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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Grimwood
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den womöglich bevorstehenden Weltkrieg… Wenn ich mir das klar mache, wünschte ich… ich wünschte, ich hätte diesen gottverdammten Film nie gemacht, ich wünschte, du wärst nie nach Los Angeles gekommen und hättest mich nie gefunden.«
    Jeff schleuderte das Treibholz fort und musterte sie ungläubig und voller Qual. »Das ist nicht dein Ernst«, sagte er.
    »Doch, ist es! Ich bedaure, dich jemals kennen gelernt zu haben!«
    »Pamela, bitte…«
    Ihre Hände zitterten, ihr Gesicht war rot vor Zorn. »Ich werde nicht mehr mit Hedges sprechen. Mit dir will ich auch nicht mehr sprechen. Ich ziehe in eins der Zimmer im dritten Stock. Du kannst ihnen jeden Scheißdreck erzählen, der dir passt. Mach nur weiter, führ uns in einen Krieg, jag den ganzen verdammten Planeten in die Luft!«
    Sie drehte sich um und lief fort, fiel ungeschickt in den Sand und richtete sich wieder auf, rannte aufs Haus zu, das ihr Gefängnis war. Eines der Bewacherteams lief ihr nach, das andere schloss von beiden Seiten zu Jeff auf. Er sah ihr nach, beobachtete, wie die Männer sie ins Hausinnere geleiteten. Hedges stand an der Tür, und Jeff hörte, wie sie ihn anschrie, doch die sommerliche Brise, die von der Bucht her wehte, verschluckte ihre Worte, erstickte ihre Schreie.
    Er erwachte in einer kalten, synthetisch riechenden Luftströmung. Scharfe, dünne Sonnenstrahlen drangen durch die halb geschlossenen Schlitze der Jalousie vor dem Fenster und erhellten das spärlich möblierte Schlafzimmer. Ein tragbares Stereogerät stand stumm auf dem Boden vor dem Bett, und ein alter Kassettenrecorder und ein Mikrofon mit dem WIOD-Firmenlogo lagen auf einem Wäschestapel auf der Kommode.
    Ein fernes Läuten durchdrang das Summen der Klimaanlage. Jeff begriff, dass es die Türklingel war. Wer immer es war, er würde irgendwann Weggehen, wenn er nicht aufmachte. Er blickte auf das Buch in seinen Händen: ›Der Algier-Zwischenfall‹ von John Hersey. Er warf es beiseite, schwang die Füße vom Bett und trat ans Fenster. Er hob eine der weißen Lamellen an, spähte hindurch und sah eine lange Reihe prächtiger Palmen. Jenseits davon erstreckte sich nichts als flaches Marschland, bis zum Horizont.
    Es klingelte wieder, dann hörte er das näher kommende Heulen eines Düsenflugzeugs, sah es einige hundert Meter hinter den Palmen vorübergleiten. Es landete in Fort Lauderdale Hollywood International, machte Jeff sich klar. Dies war sein Apartment in Dania, eine Meile vom Strand entfernt und zu nahe am Flugplatz, doch es war der erste Ort, den er wirklich sein Eigen nennen konnte, seine erste ganz und gar private Wohnung als Erwachsener. Er arbeitete in seiner ersten Ganztagsstelle als Journalist in Miami, stand am Anfang seiner Karriere.
    Er sog die schale gekühlte Luft ein und setzte sich auf das zerknautschte Bett. Er war termingerecht gestorben, um sechs Minuten nach eins am 18. Oktober 1988; es hatte keinen totalen Krieg gegeben, noch nicht, obwohl die Welt kurz davor gestanden hatte …
    Die Klingel ertönte erneut, lang anhaltend diesmal, hartnäckig. Verdammt noch mal, warum gingen sie nicht einfach weg? Das Klingeln hörte auf, kurz darauf ertönte die Glocke zum vierten Mal. Jeff zog ein T-Shirt und ein Paar abgeschnittener Jeans vom Wäschestapel auf der Kommode an und schlappte verärgert aus dem Zimmer, um den Besucher abzuwimmeln, wer immer es sein mochte. Als er ins Wohnzimmer trat, empfing ihn ein drückend heißer, feuchter Luftschwall; die Klimaanlage war offenbar nicht in Ordnung, was wohl der Grund dafür gewesen war, dass er sich am helllichten Tag im Schlafzimmer aufgehalten hatte. Selbst der breitblättrige Farn in der Ecke war infolge der klaustrophobischen Hitze welk geworden. Jeff riss die Tür gerade in dem Moment auf, als die Klingel ein weiteres Mal mit ihrem durchdringenden Läuten begann.
    Draußen stand Linda, lächelnd, die blonden Strähnen im welligen rostbraunen Haar von der hinter ihr stehenden Sonne hell beleuchtet. Seine Frau, seine Ex-Frau, seine Noch-nicht-Frau Linda, strahlend im unverhohlenen Überschwang ihrer frisch erwachten Liebe, in der ausgestreckten Hand ein Strauß Gänseblümchen. Alle Gänseblümchen dieser Welt, so schien es, und aus ihrem lieben, unvergessenen Gesicht leuchtete die innige Wonne und Fülle der Jugend.
    Jeff fühlte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten, doch er konnte den Blick nicht von ihr abwenden, getraute sich nicht einmal zu blinzeln, aus Angst, auch nur einen kostbaren

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