sie hielten Informationen zurück. Selbst die Sitzungen mit Natriumpentothal und Lügendetektor, zu denen man sie zwang, erbrachten inzwischen kaum noch brauchbare Daten, dennoch hatten sie aufgehört, sich gegen die Befragungen unter Drogen zu sträuben. Vielleicht, dachten sie, würde man sie ja in Ruhe lassen, wenn ihre Antworten immer wertloser wurden, sie eines Tages vielleicht sogar aus der unbefristeten ›Sicherheitsverwahrung‹ entlassen. Diese Hoffnung war unbegründet, wie sie beide wussten, obwohl sie sich immer noch daran klammerten; das war auf jeden Fall besser, als sich mit der offenkundigen Tatsache abzufinden, dass sie so lange hier bleiben müssten, bis sie abermals stürben.
Das Meer war ruhig und blau, und während sie an den Dünen entlangspazierten, konnten sie den Höcker der Insel Poplar vor der Ostküste sehen. Eine Gruppe von Booten rollte zwischen den Markierungsbojen, fischte auf den ergiebigen Muschelbänken der Chesapeake Bay. Jeff und Pamela schöpften so viel Trost aus der trügerischen Heiterkeit des vertrauten Anblicks, wie sie konnten, und taten ihr Bestes, die dunkel gekleideten Herren zu ignorieren, die im gleichbleibenden Abstand von zwanzig Metern paarweise vor und hinter ihnen gingen.
»Warum lügen wir ihnen nicht etwas vor?«, fragte Pamela. »Erzählen ihnen, dass es Krieg geben wird, wenn wir unsere Militärpräsenz im Iran aufrechterhalten. Herrgott noch mal, nach allem, was wir wissen, könnte es wirklich dazu kommen.«
Jeff bückte sich und hob ein schmales Stück Treibholz auf. »Sie würden es durchschauen, vor allem wenn sie uns unter Pentothal setzen.«
»Wir sollten es trotzdem versuchen.«
»Aber wer weiß, welche Auswirkungen eine solche Lüge haben würde? Reagan könnte sich dazu entschließen, einen Präventivschlag zu veranlassen. Es könnte dazu führen, dass wir einen Krieg beginnen, der sich jetzt noch vermeiden lässt.«
Pamela schauderte. »Stuart McCowan ist bestimmt glücklich«, sagte sie bitter, »wo immer er sein mag.«
»Wir haben getan, was wir für richtig hielten. Niemand konnte voraussehen, dass es so ausgehen würde. Es war auch nicht alles schlecht - wir haben eine Menge Menschenleben gerettet.«
»Man kann Menschenleben nicht einfach so gegeneinander aufwiegen.«
»Nein, aber…«
»Die unternehmen nicht mal mehr was gegen die Unwetter und Flugzeugabstürze«, sagte sie voller Abscheu und trat gegen einen Sandklumpen. »Die wollen, dass alle, besonders die Sowjets, glauben, wir seien einfach verschwunden. Deshalb lassen sie all die Menschen erbarmungslos sterben … Es schert sie einen Dreck!«
»Sie sterben, wie sie immer schon gestorben sind.«
Pamela fuhr mit wutverzerrtem Gesicht zu ihm herum, was er von ihr gar nicht gewohnt war. »Das macht es nicht ungeschehen, Jeff! Wir wollten die Welt diesmal zu einem besseren, sichereren Ort machen - in Wirklichkeit aber ging es uns nur um uns selbst, darum, herauszufinden, wie lange sich unsere eigenen kostbaren kleinen Leben noch verlängern lassen. Und nicht einmal das haben wir geschafft.«
»Es ist immer noch möglich, dass die Wissenschaftler herausfinden, wie…«
»Da scheiß ich drauf! Wenn ich mir die Nachrichten ansehe und an die vielen Menschen denke, die aufgrund unserer Vorhersagen gestorben sind, an die Terrorakte, die Militäraktionen,
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